ProbefahrtEndlich hat auch Subaru einen Stromer
Der Elektro-Crossover Solterra basiert auf dem Toyota bZ4X, was auch klar ersichtlich ist. Der kleinen Marke wird das neue Modell dennoch guttun.
Kleine Autohersteller sind im aktuellen Umfeld auf Kooperationen mit den Grossen angewiesen. Sie können nicht in dem Tempo verschiedene Antriebstechnologien und die dazugehörigen Fahrzeugplattformen entwickeln, wie es der Markt fordert. Die nötigen Investitionen für die Elektrifizierung, also die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Hybridantriebe sowie die Einführung von Plug-in-Hybriden und Elektrofahrzeugen, sind riesig. Und der von der Politik gesteckte zeitliche Spielraum ist knapp. Die kleinen japanischen Hersteller fokussieren sich zudem voll auf ihren Volumenmarkt USA, und da sind ganz andere Modelle gefordert als in Europa.
So kommt es, dass beispielsweise der Mazda 2 Hybrid ein Toyota Yaris Hybrid ist, bei dem schlicht die Logos ausgetauscht wurden. Gleiches gilt für den Mitsubishi ASX, der unverkennbar ein Renault Captur ist. Oder der Suzuki Across, der dem Toyota RAV4 aufs Haar gleicht. Auch Subaru muss diesen Weg gehen: Die Japaner haben sich für ihr erstes Elektromodell bei Toyota bedient und so eine eigene Version des Elektro-Crossovers Toyota bZ4X gestaltet. Der Subaru Solterra hat nicht nur eine glücklichere Modellbezeichnung, sondern auch ein eigenes Design erhalten – doch an den Proportionen ist das zugrunde liegende Toyota-Modell sofort erkennbar. Auch das Cockpit ist quasi identisch.
Ein willkommenes Modell
Für den Schweizer Importeur ist das neue Modell sehr willkommen. «Das hat verschiedene positive Aspekte für uns», bestätigt Pascal Meyer, Chef von Subaru Schweiz. «Es ist nicht nur für das Image wichtig, dass wir jetzt ein Elektromodell haben, sondern das Fahrzeug wird ganz bestimmt Stückzahlen generieren.» Denn Subaru könnte in der Schweiz deutlich mehr Autos verkaufen, wenn man mehr Autos aus Japan erhalten würde. «Wegen der bekannten Lieferengpässe in der Autoindustrie haben wir 2022 so wenige Autos erhalten wie noch nie, seit Subaru in der Schweiz ist», konstatiert Meyer. «Deshalb haben wir noch Bestellüberhänge aus dem Vorjahr. Jetzt bekommen wir wieder etwas mehr Fahrzeuge, aber wir könnten noch deutlich mehr verkaufen, wenn wir mehr Autos vom Werk bekämen.»
Vom neuen Solterra erhält die Schweiz in diesem Jahr 300 Stück – und diese dürften schnell verkauft sein. Denn der Elektro-Crossover fährt sich sehr angenehm und ist mit Allradantrieb ausgestattet, was für Subaru-Kunden ein Muss ist. Zwei Elektromotoren erzeugen zusammen eine Systemleistung von 160 kW / 218 PS, was einen flotten Antritt und eine durchgängige Beschleunigung bis auf Autobahntempo gewährleistet. Die im Boden verbaute Lithium-Ionen-Batterie mit einer Bruttokapazität von 71,4 kWh reicht gemäss WLTP-Normangabe für maximal 454 Kilometer in der Einstiegsvariante Advantage, die teureren Varianten Classic und Luxury schaffen wegen der grösseren Räder (20 statt 18 Zoll) nur 413 Kilometer. In der Realität wird es wie immer weniger sein. Geladen wird mit maximal 150 kW an der Schnellladesäule – da liegt der Solterra im Mittelfeld.
Wichtiger Schritt in die Zukunft
Das Cockpit-Layout mit einem hoch hinter dem Lenkrad platzierten Bildschirm für die digitalen Tachoangaben, einem frei stehenden Touchscreen in der Mittelkonsole und vielen Bedientasten am Lenkrad widerspricht etwas dem Trend neuer Elektroautos zu immer weniger Tasten und immer grösseren Displays. Das ist sympathisch, und wer sich an die Bedienung mit Spracheingabe und Lenkradtasten gewöhnt hat, wird den Blick deutlich weniger von der Strasse nehmen. Die Spracheingabe kennt jedoch nur fest definierte Befehle und kann nicht, wie heute gewohnt, mit natürlichen Sätzen bedient werden. Und obwohl die Anordnung mit hohem Armaturendisplay grundsätzlich sinnvoll ist, weil man so die Strasse immer im Blick hat, kann es je nach Körpergrösse und Sitzeinstellung vom Lenkradkranz verdeckt werden – das gleiche Problem kennt auch Peugeot.
Sehr angenehm sind die Sitzposition, die Platzverhältnisse und der gut zugängliche Kofferraum. Dieser ist mit einem ausstattungsabhängigen Ladevolumen von 416 bis 466 Litern nicht enorm üppig, aber ausreichend gross. Das maximale Kofferraumvolumen mit umgeklappten Rücksitzen verrät Subaru nicht – der ADAC ermittelte bei eigenen Messungen 1415 Liter. Das Fahren im Solterra ist komfortabel: Das konventionelle Fahrwerk ist ausgewogen abgestimmt, federt gut und wirkt niemals schwammig oder schaukelig.
Dass Subaru endlich auch einen reinen Stromer im Angebot hat, ist erfreulich, auch wenn es sich beim Solterra nicht um eine Eigenentwicklung handelt. Das soll sich aber ändern. «Die nächsten Stromer sind in der Pipeline, so viel wissen wir», verrät Pascal Meyer. «Ausserdem ist Subaru daran, eine eigene Elektroplattform zu entwickeln, auf der eigene Modelle entstehen werden.» Für die vergleichsweise kleine Marke aus Shibuya ist das ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Ein Zeithorizont dafür ist nicht bekannt.
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