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Suche nach neuen Antibiotika
Er forscht für die bevorstehende Bakterienpandemie

«Ohne neue Antibiotika bekommen wir wirklich grosse medizinische Probleme»: Mark Jones, Projektleiter bei Basilea.
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Es ist eine Pandemie auf Ansage: Die Bedrohung mit Antibiotika-resistenten Bakterien nimmt zu. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet bis 2050 mit jährlich zehn Millionen Toten, wenn nichts dagegen getan wird.

«Wir müssen jetzt reagieren und neue Medikamente entwickeln, denn das braucht Zeit», sagt Mark Jones. Er ist für die Entwicklung neuer Antibiotika beim Pharmaunternehmen Basilea in – der Name sagt es – Basel verantwortlich. Die Firma wurde im Jahr 2000 gegründet, weil der Pharmariese Roche seine Antibiotikaforschung ausgliederte.

Pharmakonzerne haben wenig Interesse an Antibiotika

Neue Therapien gegen resistente Keime werden zwar dringend gebraucht, aber anders als beim Covid-Impfstoff springen kaum Pharmafirmen darauf an. Der Grund: Damit lässt sich zu wenig Geld verdienen. «Sie sollen ja möglichst gezielt eingesetzt werden, um keine neuen Resistenzen aufzubauen», erklärt der Mikrobiologe Jones.

Deshalb kommen sie nur selten zur Anwendung. Und wenn, dann nur für ein bis zwei Wochen – im Vergleich mit einer Krebs- oder Neurotherapie ist das einfach zu kurz für die Industrie. Die nach den Marktgesetzen funktionierende Pharmaindustrie springt trotz des immensen medizinischen Bedarfs deshalb nicht darauf an.

Das Bakterium Staphylococcus aureus kann Blutbahninfektionen auslösen. 

Der 54-jährige Jones hat dennoch seine ganze Karriere der Forschung nach neuen Antibiotika gewidmet. Zunächst im akademischen Bereich und für andere Pharmafirmen und seit 2009 als Projektleiter bei Basilea. «Das ist meine grosse Leidenschaft, denn ohne neue Antibiotika bekommen wir wirklich grosse medizinische Probleme, sowohl im Spital als auch im ambulanten Bereich», sagt der Forscher.

Jones und das Basilea-Team haben es geschafft, beim US-Forschungsförderungsprogramm Barda, das für die Beschaffung und die Entwicklung von Therapien gegen Bioterrorismus und sonstige chemische, biologische und nukleare Bedrohungen zuständig ist, Unterstützung zu erhalten. Diese Woche bekam Basilea zusätzliche 4,3 Millionen Dollar. Damit beläuft sich die über Jahre laufende Förderung auf bis zu 134,2 Millionen.

«Durch die Corona-Pandemie hat sich jetzt auch in Europa mehr bewegt, und die Staaten beginnen, das Antibiotikaproblem ernster zu nehmen.»

Mark Jones

«Die USA haben sich trotz der Unterstützung keine Vorrechte auf das Antibiotikum gesichert, es gibt keine speziellen Zugriffsvereinbarungen», sagt der Engländer Jones. Barda erwarte vor allem die Durchführung der klinischen Studien für Basileas Antibiotikum Ceftobiprol mit dem Ziel der US-Zulassung.

Die Infusion ist schon für den Einsatz bei schwerer Lungenentzündung in Europa zugelassen. Derzeit führt Basilea noch eine klinische Studie für die Therapie gegen Blutbahninfektionen mit Staphylococcus-aureus-Bakterien MRSA durch. Die Studien könnte Basilea allein nicht stemmen. Deswegen finanziert sie Barda zu 70 Prozent mit.

«Durch die Corona-Pandemie hat sich jetzt auch in Europa mehr bewegt, und die Staaten beginnen, das Antibiotikaproblem ernster zu nehmen», sagt Jones.

«Es wird höchste Zeit, dass auch die Schweizer Regierung die Forschung stärker finanziell unterstützt.»

Mark Jones

In der Schweiz gewinnt der schon 2019 gegründete Round Table Antibiotics, bei dem sich Forschende interdisziplinär zum Austausch zusammengeschlossen haben, an Einfluss. «Es wird höchste Zeit, dass auch die Schweizer Regierung die Forschung stärker finanziell unterstützt», sagt Jones. Dies könne auch durch Steuererleichterungen oder durch eine Abnahmegarantie der neuen Therapien sein, wie dies etwa Schweden oder Grossbritannien tun.

Zwar hat Roche vor wenigen Wochen verkündet, auch mit einem Projekt in die Erforschung nach einem wirksamen Antibiotikum einzusteigen. «Aber der Erfolg im Kampf gegen die Antibiotikakrise hängt an den kleinen und mittleren Pharmafirmen, die ohne Unterstützung nicht weiterforschen können.»