Zum Tod von Alex KrauerEr war der Anti-Vasella
Der frühere Ciba-Geigy- und Novartis-Präsident ist tot. Er galt als Manager der alten Schule. Sein direkter Nachfolger Vasella verkörperte das genaue Gegenteil.
Der frühere Novartis-Präsident Daniel Vasella ist noch immer fast allen in der Schweiz ein Begriff. Mit dem Skandal um seine geplante Abgangsentschädigung von 72 Millionen Franken kurz vor der Abzockerinitiative hat er sich in die Wirtschaftsgeschichte eingeschrieben. Sein direkter Vorgänger als Novartis-Präsident war Alex Krauer. Er stand für das genaue Gegenteil und verkörperte das Ethos der Schweizer Wirtschaft. Und er ist damit weitgehend in Vergessenheit geraten. Mit seinem Tod im Alter von 90 Jahren lebt sein Andenken nun auf.
Krauer war zunächst Präsident der Chemiefirma Ciba-Geigy. Dort schaffte er die Hierarchien weitgehend ab und führte eine breite Unterschriftsberechtigung ein. Er war ein Unboss, noch bevor es diesen Begriff gab. Selbst Greenpeace scheiterte an ihm: Bei einer winterlichen Aktion gegen eine Anlage des Chemieriesen liess Krauer den Protestlern heissen Tee bringen, der Konzern kam so nicht als Feindbild rüber. Krauer war durchaus für Umweltanliegen offen und sprach sich für einen geringeren Einsatz von Pestiziden aus.
«Alles, was es brauchte, wäre Sinn für Mass.»
Vasella kehrte dieses Bild. Krauer war zwar nach der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz zu Novartis zunächst Präsident des neuen Pharmariesen, aber er schied 1999 aus – angeblich soll dies bei dem Zusammenschluss schon festgelegt worden und die Vormachtstellung von Sandoz geplant worden sein. Vasella übernahm und erklärte, «soziale und ökologische Verantwortung» stehe «nicht mehr so auf unseren Fahnen wie früher». Und er veränderte den Konzern entsprechend dem früheren Sandoz-Stil zu einem Fürstenhaus, bei dem Saläre und Kult um das Topmanagement jährlich wuchsen.
Auf elegante Art kritisierte Krauer in einem Leserbrief an die NZZ seinen Nachfolger. Dabei liess er Vasellas Namen noch nicht einmal fallen, sondern mahnte nur, vor einer «Gefahr, unternehmerische Fehlentscheide» zu treffen, wenn Konzernchefs ihre Motivation aus dem Einkommen beziehen. «Alles, was es brauchte, wäre Sinn für Mass», lautete Krauers abschliessender Satz.
Kurzzeitig war Krauer auch UBS-Präsident. Nachdem Mathis Cabiallavetta wegen des Verlustes von der heute als gering geltenden Summe von knapp einer Milliarde Franken bei riskanten Anlagegeschäften von diesem Posten zurückgetreten war, sprang der Basler 1998 ein. Er blieb jedoch nur zwei Jahre bei der Zürcher Grossbank. Seine Nachfolge übernahm dann ein anderer Basler: Marcel Ospel, der zuvor Chef der Grossbank gewesen war.
Krauer war mehrfacher Grossvater und Urgrossvater und lebte bis zuletzt in seinem Haus in Riehen.
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