Enttäuschung im WasserballWie Horgen die grosse Chance auf den Meistertitel verpasst hat
Die Wasserballer des SC Horgen scheitern am eigenen Unvermögen und verlieren den Playoff-Final gegen Kreuzlingen. Nichts wird aus einer Titelfeier zum 100-Jahr-Jubiläum.
Bei den Clubverantwortlichen des SC Horgen sitzen die Enttäuschung und der Frust über den verpassten Meistertitel tief. Ein Funktionär brachte es auf den Punkt: «Die bessere von zwei Mannschaften, die ihr Potenzial in dieser Saison nicht ausschöpfen konnten, wurde Schweizer Meister.» Diese Bemerkung stimmt insofern, als die diesjährige Leistung beider Teams in den vergangenen Jahren nicht für eine Finalteilnahme gereicht hätte.
Und tatsächlich war es wohl in den vergangenen neun Jahren, seit dem letzten Titelgewinn des SC Horgen, noch nie so leicht gewesen, den Meisterpokal wieder an den Zürichsee zu bringen. Kreuzlingen, der erfolgreiche Titelverteidiger, wie auch Lugano büssten in dieser Saison einiges an ihrer Schlagkraft ein.
Starkes Kader half nicht
Demgegenüber stand ein SC Horgen, der zu Saisonbeginn das stärkste Kader vorzuweisen hatte. Die Clubverantwortlichen unter Präsident Marc Fritschi und Sportchef Michi Kern scheuten keinen Aufwand, um im Jubiläumsjahr eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Horgen präsentierte sich auf dem Papier als grosser Meisterschaftsfavorit: Mit den vier Nationalspielern Pietro Gazzini (Torhüter), Domonkos Szer, Philipp Herzog und Oskar Kieloch standen Akteure mit internationaler Erfahrung zur Verfügung. Oskar Kieloch gilt zudem als der schnellste Schwimmer im Schweizer Wasserball.
Nachdem der Kroate Marko Manojlovic den Status eines Wasserball-Schweizers erlangt hatte, konnten die Clubverantwortlichen aus dem Vollen schöpfen und sogar einen zweiten Ausländer engagieren. Die beiden Verstärkungen Hal Goulter (USA) und Djordje Manojlovic (Kroatien) zeigten dabei sehr unterschiedliche Leistungen. Während Goulter seinen Vorgänger Greg Enloe (ebenfalls USA) schnell vergessen liess, agierte Djordje Manojlovic unauffällig und war keine grosse Unterstützung. Dies ist dann auch gleich der einzige Makel, den die Clubverantwortlichen auf ihre Kappe nehmen müssen. Im Jubiläumsjahr mit einem zweiten starken Ausländer anzutreten, hätte dem SCH vermutlich zum Meistertitel verholfen.
Geht es mit dem Trainer weiter?
Werden die gesteckten Ziele nicht erreicht, stellt sich auch immer gleich die Trainerfrage. Ob Lukasz Kieloch immer noch der richtige Trainer ist, ob er die Mannschaft überhaupt noch erreicht, müssen Präsident Fritschi und die Teamverantwortlichen in den nächsten Wochen entscheiden. Horgner Trainerlegenden wie Sterzik, Botlik oder Kiss traten den eigenen Spielern auch einmal kräftig auf die Füsse, wenn die Leistungen nicht ihren Erwartungen entsprachen. Da agiert Kieloch für einige aussenstehende Betrachter eher zu passiv.
«Der unbedingte Wille fehlte»
Horgen startete verheissungsvoll in die Meisterschaft, baute dann jedoch kontinuierlich ab. Auf dem letzten Zacken erreichte man im fünften Spiel des Halbfinals gegen Lugano den Finaleinzug. Dort erwies sich dann Kreuzlingen als unerwartet starker Gegner. In allen drei Auswärtsspielen am Bodensee waren die Horgner chancenlos und konnten nicht an ihre Bestleistungen der Vorrunde anknüpfen, die 10:12-Niederlage am Samstag führte zum entscheidenden 2:3 in der Finalserie.
Ein enttäuschter Clubpräsident Marc Fritschi meint: «Ich weiss nicht, ob ich über die Leistung meiner Mannschaft verärgert oder nur einfach frustriert und enttäuscht sein soll. Im allerletzten und wichtigsten Spiel zeigten wir gegen Kreuzlingen die schwächste Leistung der ganzen Saison. Es machte den Eindruck, als hätten die Spieler nicht begreifen wollen, worum es eigentlich geht. Der unbedingte Wille zum Sieg und damit zum Meistertitel fehlte.»
Das Jubiläum steht bevor
In einem Monat findet zum 100-Jahr-Jubiläum des SC Horgen im heimischen Käpfnach ein internationales Wasserballturnier statt. Bis dahin braucht es eine Leistungssteigerung, will sich die Mannschaft gegen starke ausländische Gegner behaupten können.
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