Gastbeitrag zur EnergiepolitikEin Plädoyer für die Windenergie
Gegen Windkraftwerke wird oft unfundiert Stimmung geschürt – mit Argumenten aus der Frühzeit dieser Technologie. Ein Gastbeitrag von Experte Fredi Furrer.

Es ist wohl den meisten Bürgerinnen und Bürgern klar, dass unser Wohlstand nur erhalten bleibt, wenn wir unseren natürlichen Ressourcen wie Böden, Luft und Wasser Sorge tragen. Der auf die Schweizer Bevölkerung zukommende Mehrverbrauch an elektrischer Energie (Ersatz von fossilen Brennstoffen für Heizung und Mobilität) ist ein Fakt. Selbst die elektrische Energie ist keineswegs frei von fossiler Herkunft (zum Beispiel Gas- oder Kohlekraftwerke). Die Schweiz ist mit den Bergen geografisch gut positioniert, dadurch können wir unseren Energiemix an elektrischer Energie zu circa 60 Prozent mit Wasserkraft decken.
Zwei erneuerbare Energieträger stehen derzeit im Vordergrund zur Deckung des zukünftigen Energiemixes: Fotovoltaik und Windenergie. Der Zubau von Fotovoltaikanlagen ist mittlerweile akzeptiert, während es bei der Windenergie nach wie vor grossen politischen Widerstand gibt. Emotionen und landesweite Kampagnen halten den Widerstand aufrecht. Dabei ist Windenergie, mit Blick auf Kosten und Platzbedarf, neben der Wasserkraft die mit Abstand günstigste Energieform. Während uns im Sommer die Fotovoltaik die meiste erneuerbare Energie liefert, sind es bei der Windenergie vor allem die Wintermonate, die uns vor Stromknappheit bewahren.
Argumente aus der Frühzeit
Die Gegner der Windenergie schrecken nicht vor Argumenten aus der Frühzeit dieser Energieform zurück. Diese können aber grossmehrheitlich gegen die modernen Windturbinenanlagen nicht mehr angeführt werden (mit der Ausnahme, dass über die Schönheit solcher Anlagen natürlich gestritten werden kann). Das gilt beispielsweise für die befürchteten gesundheitlichen Risiken aufgrund von Lärm. Ältere Anlagen, die vor 10 bis 15 Jahren gebaut wurden, sind nicht weniger hoch und haben wesentlich kleinere Rotoren, die mit höheren Drehzahlen funktionieren und einen höheren Lärmpegel verursachen können. Die höheren Türme haben neben der massiv höheren Energiegewinnung den Vorteil, dass der Wind da abgeholt wird, wo praktisch keine Vögel ihre Durchzugsstrecken haben.
In vielen Gemeinden in der Schweiz gibt es Diskussionen, wie nahe an bewohnbaren Gebäuden Windturbinen platziert werden sollen. Für die Windkraftverhinderer ist klar, dass die Entfernung mindestens 1000 Meter betragen soll. Abhängig von der Geländeform kann aber davon ausgegangen werden, dass im Abstand von 600 bis 700 Metern das Geräusch der Windturbine kaum mehr wahrnehmbar ist.
Energielücke verhindern
In Gebieten, wo vor allem in den Wintermonaten Wind an guten Lagen weht, leisten Windturbinen einen Beitrag zur Energieversorgung. Die dichte Bebauung in der Schweiz erlaubt übrigens nur kleine Windparks mit drei bis zehn Anlagen.
Längst überfällig ist ein Stromabkommen mit der EU. Allerdings werden auch andere Staaten im Winter Versorgungslücken haben. Kapazitäten für Spitzenlasten bereitzustellen, ist unwirtschaftlich, darum ist ein Austausch wichtig!
Trotz eigener Kern-, Wasser- und Flusskraftwerke: Diese Energieträger decken die Wintersituation nur ungenügend ab. Windenergieanlagen können dazu beitragen, eine Energielücke zu verhindern, und fördern einheimische Energie.
Fredi Furrer ist ehemaliger Sekretär bei der schweizerischen Normenorganisation Comité Électrotechnique Suisse.
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