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Bundesrat lockert noch nicht
Ende der Maskenpflicht gefordert, aber wirtschaftlicher Nutzen ist umstritten

Die Schweiz geht der Normalisierung entgegen, trägt aber vorerst weiter Maske. 
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Der Bundesrat hat am Mittwoch entschieden, die Normalisierungsphase der Pandemie einzuläuten, aber so richtig normal ist das Leben auch damit noch nicht. Mit der Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen dürfte der sichtbarste Unterschied zwischen der Vor-Corona-Zeit und dem «New Normal» die Vernehmlassung durch die Kantone überstehen.

«Ich bin irritiert, dass der Bundesrat zwar die Normalisierung einläutet, aber die Massnahmen nicht entsprechend anpasst, obwohl er das im Frühling für diese Phase angekündigt hatte», sagt Dagmar Jenni, Geschäftsführerin des Detailhandelsverbands Swiss Retail.

«Ich erwarte nun, dass die Maskenpflicht in den Läden in den nächsten Wochen aufgehoben wird. Sie ist nicht mehr verhältnismässig.» Die Gefahr von Ansteckungen in Läden hätte die Branche dank umfangreicher Schutzkonzepte, die zum Beispiel eine Abstandsregel beinhalten, auch ohne Maske gut im Griff. Jenni sagt, eine durch ihren Verband durchgeführte Studie könne dies belegen.

«Der gesunde Menschenverstand lässt vermuten, dass sich bei einem Ende der Maskenpflicht in vielen Branchen kaum ein Effekt für die Händler einstellen würde.»

Marius Brülhart, Ökonom und Mitglied der Covid-Taskforce

Fabio Regazzi, Mitte-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands, fordert für den 1. September, wenn der Bundesrat nächste Entscheide zu seiner Corona-Strategie fällen will, das Gleiche. Auch in Restaurants oder an Schulen solle die Vorgabe dann fallen. Mit einer Maskenpflicht im ÖV können dagegen sowohl Regazzi als auch Jenni leben.

Es ist dabei unklar, ob eine Aufhebung der Maskenpflicht in Geschäften für diese überhaupt finanzielle Vorteile bringen würde. «Es gibt meines Wissens keine verlässlichen Daten dazu», sagt Marius Brülhart, Ökonom an der Universität Lausanne und Mitglied der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes. «Der gesunde Menschenverstand lässt jedoch vermuten, dass sich in vielen Branchen kaum ein Effekt für die Händler einstellen würde.»

Im Gegenteil: «Zahlreiche Menschen wären durch einen Wegfall der Maskenpflicht möglicherweise verunsichert und würden weniger oft ins Geschäft, Restaurant oder ins Kino gehen», sagt Brülhart. Dem gegenüber stünden jene Menschen, die jetzt noch wegen der Maskenpflicht fernblieben. «Unter dem Strich könnte sich das durchaus die Waage halten.»

Liechtenstein kennt keine Maskenpflicht in Läden mehr

In der Praxis gibt es zumindest Hinweise auf einen leicht positiven Effekt, wenn Menschen ohne Maske einkaufen. So schrieb die NZZ nach Einführung der Maskenpflicht im Kanton Zürich im September 2020 mit Berufung auf Debitkartendaten, dass die Umsätze gegenüber jenen in Nachbarkantonen im Schnitt um etwa 5 Prozent gelitten hätten.

Weiter gibt es in Liechtenstein seit einem guten Monat keine Maskenpflicht in Geschäften mehr. Sven Simonis, Präsident der Sektion Handelsgewerbe der dortigen Wirtschaftskammer, berichtet von einem leichten Anstieg der Umsätze im Detailhandel in der Zeit nach der Lockerung. «Wir beobachten, dass insbesondere mehr ältere Menschen in die Geschäfte kommen.»

Für Jenni und Regazzi ist die Frage nach den wirtschaftlichen Auswirkungen allerdings nicht die wichtigste. «Es geht um staatspolitische Aspekte», sagt Jenni. «Wollen wir diese Einschränkung auf ewig verlängern, obwohl alle Impfwilligen geimpft sind, und damit den Ausnahmezustand zementieren?» Und Regazzi sagt: «Die Menschen haben keine Lust mehr auf die Maske als Symbol für diese Pandemie.»