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Joe Bidens Kandidat
Er soll die USA aus der Pandemie führen

Xavier Becerra, hier vor dem Supreme Court in Washington, hat als Justizminister von Kalifornien auch bisher schon Einfluss in Washington gehabt.
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Für Donald Trump war er ein ständiger Quell des Ärgers, ein lautes Störsignal aus dem Westen. Xavier Becerra trägt eine grosse Verantwortung dafür, dass sich der scheidende Präsident während seiner Amtszeit so oft und so öffentlich über Kalifornien aufgeregt hat. Becerra ist der kalifornische Generalstaatsanwalt, also Justizminister, und in den vergangenen Jahren zog er im Namen des Bundesstaates gegen fast alles vor Gericht, was die Trump-Regierung sich an Gesetzen und Erlassen ausdachte. Egal, ob die Administration in Washington Umweltschutzauflagen kippte, die Migrationspolitik verschärfte oder den Zugang zum Gesundheitssystem beschränkte: Becerra war zur Stelle. Mehr als 100 Klagen hat er eingereicht, nicht selten hatte er Erfolg.

Nun wechselt Becerra quasi die Seite: Er wird vom Gegenspieler der Bundesregierung zu einem ihrer führenden Vertreter. Der designierte Präsident Joe Biden hat angekündigt, den 62-Jährigen zum Gesundheitsminister zu ernennen. Becerra wird, wenn er vom Senat bestätigt wird, Teil von Bidens Team, das sich um die Bekämpfung der Corona-Pandemie kümmert. Das Amt ist kein glamouröser, aber ein wichtiger Kabinettsposten: Der Gesundheitsminister führt 80’000 Mitarbeiter und verwaltet ein Budget von 1,2 Billionen Dollar. Zudem hat er die Aufsicht über die Zulassungsbehörde FDA und die Seuchenschutzbehörde CDC.

Vater Erntehelfer, Mutter Sekretärin

Becerra wäre der erste Latino auf diesem Posten, so wie er schon oft in seinem Leben irgendwo der Erste war. Er wuchs im kalifornischen Sacramento in einer mexikanischen Einwandererfamilie auf. Der Vater arbeitete als Erntehelfer auf den Gemüsefeldern Kaliforniens und im Strassenbau, die Mutter zog vier Kinder gross und verdiente daneben Geld als Sekretärin. Becerra spricht oft über diese Zeit. Sein Vater sei früher nie als Bürger behandelt worden, erzählte er einmal. «Er konnte manche Restaurants nicht betreten, weil draussen auf einem Schild stand: ‹Keine Hunde oder Mexikaner zugelassen.› Er erntete die Lebensmittel, die sie in diesen Restaurants auftischten, aber er durfte selbst nicht davon essen.»

Als Jugendlicher half Xavier Becerra seinem Vater oft auf der Baustelle. Als Erster in seiner Familie besuchte er eine Universität. Er studierte Wirtschaft und Recht, danach zog es ihn in die Politik: Er wurde für die Demokraten zuerst in das Landesparlament von Kalifornien, bald darauf in das Repräsentantenhaus in Washington gewählt. Dort arbeitete er sich während fast 25 Jahren zu einem der einflussreichsten Abgeordneten seiner Partei hoch.

Verbündeter von Kamala Harris

In der Partei wird er schon lange für ein Amt in der Bundesregierung gehandelt, Verbündete hatten ihn als möglichen Justizminister ins Spiel gebracht. In seinem künftigen Job als Gesundheitsminister wird Becerra, der mit einer Ärztin verheiratet ist und mit ihr drei Töchter hat, auf eine alte Bekannte treffen: Kamala Harris. Die designierte Vizepräsidentin war bis 2017 selbst Generalstaatsanwältin von Kalifornien. Nach ihrer Wahl in den Senat wurde Becerra vom kalifornischen Gouverneur zu ihrem Nachfolger ernannt. Schon in den vergangenen vier Jahren sprachen sich Becerra und Harris oft ab, wenn es darum ging, Trumps Politik etwas entgegenzustellen. Nun sitzen sie bald beide am gleichen Tisch – in Bidens Kabinett.