100-jähriger Fussballfan aus ArgentinienEr ist Lionel Messis grösster Bewunderer
Hernán Mastrángelo macht seit Jahrzehnten für jedes Messi-Goal eine handschriftliche Notiz. Dafür wurde er nun mit einem Video belohnt.
Es ist eine jener Geschichten, die man als kitschig abtäte, käme sie in einem Film oder in einem Roman vor. Aber diese hier, die Geschichte um den hundertjährigen Argentinier Hernán Mastrángelo und Lionel Messi, den besten Fussballer der Welt, ist wahr.
Und sie geht so: Seit Mastrángelo 86 Jahre alt ist, macht er sich jedes Mal von Hand eine Notiz, wenn Messi ein Tor erzielt. Er hält jeweils Datum, gegnerische Mannschaft und die Gesamtzahl von Messis Treffern fest – der letzte Eintrag ist das Goal beim Elfmeterschiessen in der Copa América gegen Kolumbien, erzielt am Dienstag, dem 6. Juli – «un zurdazo», wie die spanische Zeitung «El País» schrieb, ein Gewaltschuss mit links.
Und warum geht Hernán Mastrángelo dieser seltsamen Beschäftigung nach?
Weil sein Sohn, ein Architekt namens Eduardo, 2001 nach Spanien geflohen ist, während in Argentinien wieder einmal die Welt unterging: Hyperinflation, Staatsbankrott, die Mittelschicht fällt ins Elend und die Armen stürzen ins Bodenlose, Massendemonstrationen, die Staatspräsidenten kommen und gehen im Rhythmus des Töpfegeklappers, das der Volkszorn von den Balkonen erschallen lässt.
Ein Jahr später reisen Eduardos Frau Patricia und ihr vierjähriger Sohn Julián dem Vater nach. Hernán Mastrángelo verliert seinen geliebten Enkel. Ein Vierjähriger vergisst schnell, bald sind Argentinien und der Grossvater eine verblassende Erinnerung, die nur manchmal, in den Erzählungen der Eltern, etwas Farbe erhält.
Ein Thema gegen die Fremdheit
In Spanien wird der heranwachsende Julián Fan des FC Barcelona und damit auch von Lionel Messi, dem Star aus dem Land seiner Eltern und seines Grossvaters. Der Fussballer ermöglicht es Grossvater und Enkel, am Telefon sofort ein Gesprächsthema zu finden und Fremdheit gar nicht erst aufkommen zu lassen.
In «El País» sagt Julián: «Ich fragte meinen Grossvater jeweils, ob er den letzten Match gesehen habe, und er antwortete, er habe sich sogar Messis Tore notiert.»
Julián lebt mittlerweile wieder in Argentinien, er ist jetzt 24 Jahre alt. Mastrángelo hat die Gewohnheit, Messis Tore zu notieren, auch nach der Rückkehr seines Enkels beibehalten.
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Kürzlich veröffentlichte Julián das grossväterliche Konvolut auf seinem Instagram-Kanal. Der Eintrag wurde tausendfach geteilt, und auch Lionel Messi ist die Geschichte von seinem seltsamen Fan zu Ohren gekommen.
Diese Woche erreichte Hernán Mastrángelo ein Video seines Idols, schnell und entschlossen wie einer seiner Torschüsse: «Hallo Hernán, ich habe deine Geschichte gehört. Das ist verrückt, nicht einmal ich habe all die Tore notiert. Deshalb wollte ich dir eine grosse Umarmung schicken und mich für das bedanken, was du tust. Wir sehen uns, ciao.»
Es fliessen die Tränen
Als Julián seinem Grossvater das Video vorspielt, ist der 100-Jährige erstaunt, gerührt und überschwänglich dankbar. Sein Enkel kämpft mit den Tränen, und natürlich ist auch dieses Video bereits wieder millionenfach angeklickt worden.
Als die erste Fotografin in Mastrángelos Wohnung in der Peripherie von Buenos Aires erscheint, sagt der plötzlich Berühmte zu seiner Frau Ángela, mit der er seit 70 Jahren verheiratet ist: «Kämm mir bitte mal die Locken.»
Früher, erzählt Julián, habe sein Grossvater wenige Minuten gebraucht, um ein Messi-Tor zu notieren. Heute dauere es manchmal eine halbe Stunde.
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