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Machtwechsel im Snooker
Ein chinesischer Weltmeister ist nur eine Frage der Zeit

Lei Peifan stosst während des zweiten Rundenmatches gegen Zhao Xintong bei der Halo Weltmeisterschaft 2025 im Crucible Theatre, Sheffield, England.
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In Kürze:
  • Chinesische Spieler stellen erstmals an einer Snooker-WM zehn Teilnehmer, sechs stehen im Achtelfinal.
  • Jungtalent Peifan Lei bezwingt sensationell den amtierenden Weltmeister Kyren Wilson.
  • Chinesische Snooker-Akademien bilden systematisch neue Talente in Schulen aus.

Als hätte es eines perfekten Beispiels bedurft: In der ersten Runde der Snooker-WM traf Kyren Wilson, der Titelverteidiger aus England, dem Mutterland der Sportart, auf einen Chinesen. Auf die Nation also, die es sich auf die Fahne geschrieben hat, diese Sportart zu dominieren.

Lei Peifan ist gerade mal 21 Jahre alt, war bis letzten Dezember noch die Weltnummer 84, gewann dann die Scottish Open und überstand als aktuelle Weltnummer 39 die WM-Qualifikation. Denn nur die besten 16 der Weltrangliste sind direkt für die WM spielberechtigt. So wollte es die Auslosung, dass WM-Debütant Lei dem Weltmeister gegenüberstand – und diesen mit 10:9 Frames besiegte. «Das fühlt sich unglaublich an», sagt Lei.

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Ding Junhui sieht in Sheffield eine Tendenz

Lei ist einer von zehn Chinesen, die zurzeit an der WM im ehrwürdigen Crucible von Sheffield um den Titel kämpfen. Vier von ihnen befinden sich bereits unter den besten 16 der Weltrangliste, sechs haben sich für das Endturnier durch die Qualifikation gekämpft. Noch nie waren so viele Chinesen am wichtigsten Turnier des Jahres vertreten – sechs von ihnen stehen im Achtelfinal.

Ding Junhui, der berühmteste, erfolgreichste und bestklassierte Chinese in der Weltrangliste (10.), sieht eine klare Tendenz. Der 38-Jährige ist der Meinung, die chinesische Dominanz habe gerade erst begonnen. Und er weiss auch, warum die britischen Spieler in Zukunft Mühe haben werden, sich zu behaupten.

Ding Junhui spielt einen Stoss während des Snooker-Weltmeisterschafts-Matchs im Crucible Theatre, Sheffield, 2025.

«Ich glaube, die jungen britischen Spieler sind nicht ganz auf eine Sportart fokussiert, und sie sind so frei in dem, was sie tagsüber tun.» Hingegen seien chinesische Snooker-Spieler von Tag zu Tag fokussiert. «So werden sie schon in so jungen Jahren stark», ist Junhui überzeugt.

Chinesische Spieler: Auch die Snooker-Weltnummer 1 warnt

Dass das nicht nur leere Worte sind, bestätigt die Weltnummer 1, der Engländer Judd Trump, der in der ersten Runde den Chinesen Yuelong Zhou 10:4 besiegte. «Ich denke, es sind besorgniserregende Zeiten für den Rest der Spieler, wenn die Chinesen diese Art von Arbeitsmoral und Hunger beibehalten, die einige der jüngeren Generation vielleicht nicht mehr haben», so der 35-Jährige.

So scheint ein erstmaliger, chinesischer Weltmeister nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Wird es bereits an diesem Turnier der Fall sein? Vor zwei Jahren wäre das noch unvorstellbar gewesen.

Denn 2023 wäre der Snooker-Boom in China beinahe zum Erliegen gekommen, der Grund: Spielmanipulation. Zehn Spieler, die in einen Ring von Spielmanipulationen verwickelt waren, wurden gesperrt, darunter Xintong Zhao, der nun wieder mittun darf. Er qualifizierte sich als Spieler mit Amateurstatus, den hat er noch aufgrund der Sanktionen gegen ihn.

Zhao Xintong aus China besiegt Jak Jones aus Wales während des Erstrundenmatches am dritten Tag der Halo Snooker-Weltmeisterschaft 2025 im Crucible Theatre am 21. April 2025 in Sheffield, England.

Zurzeit gibt es gegen 60 Millionen aktive chinesische Spieler. Der Startschuss für den Boom in China gab unter anderem Junhuis Erfolg als 18-Jähriger, als er 2005 die China Open gewann und wenige Monate später auch die UK Championships.

So wurde er zum nationalen Helden und die Medien berichteten vermehrt über die Sportart. Junhui stand 2016 als erster Chinese im WM-Final, verlor diesen aber gegen den Engländer Mark Selby.

«Das Spiel steht auch auf dem Sportlehrplan der Schulen»

Unherd.com

Zwar gebe es keine Anzeichen für strategische Investitionen der chinesischen Regierung im Snooker, «jedoch haben lokale Beamte Snooker-Akademien eingerichtet. Das Spiel steht auch auf dem Sportlehrplan der Schulen. Es gibt sogar sogenannte Snooker-Hochschulen, wie die International Billiards Academy in Yushan, in denen die Schüler neben beruflichen Fächern auch in der Kunst des Billardspiels unterrichtet werden», schreibt Unherd.com.

Noch ist es ein Bild, an das sich viele Snooker-Fans gewöhnen müssen: Auf der einen Seite die traditionelle britische Sportart mit ihren zahlreichen Vorschriften wie dem Dress-Code (Anzug und Fliege) und der Etikette, dass die Spieler eigene Fehler melden, sich nicht laut aufregen dürfen und die Fans so leise wie nur möglich sein müssen.

Auf der anderen Seite sind da die chinesischen Spieler, die sich seit einigen Jahren auf dem Vormarsch befinden und den Traditionalisten mit ihrem selbstsicheren Auftreten sowie den sich akkumulierenden Erfolgen ein Dorn im Auge sind.

Dazu sagt Snooker-Analyst Lewis Pirnie: «Ich denke, dass diese ständige Rückbesinnung auf die Vergangenheit ein echtes Problem ist. Das Spiel hat sich weiterentwickelt, und wir sollten uns für die jüngeren Spieler einsetzen. Wir haben mehrere Turniersieger aus China, und es gibt immer noch Kommentatoren, die ihre Namen nicht richtig aussprechen können.»

Snooker-WM könnte nach China ziehen

Damit nicht genug, es könnte gar noch schlimmer kommen, es droht der Wegzug der Snooker-WM aus Sheffield. Denn der Vertrag mit dem Crucible läuft noch für dieses und nächstes Jahr. Es stellt sich die Frage, wo die WM 2027 stattfindet. Die finanziellen Mittel und das Fassungsvermögen von nur 980 Sitzen sprechen gegen das Crucible. Saudiarabien und China kommen als Alternativen infrage, «wir müssen mit der Zeit gehen», sagt Barry Hearn, Präsident von Matchroom Sport, das für die Vermarktung zuständig ist.

Was früher wie ein plumper Verhandlungszug geklungen hätte, hat auf einmal sportlich gute Argumente. Den Briten droht auf dem Snookertisch wie beim Austragungsort ein empfindlicher Verlust. Spätestens am Montag, 5. Mai, ist klar, ob es bereits heuer für einen chinesischen Weltmeistertitel reicht.