AboFrancesco Mutti tickt andersEr hat aus Pelati einen Kult gemacht
Gehts auch besser als bitter und wässrig? Ja, sagte sich Francesco Mutti – und änderte die Strategie seiner Vorfahren. Nun reissen sich die Leute auch in der Schweiz um seine Tomaten.
Mit 26 hat man Träume. Francesco Mutti hatte einen nüchternen Plan. Den Abschluss in Finanzmanagement der britischen Universität Cardiff in der Tasche entschloss sich der junge Italiener, in seine bodenständige Heimatstadt Parma zurückzukehren, den Mittelpunkt des italienischen Food Valley. Das war 1994. Seine Freunde stürzten sich in Dotcom-Abenteuer oder heuerten in der Finanzbranche an. Mutti jedoch entschied sich für Dosentomaten. Ausgerechnet.
Dabei ist es nicht so, als hätte er nicht gewusst, worauf er sich einlässt. Muttis Familie war schon seit vier Generationen im Tomatengeschäft. Der Goldapfel, il pomo d'oro, ist der unangefochtene König der italienischen Esskultur. Ohne die verehrte Sonnenfrucht sind Klassiker wie Pasta und Pizza undenkbar. Nicht so gut hingegen steht es um den Ruf der Tomatenindustrie. Die Konservenherstellung ist eine der rückständigsten Sparten der Nahrungsmittelbranche, so Mutti. Ein erbitterter Preiskampf trieb damals die Abwärtsspirale aus Billigware, schlechter Qualität und Ausbeutung von Erntehelfern an. Mutti wollte das ändern – und stellte seinen Vater vor die Wahl: «Ich komme nur zurück, wenn ich mein Projekt durchziehen kann.»
Für ihn sei damals alles sehr klar gewesen, sagt Mutti heute. Seine Familie konnte nicht weitermachen wie bisher. Er wollte die Qualität der Tomaten ins Zentrum stellen und dem 1899 gegründeten Unternehmen eine Markenidentität geben. Das klang damals verwegen. Dennoch wurde der Junior mit 26 Jahren – für italienische Verhältnisse höchst ungewöhnlich – Firmenchef. Sein Vater sei von der Strategie kein bisschen überzeugt gewesen. «Ich bin meinen Weg aber stur weitergegangen», sagt er.