Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Lionel Messi und FC Barcelona
Müssen 10 Spieler gehen, damit Messi bleiben kann?

Da dürfte selbst Lionel Messi erschrecken: Um die Finanzen des FC Barcelona steht es sehr schlecht.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Optimistisch sind sie beim FC Barcelona. In den sozialen Medien feierten sie Argentiniens Triumph bei der Copa América, gratulierten «ihrem» Lionel Messi zum Gewinn seiner ersten Nationalteam-Trophäe seit Olympia 2008. Nur: Aktuell ist der sechsfache Weltfussballer gar nicht mehr Barça-Spieler, seit 1. Juli ist er vertragslos. Zwar hiess es am Mittwoch, Verein und Fussballer hätten sich auf eine Verlängerung geeinigt. Offiziell gemacht werden kann der Deal jedoch noch nicht – viel zu schwierig ist Barcelonas finanzielle Situation. Und ausgerechnet die Liga droht, die Fortsetzung dieser Fussball-Ehe zu verhindern.

«Viel schlimmer als befürchtet» sei der Blick in die Clubkasse gewesen, sagte der neu gewählte Präsident Joan Laporta kürzlich. Rund eine halbe Milliarde weniger nahm der 26-fache spanische Meister vergangene Saison aufgrund der Pandemie ein, der ohnehin schon erhebliche Schuldenberg wächst und wächst. Dumm nur, dass vor Ausbruch von Corona die Löhne bereits 70 Prozent der Einnahmen verschlangen. Der frühere Barça-CEO Ferran Soriano, heute für Manchester City tätig, rechnet in seinem Buch «La pelota no entra por azar» (zu Deutsch: «Der Ball geht nicht per Zufall rein») vor: Ein gesunder Betrag für die Saläre wären 50 bis maximal 65 Prozent. Dass der vorherige Präsident Josep Maria Bartomeu dies ignorierte, wird den Katalanen jetzt zum Verhängnis.

Nicht mal mehr die Hälfte von Real

Die spanische Liga hat nämlich ein eigenes Financial Fairplay, ein Lohndach, das sich an den Einnahmen der Clubs orientiert. Vor Corona betrug dieses Dach bei Barça 671 Millionen Euro, schrumpfte vergangene Saison auf 347 und soll aktuell noch bei rund 170 Millionen liegen, wie mehrere spanische Zeitungen schreiben. Zum Vergleich: Real Madrid dürfte etwas mehr als 400 Millionen für Löhne ausgeben, Meister Atlético 253 Millionen, Sevilla um die 180 Millionen.

Weiter besagt die Regel, dass keine neuen Spieler für die Meisterschaft eingeschrieben werden dürfen, sollte die Salärobergrenze überschritten sein. Und weil Messis Vertrag Ende Saison auslief, ist er wie die bis dato getätigten Zuzüge Sergio Agüero, Memphis Depay, Eric Garcia (alle ablösefrei) und Emerson (kostete 9 Millionen) von dieser Regel betroffen. Einfach ausgedrückt: Barça muss 200 Millionen an Löhnen und Amortisationen einsparen, bevor überhaupt daran zu denken ist, Messi einzuschreiben – oder möglichst viel an Transfereinnahmen generieren. Oder am besten gleich beides.

Nur: Gerade beim letzten Punkt ist Spaniens Ligapräsident Javier Tebas keine allzu grosse Hilfe. Dabei versprach sich Laporta noch von einer Sitzung mit Tebas, auf Gnade zu stossen und eine Art «Lex Messi» einführen zu können, indem die Liga den Vereinen aufgrund der Corona-Pandemie etwas entgegenkommt. Doch von Tebas kam nicht nur eine Abfuhr. Der starke Mann der Liga schickte in mehreren Interviews hinterher, dass Barcelona wohl zehn Spieler, darunter Grossverdiener, abgeben müsse, um Messis Vertrag verlängern zu können. Es ist offenkundig, dass eine solche Aussage Barças Position am Verhandlungstisch mit möglichen Interessenten nicht unbedingt stärkt. Oder wie will Sportchef Mateu Alemany Geld für einen Spieler verlangen, wenn das Gegenüber weiss, dass der Fussballer notfalls auch fast gratis abgegeben werden muss? Wie vergangene Saison unter anderen Luis Suárez, Arturo Vidal und Ivan Rakitic.

Aus finanziellen Gründen musste Luis Suárez (rechts) den FC Barcelona verlassen.

