Twitter gehört jetzt dem MilliardärDer Deal ist fix, und Elon Musk spielt gleich seine Macht aus
Kaum besitzt der Tesla-Gründer Twitter – in der Nacht war es so weit –, stellt er Topmanager auf die Strasse. Und das soll erst der Anfang sein.
Nach monatelangem juristischen Gerangel hat Tesla-Chef Elon Musk den Twitter-Konzern übernommen – kurz vor Ablauf einer gerichtlichen Frist an diesem Freitag. Das berichten das Wall Street Journal und die Washington Post. Mit dem 44 Milliarden Dollar teuren Deal hat der Milliardär nun die Leitung des angeschlagenen sozialen Netzwerks inne.
Die Aktionäre erhalten den Medienberichten zufolge 54,20 Dollar pro Aktie, und Twitter wird nun als Privatunternehmen geführt. Musks erste Amtshandlung war die Entlassung von CEO Parag Agrawal, Chief Financial Officer Ned Segal und anderen Top-Managern. Auch die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Top-Managerin Vijaya Gadde sei unter den Entlassenen, heisst es.
Damit endet eine verworrene Geschichte, die im Januar damit begann, dass der Milliardär in aller Stille eine grosse Beteiligung an dem Unternehmen erwarb, im April erstmals ein Kaufangebot für das Unternehmen unterbreitete, er jedoch zunehmend verärgert darüber war, wie das Unternehmen geführt wurde, und dass er schliesslich eine Fusionsvereinbarung schloss, die er später monatelang wieder rückgängig zu machen versuchte. Musk begründete dies mit der Anzahl von Bots und gefälschten Konten auf der Plattform. Die Anwälte von Twitter argumentierten später, dass das Bot-Problem «nur ein Vorwand» für ihn gewesen sei, um von dem Geschäft zurückzutreten.
Doch mit dem Abschluss der Übernahme sind die Turbulenzen bei Twitter noch lange nicht beendet. Musk, der die Twitter-Führung kritisiert hat und mit Agrawal aneinandergeraten ist, hat bereits mindestens vier Führungskräfte entlassen. Die New York Times berichtet, dass «mindestens eine» Führungskraft am Donnerstag aus dem Büro von Twitter begleitet wurde.
Die Regeln von Twitter werden wohl geändert
Musk hat bereits deutlich gemacht, dass er künftig grosse Veränderungen bei dem Social-Media-Unternehmen anstrebt. Er hat sowohl bei öffentlichen Auftritten als auch in privaten Nachrichten wiederholt erklärt, dass er die Moderationsregeln von Twitter lockern möchte und dass er keine permanenten Verbote mag. Im Mai sorgte der streitbare Unternehmer mit der Ankündigung für Aufsehen, er wolle die Verbannung des früheren US-Präsidenten Donald Trump von Twitter zurücknehmen. Trumps Twitter-Konto war nach der Capitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021 gesperrt worden.
Zudem steht im Raum, dass er weitere Mitarbeiter entlassen könnte, auch wenn er den Angestellten bereits gesagt hat, dass die Stellenstreichungen nicht so hoch ausfallen sollen wie die 75 Prozent, von denen kürzlich berichtet wurde.
Auch für die Nutzer von Twitter könnte sich unter Musks Führung vieles verändern. Musk will nicht nur die Moderationsregeln auf der Plattform lockern, sondern auch den Twitter-Algorithmus öffnen, damit die Nutzer die Empfehlungen besser verstehen können. Gleichzeitig hat er Werbetreibenden bereits versichert, dass Twitter die «am meisten respektierte Werbeplattform der Welt» werden soll.
Musk plant eine «App für alles»
Musk, der oft über seinen Wunsch gesprochen hat, dass Twitter «ein Beschleuniger für die Entstehung von X, der App für alles» sein soll, ähnlich wie WeChat in China, wird wahrscheinlich auch nach Wegen suchen, um die Einnahmen zu erhöhen. So hat der Unternehmer bereits die Idee geäussert, von Unternehmen Gebühren für das Einbetten von Tweets zu verlangen.
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