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Probefahrt
Elektrisches Raum-Schiff für grosse Distanzen

Der EQE SUV ist acht Zentimeter kürzer als die Limousine, bietet aber dennoch enorm viel Platz. 
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Mit seiner Neuauslegung der Produktestrategie hat Mercedes-Chef Ola Källenius vor knapp einem Jahr alle überrascht. Der Stuttgarter Hersteller, der ohnehin für edle Automobile bekannt ist, will fortan voll auf den Bereich Luxus fokussieren. Durch diese Neuausrichtung des Portfolios mit Fokus auf die drei Produktkategorien Top-End Luxury, Core Luxury und Entry Luxury wolle man profitabel wachsen. «Damit steigen unsere potenziellen Absatzchancen – das gilt nicht nur für Asien, sondern auch für Europa und die USA», ist Konzernchef Ola Källenius überzeugt. «Zudem ist das Luxussegment im historischen Vergleich widerstandsfähiger und krisensicherer. So schützen wir unser Unternehmen und unsere Arbeitsplätze, auch in herausfordernden Zeiten.»

Dieser Entscheid der Unternehmensführung passt gut zur schon etwas länger festgelegten Elektrostrategie der Schwaben. Mercedes-Benz hat 2021 den radikalen Umbau zur reinen Elektromarke verkündet und scheint seither auch daran festzuhalten, während andere Hersteller bereits wieder still und leise von ihren hehren Zielen abgekommen sind. Bis 2030 wollen die Stuttgarter die komplette Umstellung vollzogen haben, lassen sich allerdings mit der Klausel «dort, wo die Marktumstände es zulassen» einen Spielraum für die Länder offen, in denen die Elektrifizierung nicht so schnell oder gar nicht voranschreitet.

Enorme Ruhe

Dass Luxus und Elektro gut zusammenpassen, hat Mercedes bereits mit der Luxuslimousine EQS und der etwas kürzeren Businesslimousine EQE aufgezeigt. Noch grosszügigere Platzverhältnisse als bei vergleichbaren Limousinen mit Verbrennungsmotor, vor allem aber die Stille sind dabei die entscheidenden Attribute. Die davon abgeleiteten SUV-Varianten stehen dem in nichts nach, wie nach dem EQS SUV nun auch der EQE SUV beweist. Erhaben gleitet der 4,86 Meter lange SUV über die Strasse, während so gut wie keine Fahrgeräusche in den Innenraum dringen. Selbstredend, dass auch der Innenraum erstklassig ausstaffiert und mit allerlei luxuriösen Spielereien ausgestattet ist. Das Platzangebot ist überragend – der EQE SUV ist ein wahres Raum-Schiff. Das Cockpit wurde praktisch unverändert von der Limousine übernommen: In der Serienversion bietet es ein Querdisplay hinter dem Lenkrad sowie einen frei stehenden Screen in der Mittelkonsole im Hochformat, gegen Aufpreis ist die 1,41 Meter breite Bildschirmlandschaft namens Hyperscreen erhältlich, die sich beinahe über die gesamte Innenraumbreite erstreckt.

Dank Luftfederung und aufwendiger Geräusch- und Vibrationsdämmung ist der EQE SUV ein komfortabler Gleiter.

Um diese Ruhe an Bord zu erzielen, müssen mehrere Faktoren zusammenspielen. Der Elektroantrieb an sich ist zwar sehr leise – dennoch erzeugen die je nach Modell an der Hinterachse oder an beiden Achsen platzierten E-Motoren Geräusche und Vibrationen, genauso wie das vorzüglich abgestimmte Fahrwerk mit Luftfederung an beiden Achsen samt den grossen Reifen Fahrgeräusche erzeugt. Da sind aufwendige Dämmmassnahmen nötig, um die Passagiere abzuschirmen. Um die zwangsläufig auftretenden Windgeräusche zu minimieren, werden viel Dämmmaterialien und eine Doppelverglasung verbaut, vor allem aber hilft eine möglichst windschlüpfrige Aussenhaut. Mit einem für dieses Segment guten Luftwiderstandsbeiwert von 0,25 haben die Aerodynamiker zusammen mit den Designern die Vorgaben erreicht.

Komfortabler Gleiter

Diese gute Aerodynamik hilft natürlich auch, den Verbrauch zu reduzieren, was bei einem Elektroauto vor allem wegen der dadurch grösseren Reichweite sehr willkommen ist. Die 96-kWh-Batterie im EQE SUV reicht so je nach Modell und Ausstattung für eine Normreichweite von bis zu 590 Kilometern. So weit wird man in der Realität mit einer Akkuladung zwar kaum kommen, dennoch ist der Schwabe damit ein sehr komfortabler Langstreckengleiter, der an einer entsprechenden Schnellladesäule mit maximal 170 kW nachgeladen werden kann – nach einer Viertelstunde laden sollen so auf der Autobahn weitere 220 Kilometer möglich sein. An der heimischen Wallbox saugt der EQE SUV dreiphasig mit 11 kW, gegen Aufpreis ist ein 22-kW-Bordlader erhältlich.

Die 1,41 Meter breite Bildschirmlandschaft kostet Aufpreis, Standard ist ein Touchscreen im Hochformat. 

Die Antriebstechnik stammt von der EQE Limousine. Die Varianten 300 und 350+ haben einen E-Motor an der Hinterachse und somit Heckantrieb und leisten 180 kW/245 PS respektive 215 kW/292 PS. Die Allradversionen 350 4Matic und 500 4Matic haben einen zusätzlichen E-Motor an der Vorderachse und generieren eine Leistung von 215 kW/292 PS respektive 300 kW/408 PS. Wie bei der Limousine wird es auch vom SUV AMG-Varianten geben, die 350 kW/476 PS oder 505 kW/687 PS leisten sollen. Clever: Die Allradmodelle koppeln bei geringer Last den vorderen E-Motor samt Getriebe ab, und die Räder rollen frei – das spart Strom. Dank Hinterradlenkung ist der grosse SUV erstaunlich agil und lässt sich spielend leicht manövrieren – dieses technische Schmankerl reduziert den Wendekreis um fast zwei Meter auf sensationelle 10,5 Meter.

Der EQE SUV ist nur ein weiterer Schritt für die Schwaben in Richtung neu definierter Zukunft. Als Nächstes erhält die exklusive Luxus-Submarke Maybach ihren ersten Stromer: Der Maybach EQS SUV soll das Elektrofahrgefühl auf eine ganz neue Ebene heben. Auch vom Edel-Offroader G-Klasse soll bald das E-Pendant namens EQG folgen. Damit gehen nach EQA, EQB, EQC, EQE, EQS, EQV und in Kürze auch EQT dem Alphabet die Buchstaben aus. Damit könnte aber ohnehin bald Schluss sein: Gemäss dem deutschen «Handelsblatt» will Mercedes die Untermarke EQ einstellen, weil der Hersteller ohnehin bis 2030 rein vollelektrisch werden will. Oder eben halt zumindest dort, «wo die Marktumstände es zulassen».

Raum-Schiff: Ins Heck passen 520 Liter Gepäck, mit umgeklappten Rücksitzen sind es 1675 Liter.