AboKommentar zum Twitter-KaufElon Musk hat sich überfordert
Der reichste Mann der Welt wird nun doch den Kurznachrichtendienst übernehmen. Weil er muss. Vorerst dürfte es dort etwas chaotisch werden.
Der reichste Mensch der Welt ist sicherlich nicht völlig untalentiert. Aber dass Elon Musk ein Meisterdenker ist, der einigen seiner Fans zufolge «mehrdimensionales Schach» mit seinen Widersachern spielt – diese Illusion ist ausgeträumt. Der Mann, der auch Tesla-Chef ist, hat erklärt, das soziale Netzwerk Twitter doch zu kaufen. Zuvor hatte er monatelang versucht, sich aus dem im Frühjahr vereinbarten Deal herauszuwinden.
Musk hatte unterschrieben, dann zurückgezogen und Twitter als Schrottunternehmen dargestellt, dessen Führungskräfte lögen. Sollte das eine Strategie gewesen sein, um den Preis zu drücken, ist sie gescheitert. Ausgerechnet in den vergleichsweise profillosen Managern von Twitter hat er seine Meister gefunden. Zumindest, wenn denn nicht noch der nächste Rückzieher folgt.
Musks Argumentation, nachdem er von Twitter verklagt worden war, war löchrig: Weniger Menschen als behauptet nutzten Twitter, deshalb lasse sich weniger Geld mit der Firma verdienen. Selbst vor Gericht legte er keine Beweise vor, sein Wort sollte genügen. Doch offensichtlich hatte Twitter die Kaufvereinbarung wasserdicht konstruiert. Das Gericht hätte ihn wohl dazu verdonnert, den Kauf abzuschliessen – der Zuspruch von Musks Jüngern, der ihn in sozialen Medien antreibt, zählt dort wenig.