Sorgen um Weizen aus Russland und der UkraineEmmi-Chef warnt wegen Krieg vor steigenden Lebensmittelpreisen
Es könnte zu preistreibenden Dominoeffekten kommen. Schon jetzt ist klar: Milch wird in Coop und Migros teurer.
Russlands Krieg gegen die Ukraine dürfte sich stark auf die Lebensmittelpreise auswirken – auch in der Schweiz. Emmi-Chef Urs Riedener erwartet, dass die Preise ansteigen. Die Lieferkettenunterbrüche würden sich länger hinziehen als erwartet, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.
So dürften laut dem Emmi-Chef geschätzt 15’000 ukrainische Chauffeure in den nächsten Wochen nicht arbeiten können. «Günstige Arbeitskräfte fehlen. Das dürfte europaweit zu verstärkten Transportengpässen führen.»
In der Ukraine müsste Weizen gesät werden
Und wenn nun wegen des Krieges im Frühling die Felder nicht bepflanzt werden können, drohen Ausfälle von Weizen und Sonnenblumenöl. In Russland und der Ukraine werden riesige Mengen an Weizen angebaut und exportiert. Die Ukraine produziert viel Sonnenblumenöl – etwa die Hälfte des Weltmarktes.
Vor einschneidenden Auswirkungen warnt auch der Basler Agrochemiekonzern Syngenta. «Der Krieg hat die Rohstoffmärkte weiter durcheinandergebracht und bedroht die weltweite Ernährungssicherheit», sagt Mediensprecher Beat Werder. In wenigen Tagen müsste eigentlich in der Ukraine die Frühlingsaussaat starten, doch sie ist bedroht von den Militäraktionen in dem Gebiet.
«Wir wären bereit, die ukrainischen Landwirte mit substanziellen Mengen an Saatgut und weiteren Dienstleistungen zu unterstützen. Ob es so weit kommt, ist derzeit völlig unklar», sagt Werder.
Bei Migros und Coop schlägt Liter Milch um fünf Rappen auf
Diese Entwicklung macht Emmi-Chef Riedener Sorgen, obwohl der Milchverarbeitungskonzern nur indirekt betroffen ist. Emmi hat weder in der Ukraine noch in Russland Mitarbeitende oder Produktionsanlagen und liefert vergleichsweise geringe Mengen an Käse nach Russland. Das Geschäft in Russland macht etwa 0,1 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Trotzdem meint Riedener: «Wenn es zu Ernteausfällen etwa bei Weizen kommt, wird sich dies kostentreibend auf die Preise verschiedener Nahrungsmittel auswirken.» Der Grund: Wenn Weizen fehle, müssten die Menschen ihren Kalorienbedarf statt mit Brot und Pasta anderweitig decken, etwa mit Milchprodukten. Das könnte deren Preis hochtreiben.
In der Schweiz leiden auch die Bäuerinnen und Bauern, die Emmi ihre Milch verkaufen, schon jetzt unter stark gestiegenen Preisen. Treibstoff, Dünger und Strom sind in den vergangenen Monaten viel teurer geworden. Nun haben die Abnehmer reagiert und am Donnerstag entschieden, den Richtpreis für Milch per Mitte April um fünf Rappen zu erhöhen.
Bereits vor rund zwei Wochen hat Coop-Chef Philipp Wyss im Interview mit dieser Zeitung angekündigt, dass Coop die Preise an die Kunden weitergeben wird. Nun ist klar: Der Liter Milch kostet bei Coop ab dem 18. April an der Ladenkasse fünf Rappen mehr. In der Migros wird die Milch ab Mitte April ebenfalls teurer. «Wir werden die erhöhten Kosten 1:1 weitergeben», sagt ein Sprecher.
Um wie viel Joghurts und Butter aufschlagen, können die beiden Detailhändler noch nicht sagen.
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