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Butler Waltine Nauta
Er hat sich um Trumps Kisten gekümmert – und steht nun vor Gericht

Walt Nauta steigt am 13. Juni nach seinem ersten Gerichtstermin in Miami aus Trumps Flugzeug «Trump Force One».
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Waltine Nauta kann sich verhalten, wie er will: Er sitzt in der Patsche. Hält der Butler Donald Trump weiterhin die Treue, droht ihm eine jahrelange Gefängnisstrafe. Arbeitet er hingegen mit der Justiz zusammen und packt gegen seinen Chef aus, verliert er den Anwalt, den Job, sein ganzes Leben.

Damit zeichnet sich ein tragisches Ende ab in seiner wunderbar amerikanischen Geschichte, die einen Jungen aus einem kleinen Dorf auf einer abgelegenen Insel im Westpazifik an die Seite des mächtigsten Mannes der Welt aufsteigen liess, weil er hart arbeitete und treu diente.

Wächter über Trumps geliebte Kisten

Nauta kümmerte sich um Trumps geliebte Kisten aus dem Weissen Haus, in denen, das weiss inzwischen die ganze Welt, auch Geheimdokumente lagen. Auf Geheiss des Chefs liess Nauta die Kartons herumtragen, vom Ballsaal in eine Dusche in einen Lagerraum und in Trumps Büro und wieder zurück. Das FBI belog Nauta darüber, wohl, um den Boss zu schützen. Ein Sonderermittler des Bundes wirft ihm nun sechsfachen Gesetzesbruch vor, als Mitverschwörer könnte der 40-Jährige mit langer Haft bestraft werden.

Nach dem historischen Gerichtstermin folgte Waltine «Walt» Nauta Donald Trump in die kubanische Bäckerei Versailles in Miami. Der Butler Trumps ist nun auch sein Mitangeklagter.

Der Butler wäre nicht der Erste, der sich auf Trump eingelassen hat und dafür teuer bezahlt. Vor ihm ist es vielen Mitarbeitern des Ausnahmepolitikers so ergangen, der Republikanischen Partei, ja dem ganzen Land. Waltine, genannt «Walt», Nauta verkörpert die politische Tragödie der Vereinigten Staaten des vergangenen Jahrzehnts.

Der Junge von der Südseeinsel

So viele haben sich von Trumps Macht verführen lassen, haben mit ihm zusammengearbeitet, haben ihn gewählt, haben ihn verteidigt, um schliesslich in einer Sackgasse zu landen. Seine Mitarbeiter und seine gewaltbereiten Anhänger, weil er sie in rechtliche Schwierigkeiten brachte und sie fallen liess. Seine Partei, weil er sie nach Belieben zu dominieren scheint, obwohl sie wohl bessere Siegeschancen hätte mit einem anderen Präsidentschaftskandidaten. Das ganze Land, weil es 2016 einen Präsidenten gewählt hat, der einfach nicht mehr von der Macht lassen will, den man weder anklagen noch ungeschoren davonkommen lassen kann, ohne das Vertrauen in den Rechtsstaat zu erschüttern. 

Mit all dem ist zu erklären, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner nicht wissen, was sie von Walt Nauta halten sollen: Verdient er Achtung für seine Gewissenhaftigkeit oder Bedauern für seine Naivität?

Anders als viele Lakaien im Weissen Haus scheint sich Nauta dem Präsidenten nicht aus politischen Gründen angedient zu haben. In dessen Nähe gelangte er als Koch der US-Navy. Der Dienst in der Marine lag nahe für einen Jungen von der Insel Guam, einem wichtigen Stützpunkt der Südpazifikflotte. In einem Dorf von Chamorro-Ureinwohnern wuchs Nauta mit fünf Geschwistern zu einem «good boy» heran, wie seine Tante sagt. Zu Hause galt die Karriere in der Navy als Ehre, umso mehr der Dienst in der Kantine des Weissen Hauses.

