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Papablog: Spass und Selbstbestimmung
Endlich erwachsen

Forever young! Selbst 45-Jährige beschreiben sich oft und gerne als «Kind im Herz».
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Nein, nein, so ein Text ist das hier nicht. Sie wissen schon, einer dieser Texte, in dem sich mehr oder weniger glücklich beziehungsweise wehmütig darüber ausgelassen wird, dass der Nachwuchs das elterliche Nest verlässt und jetzt seiner eigenen Wege geht. Der wird auch noch kommen. Das grosse Kind wird im Sommer 16, Sie können sich also darauf verlassen, dass ich hier beizeiten darüber schreibe, wie sich das alles zwischen «O mein Gott, sie verlässt mich!» und «Gut, dass sie jetzt geht» anfühlt. Aber in diesem Text geht es um uns. Um uns Eltern. Um Menschen, die schon mindestens ein Jahrzehnt zwischen sich und den 18. Geburtstag gebracht haben. Die Frage, ob diese Menschen erwachsen sind, ob wir uns erwachsen fühlen, begegnet mir immer wieder. Neulich erst wieder als Umfrage meiner lieben Kollegin, der Schriftstellerin Thekla Kraußeneck. Mit dem für mich erwartbaren Ergebnis:

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Permanente Verantwortung für alles und alle

Die Mehrheit der über Dreissigjährigen fühlt sich nicht erwachsen. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Wer nicht gerade sehr straff aufs Renten- oder Pensionsalter zusteuert und sich (gerne auch mit Kindern) in der Rush Hour des Lebens befindet oder gar noch in der Mitzwanziger Festival/Work and Travel Phase, beschreibt sich oft als «nicht erwachsen», «Kind im Herz» oder dergleichen mehr. Ob 25, 35 oder 45 spielt dabei keine wirkliche Rolle. Wenn überhaupt, dann die, dass sich die 45-Jährigen in meiner Wahrnehmung häufig vehementer gegen das Erwachsensein stemmen als die 25-Jährigen.

Warum ist das so? Was ist so schlimm daran, erwachsen zu sein? Ich gebe gerne zu, dass es Dinge am Erwachsenenleben gibt, die selbst ich als nervig oder sogar abschreckend empfinde – und ich bin wirklich gern erwachsen: die behördliche Existenz geregelt kriegen, Steuererklärungen machen, Versagensängste, Bewerbungsgespräche, finanzielle Dramen etc. Das alles potenziert sich noch einmal, wenn Kinder mit im Spiel sind, für deren Wohlbefinden und Bedürfnisse man dann auch konstant die Verantwortung übernehmen muss. Überhaupt Verantwortung: Mir scheint, dass die permanente Verantwortlichkeit für alles und alle bei gleichzeitiger Realisierung der eigenen Grenzen und Ohnmachtsbereiche der Hauptgrund für die Ablehnung des Erwachsenseins ist. Oder wie es jemand auf Twitter formulierte: Für alles und alle die letzte Instanz zu sein, obwohl man sich dem allen nicht im Mindesten gewachsen fühlt.

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Befreiung von Selbstbestimmung hat kein Alter

Das kann ich nachvollziehen. Wenn Erwachsensein aus einer ständigen Aneinanderreihung von Belastungen und Überforderungen besteht, warum sollte das irgendjemand wollen? Aber da ist auch noch dieser andere Aspekt. Dieser Wunsch nach ewiger Jugend, unendlichen Möglichkeiten, nach Spass haben und einfach mal machen. Das mittlerweile eingestellte Magazin Neon ist mit dieser Haltung als Claim vor Jahren an den Start gegangen:

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Eigentlich sollten wir erwachsen werden. Machen wir jetzt aber noch nicht, egal wie alt wir sind. Weil wir uns jetzt noch die Zeit nehmen wollen, frei zu sein, Spass zu haben, Blödsinn zu machen. Und uns nicht dabei erwischen lassen wollen, wie wir vollkommen uncool die Nebenkostennachforderung überweisen. Aber warum gibt es für viele so wenig zwischen dem Jugendtraum, endlich erwachsen zu sein, und dem Alterstraum, nie erwachsen werden zu müssen? Denn beides hat etwas mit dem Bedürfnis nach Befreiung von Fremdbestimmung zu tun. Das hat nun mal kein Alter. Und dieser Akt der Befreiung ist immer cool. Egal, ob man die Steuererklärung überpünktlich abgibt und sich zumindest mit diesem Scheiss dann eine ganze Weile nicht beschäftigen muss; oder, ob man um Mitternacht nackt in einen Fluss springt, einfach weil man Bock drauf hat. In beiden Fällen ist man: endlich erwachsen.