Phänomen VTuberEin 26-Jähriger ist mit virtuellen Youtube-Stars zum Milliardär geworden
Riku Tazumi monetarisiert einen weltweit wachsenden Trend. Das Unternehmen des Japaners debütierte im Juni an der Börse. Seither hat sich der Wert von Anycolor verachtfacht.
Gegründet hat Riku Tazumi sein Unternehmen 2017 als 21-jähriger Student. Fünf Jahre später gehört er zu den jüngsten Milliardären Japans. Anycolor profitiert von einem Trend in Japan, bei dem echte Youtube-Stars zu virtuellen werden. Die Talentagentur verwaltet derzeit unter dem Markennamen Nijisanji rund 150 sogenannte VTuber (Virtual Youtuber) – davon 26 in englischsprachigen Ländern. Die Webvideoproduzenten treten dabei als computeranimierte Avatare vor die Kamera und streamen ihre Inhalte auf Plattformen wie Twitch oder Youtube.
Anycolor ging im Juni dieses Jahres an die Börse in Tokio. Binnen weniger Monate verachtfachte sich der Wert des Unternehmens. Die in Tokio ansässige Firma hat mittlerweile einen Wert von rund 270 Milliarden Yen (rund 2,5 Milliarden Franken). Laut Bloomberg besitzt der Gründer Riku Tazumi 45 Prozent des Unternehmens und ist damit einer der jüngsten Milliardäre des Landes.
«Talentagenturen sind in Japan traditionell ein sehr starkes Geschäft», erklärt Masahiro Hasegawa Bloomberg. Er ist Analyst beim Forschungsunternehmen Humanmedia in Tokio. «Die Leute wetten darauf, dass dies die nächste Generation solcher Unternehmen ist.»
Der Betriebsgewinn von Anycolor belief sich in den Monaten von Mai bis Juli 2022 auf rund 2,1 Milliarden Yen (rund 14 Millionen Franken). Eine Verdreifachung des Betriebsgewinns gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie das Unternehmen in seinem Finanzbericht schreibt. Der Umsatz für den globalen Service in Englisch – der von aus- und inländischen Zuschauern genutzt wird – verdoppelte sich auf rund 1,6 Milliarden Yen. Die geschauten Minuten in englischsprachigen Ländern sind um über 1200 Prozent – im Vergleich zum Vorjahr – gestiegen.
«Es gab einen enormen Umsatzsprung im globalen Geschäft», sagt der Marktanalyst von Matsui Securities, Tomoichiro Kubota, gegenüber Bloomberg. «Die Leute glauben, dass dieses Unternehmen auf ein grosses Wachstum zusteuert, und stürzen sich auf die Aktien.» Anycolor profitiere davon, dass das Unternehmen über Werbung hinausgehen könne, indem es Merchandise an Fans verkaufe. Gleichzeitig benötigten die VTuber keine grossen Investitionen, erklärt der Marktanalyst. Laut Finanzbericht hatte das Unternehmen für das Juliquartal eine operative Gewinnmarge von 36 Prozent.
Das Millionengeschäft der VTuber
Eine der VTuberinnen ist Mayu Iizuka. Der Avatar, dem sie ihre Stimme leiht und den sie animiert, trägt den Namen Yume Kotobuki. Die Videos sind so gestaltet, dass die Fans das Gefühl haben, direkt mit ihren digitalen Idolen zu interagieren. Manchmal zahlen die Zuschauer Hunderte von Franken, um einen einzigen Kommentar in einem Livestream hervorzuheben. Die japanische Nischensubkultur hat sich in eine florierende Industrie verwandelt, in der Top-Accounts mehr als 1 Million Dollar pro Jahr einnehmen können. «Wenn ich auf meinem Kanal Videospiele spiele und erfolgreich bin, gratulieren mir meine Fans und zahlen Trinkgeld, um ihre Unterstützung und Wertschätzung zu zeigen», erklärte Iizuka der Nachrichtenagentur AFP.
Die 26-Jährige benutzt einen Laptop, eine Webcam und einen Bewegungssensor, den sie um den Hals trägt, um auf dem Bildschirm als Yume zu erscheinen. Die Mimik der Figur wird von einem Produzenten gesteuert.
Ihr Avatar trägt einen kurzen Rock und hat grosse lila Augen – ein beliebtes Modell für VTuber-Figuren. Oft ähneln sie den hyperfemininen Heldinnen japanischer Animes.
Seit Iizuka vor fünf Jahren angefangen hat, hat sich in der Welt der VTuber viel geändert. Laut der Zeitschrift «The Science Survey» gibt es weltweit über 16’000 virtuelle Youtuber mit einer immer stärker wachsenden Fangemeinde.
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