Kühles Cola auf Knopfdruck

Dort bewies Nauta ein Flair, die Wünsche des Präsidenten zu erahnen. Drückte der Chef im Büro einen roten Knopf, stand kurz darauf ein Silbertablett mit einem Glas Diet Coke auf seinem Pult. Rasch stieg Nauta zu Trumps Butler auf. Nie wirkte er dabei, als ob er auf eigene Vorteile schiele, drängte sich nicht unaufgefordert in Sitzungen, um Mächtigen die Hand zu schütteln, an politischem Klatsch beteiligte er sich nicht, wie Mitglieder der Trump-Regierung der «Washington Post» erzählten.

Donald Trump und sein Helfer Walt Nauta (rechts) kommen am Flughafen an, nachdem Trump auf dem Parteitag der Republikanischen Partei von Georgia am Samstag, den 10. Juni 2023, in Columbus gesprochen hat.

Ob Nauta seinem Chef politisch nahesteht, ist nicht bekannt, der Mann tat lediglich, was in den USA in allen Sonntagsreden hoch gelobt wird: Er verrichtete treu seinen Dienst. Der einzige Hinweis, dass ihm sein Job wohl nicht missfallen hat, ist sein Profilbild auf Facebook, auf dem die Sonne zwischen den Palmen an den Stränden von Mar-a-Lago aufgeht.

In die Wahlheimat in Florida folgte Nauta Trump, als dieser nach der verlorenen Wahl 2021 das Weisse Haus räumen musste. Trumps Wahlkampfkasse übernahm seinen Lohn, von da an galt er als «body man», wie die Amerikaner den engsten Mitarbeiter eines Politikers nennen. Allerdings sah er stets eher aus wie ein «bodyguard», ein Leibwächter von gedrungener Statur, kahl geschoren, unbewegte Miene, stets so tadellos gekleidet, dass er auch als Zivilist wirkte, als trage er Uniform.

10’000 Dollar Lohn pro Monat 

10’000 Dollar pro Monat verdiente Nauta, um Trump auf dem Golfplatz den Jackenkragen zu richten, an Wahlkampfveranstaltungen die Aktentasche und den Mantel nachzutragen, in Mar-a-Lago Kisten mit Geheimdokumenten von Raum zu Raum zu verschieben. Als ehemaliger Navy-Angestellter hätte Nauta allerdings wissen müssen, dass mit Staatsgeheimnissen nicht zu spassen ist – und er das FBI darüber nicht belügen sollte.

Den Butler weiterhin in seinem Einflussbereich zu halten, liegt auch in Trumps Interesse. Viele seiner einstigen Vertrauten haben mit ihm gebrochen, von seinem Sicherheitsberater John Bolton bis zu seinem Anwalt Michael Cohen, sie alle trugen viele wilde Geschichten an die Öffentlichkeit. Es erstaunt darum nicht, dass Trumps Spendenkasse nun auch Nautas Anwalt bezahlt; die Rechnung beläuft sich bereits auf Zehntausende von Dollar.

Trump wird von einem Heer von Juristen vertreten, während für Nauta nicht rechtzeitig ein lokaler Anwalt gefunden wurde.

Doch wie einseitig das Abhängigkeitsverhältnis ist, zeigte sich am vergangenen Dienstag beim historischen Gerichtstermin in Miami, als erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten ein Präsident als Angeklagter vor ihren Gerichten erscheinen musste.

Neben dem früheren Präsidenten stand Nauta. Beinahe hätte er vergessen gehen können, weil er sich fast immer irgendwo in nächster Nähe aufhält. Diesmal allerdings war Nauta nicht als Trumps Butler da, sondern als sein Mitangeklagter. Als gewöhnlicher Bürger neben einem anderen gewöhnlichen Bürger, sollte man meinen. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass Trump von einem Heer von Juristen vertreten wird, während für Nauta nicht rechtzeitig ein lokaler Anwalt gefunden wurde. Er wird Ende Juni ein zweites Mal vor der Richterin erscheinen und sagen müssen, ob er wie Trump auf Unschuld plädiert. Dann wohl allein, ohne seinen Chef.

Wo Donald Trump auftritt, ist Walt Nauta (hinten links) nicht weit: Er geht gleich hinter ihm durch die Tür, als Trump in der Bäckerei Versailles in Miami nach seinem Gerichtstermin ein Bad in der Menge nimmt.