Dass Barcelona dennoch mit allen Mitteln versucht, seinen Superstar zu halten, hat – nebst den sportlichen Gründen und der emotionalen Verbundenheit (seit 20 Jahren im Verein) – vor allem einen finanziellen Hintergrund. Trotz seines Bruttolohns von fast 100 Millionen Euro jährlich war Messi all die Jahre gewinnbringend – Studien zufolge ist er für 30 Prozent aller Einnahmen des FC Barcelona verantwortlich. Oder anders ausgedrückt: In den vier Saisons von 2016/17 bis Juni 2020 kostete er zwar 383’655’000 Euro, brachte aber 619’265’000 Euro ein.

Klar also, dass der Verein ihn unbedingt halten möchte. Zumal Messi auch in der abgelaufenen Saison wieder herausragende Leistungen zeigte. Er war Torschützenkönig der Liga, ebenso jüngst bei der Copa América, wo er auch noch die meisten Assists beisteuern konnte. Und wer so klamm ist wie Barça, der muss halt kreativ werden. Diversen Medienberichten zufolge hatte ihm Präsident Joan Laporta zunächst einen Zehnjahresvertrag angeboten. In dieser Zeit hätte er verdienen sollen, was er nach aktuellem Salär in zwei Jahren erhalten hätte. Das neue Arbeitspapier sah vor, dass er noch zwei Jahre bei Barcelona spielt, danach deren zwei in den USA – eines seiner Ziele, wie Messi vor einigen Monaten offenbarte. Und nach Abschluss seiner Karriere hätte der 34-Jährige als Botschafter an den Verein gebunden werden sollen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Dem Vernehmen nach war Messi gegenüber diesem Angebot durchaus aufgeschlossen, fraglich war jedoch, ob der spanische Fiskus eine solche Lohntrickserei durchgehen lässt. Und da ist Messi ein gebranntes Kind: Vor einigen Jahren musste er sich in einem öffentlichen Prozess bereits wegen steuerlicher Ungereimtheiten verantworten, er wurde zu einer Geldstrafe in Millionenhöhe verurteilt. Andererseits haben die Steuerbehörden sicher wenig Interesse daran, auf die jährlich 50 Millionen Euro zu verzichten, die allein Messis Bruttolohn an Einnahmen bedeuten.

Muss für Messi Griezmann weg?

Ziemlich kompliziert – und dennoch momentan das kleinere Problem Barcelonas. Zunächst muss die Lohnsumme reduziert werden. Verdiente Spieler wie Sergio Busquets oder Sergi Roberto sollen dafür ihr Salär um rund 40 Prozent reduzieren (müssen), zudem stehen viele Spieler auf der Transferliste. Abnehmer sucht Barça beispielsweise für Coutinho, Anfang 2018 für über 120 Millionen Euro gekommen. Für den derzeit verletzten Brasilianer fehlen aber die Offerten. Für mehr Hoffnung sorgt die Causa Antoine Griezmann. Mittlerweile nimmt ein Tausch mit Atlético Madrids Saúl Ñíguez Formen an, damit liesse sich die Lohnsumme um rund 30 Millionen Euro senken. Auf diese Gerüchte angesprochen, sagte Trainer Ronald Koeman vor wenigen Tagen, er würde sich wünschen, dass Griezmann gehalten werden könne. Aber: «Messis Verbleib hat klare Priorität.»

Was bei allen Sparmassnahmen, Tricksereien und Verhandlungen kaum diskutiert wird: Will Messi überhaupt bleiben? Vor einem Jahr hatte er die Kündigung eingereicht, wurde aber quasi zum Verbleib gezwungen. Schliesslich konnte es sich kein Verein leisten, die in der Ausstiegsklausel vermerkten 700 Millionen Euro hinzublättern.

Seither ist viel passiert, vor allem aber ist Präsident Josep Maria Bartomeu durch den massiv beliebteren Laporta ersetzt worden. Messi und Laporta pflegen ein gutes Verhältnis. Zudem sollen zuletzt Paris Saint-Germain und Manchester City – wohl die beiden einzigen Vereine, die Messis Gehalt bezahlen könnten – Abstand von einer Verpflichtung genommen haben. Und mittlerweile sollen sich Barça und Messi gemäss diversen Medienberichten gar einig sein: Ein Fünfjahresvertrag soll es werden, der Argentinier dabei eine Lohnreduktion von über 50 Prozent in Kauf nehmen. Der Weg, die vielleicht letzte grosse Ehe im europäischen Spitzenfussball weiterzuführen, wäre also frei. Eigentlich.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.