Elektro-Rebell«Elektromobilität ist die Zukunft, und diese wird nicht langweilig»
Mit dem Urban Rebel lanciert Cupra einen sportlich gestalteten Elektro-Mini. Designer Alberto Torrecillas erklärt, wieso emotionales Design mehr Luftverwirbelung erzeugt.
Die Seat-Tochter Cupra ist erst seit fünf Jahren eine eigenständige Marke, doch die Spanier sind sehr erfolgreich. Böse Zungen behaupten, Cupra sei heute das, was Seat immer habe sein wollen, es aber nie geschafft habe. Cupra ist sportlich, hip und bunt – ein aufstrebender Lifestyle-Brand mit athletisch geformten Autos und junger Kundschaft.
Herr Torrecillas, Cupra ist eine betont sportliche Marke. Wie lässt sich das mit einem elektrischen Kleinwagen wie dem Urban Rebel vereinbaren?
Ganz einfach. Sportlichkeit ist Teil unserer DNA und damit der Designsprache. Einige Teile wie die Splitter in der Front oder der Heckspoiler sind aber auch sehr wichtig für die aerodynamische Form, um den Luftwiderstandsbeiwert zu senken und die Reichweite zu erhöhen. Diese Teile nutzen wir, um den sportlichen Look in unserem Design zu erzeugen. Aber nochmals: Jedes Teil hat seinen Zweck. Gutes Design muss ehrlich sein.
Wie wird sich das Markendesign in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Wir werden die Emotionalität im Design verstärken und an den Proportionen arbeiten. Denn nicht nur die Designsprache ist wichtig, die Proportionen sind es auch – sie sind entscheidend, wenn wir den Gestaltungsprozess eines Fahrzeugs beginnen. In Zukunft werden unsere Fahrzeuge andere Proportionen haben und noch emotionaler gestaltet sein. Die Einführung neuer Technologien wie des Elektroantriebs hilft uns dabei: Wir nutzen diese Gelegenheit, um unser Design weiterzuentwickeln.
«Jedes Teil hat seinen Zweck. Gutes Design muss ehrlich sein.»
Wo liegen denn die Unterschiede bei der Gestaltung eines Elektroautos im Vergleich zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor?
Wie gesagt: Gutes Design muss ehrlich sein. Man gestaltet etwas, um eine Funktion zu erfüllen, erst danach kommt die emotionale Komponente ins Spiel. Beides muss aber zusammenspielen und gleichzeitig effizient und funktional sein. Der schwierige Teil dabei ist es, die Emotionalität zu erhalten. Ein Beispiel: Da der Formentor mit Verbrennungsmotor konzipiert wurde, musste das Design daraufhin angepasst werden: Der Grill musste höher werden, damit der Motor unter der Haube Platz hat. Beim Urban Rebel mit Elektroantrieb ist das nicht nötig. Daher haben wir dort unser neues Shark-Nose-Gesicht eingesetzt. Die Herausforderung ist bei beiden Antriebskonzepten gleich hoch, aber in unterschiedlicher Weise.
Bei einem Elektroauto liegt das Hauptaugenmerk wohl vor allem auf der Aerodynamik.
Bei einem Elektroauto ist die enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren noch entscheidender, um eine möglichst hohe aerodynamische Effizienz in allen Details zu erreichen. Das ist bei einer emotionalen Designsprache wie der unseren schwieriger, weil diese skulpturale Formgebung für Luftverwirbelungen sorgt. Wir müssen also jedes kleine Detail mit den Aerodynamikern prüfen. Deshalb sind Anbauteile wie der Heckspoiler nicht Show, sondern notwendig, um diese Luftverwirbelung zu reduzieren und damit die Aerodynamik zu verbessern. Das ist die grosse Herausforderung bei Elektroautos: das Fahrzeug so aerodynamisch und effizient wie möglich zu gestalten und dabei unsere emotionale, skulpturale Designsprache zu erhalten.
Die erste Studie des Urban Rebel war sehr extrem gestaltet, mit einem riesigen Heckflügel und einem mächtigen Diffusor. Was war die Idee dahinter?
Zunächst einmal: Wir finden unsere DNA auch im Rennsport, und unsere Kunden mögen das. Bei diesem Konzept ging es aber vor allem um Provokation. Viele denken, dass die Elektromobilität langweilig und nicht mit Sportlichkeit und Emotionalität vereinbar sei. Für uns ist der Elektroantrieb aber eine Gelegenheit, um ein neues Fahrerlebnis zu erschaffen. Deshalb wollten wir mit einem Elektroauto mit riesigem Flügel provozieren, um zu zeigen: Elektromobilität ist die Zukunft, und diese wird nicht langweilig.
«Wir nutzen die Einführung des Elektroantriebs, um unser Design weiterzuentwickeln.»
Wie waren die Reaktionen darauf?
Zunächst war da Erstaunen: Was macht ihr da mit diesem Riesenflügel? Doch unsere Kunden mögen das, und einige von ihnen hatten die Gelegenheit bei Events, dieses Auto zu fahren, es auf der Rennstrecke zu erleben und zu spüren, dass Elektromobilität nicht langweilig sein muss.
Das passt zwar gut zum Namensteil «Rebel», aber überhaupt nicht zu «Urban».
Die Serienversion wird in diesem Punkt ganz anders sein, wie die zweite, sehr seriennahe Studie zeigt. Doch die DNA des ersten Concept-Car steckt dennoch zu hundert Prozent in der Serienversion.
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