Entscheid von Alliance Swiss PassÖV ist ab 2026 nicht mehr verpflichtet, Entwerter für Papierkarten zu betreiben
Die ÖV-Anbieter begründen den Entscheid mit der Digitalisierung. Pro Senectute kritisiert die «kurze» Übergangszeit.
Die Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs hat entschieden, dass die Papierentwertungskarten weiterhin verkauft werden. Per Ende 2025 entfällt jedoch die nationale Pflicht für den Betrieb von Entwertern. Sie können regional weiterbetrieben werden, wie Alliance Swiss Pass am Dienstagmorgen mitteilte.
Die SBB werden die Entwerter und das Sortiment an papiernen Entwertungskarten «bis auf weiteres» beibehalten, wie der Staatsbetrieb am Dienstag ankündigte. Somit werde es an allen Bahnhöfen und Haltepunkten der SBB über 2025 hinaus Möglichkeiten geben, papierne Billette zu entwerten.
Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) nahm einen möglichen Entscheid von Alliance Swiss Pass vorweg und kündigte bereits im April 2024 an: Er behalte die Mehrfahrtenkarten auch nach 2025 im Sortiment und damit auch die Entwerter. Als Grund nannte der ZVV, dass diese Karten derzeit weiterhin spezifische Kundenbedürfnisse für Menschen ohne digitale Kenntnisse und allein reisende Kinder abdeckten.
Nachfrage auf einzelne Regionen beschränkt
Alliance Swiss Pass begründet den Entscheid mit der Digitalisierung: Die Nachfrage nach Entwertungskarten in Form von Ein- und Mehrfahrtenkarten sei in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen und konzentriere sich mittlerweile nur noch auf einzelne Regionen der Schweiz.
«In Teilen der Westschweiz beispielsweise gibt es seit längerem gar keine Entwertungskarten mehr», so der Verbund.
Pro Senectute fordert Hilfe beim Übergang
Organisationen wie Pro Senectute anerkennen zwar, dass die Digitalisierung den ÖV-Alltag verändere. Ein Sprecher kritisiert jedoch, dass die Übergangsfrist bis Ende 2025 zu kurz sei. Vor allem staatliche Netzbetreiber sollten sich genug Zeit lassen, um Nachfolgeangebote einzuführen.
Der Sprecher verlangt zudem, dass die Unternehmen die Seniorinnen und Senioren beim Übergang unterstützen sollen – sei es mit Beratungen am Telefon oder einer speziellen App, welche die Entwertungskarten digital anbiete.
Alliance Swiss Pass weist darauf hin, dass es für die Papierentwertungskarten und für die mechanischen Entwerter bereits Alternativen gibt. So würden bereits seit Jahren in mehreren Verbünden kartenbasierte Lösungen genutzt. Andere testen derzeit Neuerungen im Markt oder planen deren Einführung.
«Schweizweit sind Alternativen in Ausarbeitung, mit denen der öffentliche Verkehr für alle einfach zugänglich bleibt – auch für allein reisende Kinder und für Menschen, die ohne Smartphone unterwegs sind», so der ÖV-Verbund.
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