Eistanzpaar vom ZürichseeSie verstehen sich, sonst hätten sie den Rückschlag nicht verkraftet
Gina Zehnder und Beda Leon Sieber vom EC Küsnacht wollen am Wochenende in ihrer Halle den Schweizer Junioren-Meistertitel im Eistanz zurückerobern. Doch ihr Plan geht weiter.
Ein wahrer Fotograf will immer mehr, mehr Posen, mehr Blickwinkel, mehr Bilder. Gina Zehnder und Beda Leon Sieber machen mit. Vielmehr: Das beste Schweizer Junioren-Eistanzpaar geniesst die Fotosession in der kühlen Küsnachter Eishalle, bleibt locker, fröhlich. Eines wird selbst hier offensichtlich: Der 19-Jährige aus Au-Wädenswil und die 18-jährige Küsnachterin harmonieren.
«Sie ist meine klar beste Freundin», sagt er später. «Ein riesiges Privileg, dass wir uns so gut verstehen», meint sie. Ihre Beziehung, rein freundschaftlich, helfe ihnen extrem. Sie fühlen sich wohl zu zweit, ob auf dem Eis, bei Reisen oder in der Freizeit, die sie manchmal zusammen verbringen. «Das trägt zu unserem Erfolg bei», ist Beda Leon Sieber überzeugt.
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«Das Beste von beiden Welten» würde sich treffen, betont Gina Zehnder. Sie bezieht das aufs Eiskunstlaufen, auf die Qualitäten der beiden. Sie, die Ausgeglichene, hat die Strategie, die Choreografie im Griff, er ist der Typ fürs Künstlerische. «Wir ergänzen uns», erklärt Sieber. «Und wir vertrauen uns.» Das sei bei Hebefiguren essenziell.
Aus zwei Talenten wird ein Duo
Trainerin Cornelia Leroy, einst selbst Eistänzerin, führte sie zusammen, machte aus den zwei Einzeltalenten des Eislaufclubs Küsnacht eine Einheit. Zuerst sei sie skeptisch gewesen, erinnert sich Gina Zehnder. «Ich war 13, ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich mit einem Jungen laufen wollte.» Doch als es losgegangen sei, «machte es sehr viel Spass».
Seit 2018 tanzen sie im Duett. Das Ziel damals: die Olympischen Jugendspiele 2020 in Lausanne. Sie erreichten es. «Unser erster Meilenstein», blick Beda Leon Sieber zurück. Und: «Wir merkten, dass es uns gefällt. Wir wollten noch mehr.»
Das Projekt geriet ins Wanken
Doch dann folgte der Rückschlag, der das ganze Projekt ins Wanken brachte. Eine Woche nach der Selektion für die Junioren-WM 2022 ging es für Gina Zehnder nicht mehr weiter. Die Knochenentzündung im Knie, durch Überbelastung verursacht, schmerzte. Sie musste pausieren, zuerst zwei Wochen, dann immer länger. Am Ende fiel sie sechs Monate aus.
«Ein schwerer Schlag», sagt sie. Der Wiedereinstieg verlief behutsam, ihr Partner und die Trainerin arbeiteten in der Zwischenzeit an der Choreografie. Zehnder/Sieber verpassten den ersten Teil der Saison, sie verloren vor einem Jahr mit Platz 2 den Junioren-Meistertitel an die Clubkollegen Milla O’Brien/Laurin Wiederkehr. «Wir wussten: Wir mussten Vollgas geben, wenn wir wieder zurückkommen wollten, und legten den Fokus voll auf die neue Saison», erklärt Beda Leon Sieber.
Internationales Debüt in der Elite
Das taten sie. Und wie. Mittlerweile können beide feststellen: «Es hätte nicht besser laufen können, wir haben ein Ziel nach dem anderen erreicht.»
In Resultaten ausgedrückt: Als erstes Schweizer Eistanzpaar eroberten sie diesen Herbst mit Platz 3 in Istanbul eine Medaille bei einem Junior-Grand-Prix, die Bestätigung folgte mit dem 4. GP-Rang in Polen, in Lausanne gewannen sie das Swiss Ice Skating Open. Und schliesslich: Vorletztes Wochenende debütierten sie, wieder in Istanbul, in der Elite und erreichten die technische Minimalpunktzahl, die für einen Start an EM und WM der «Grossen» genügen würde. «Ein mega Erfolg», freuen sie sich.
«Wir sind erst am Anfang»
Ihr Ziel aber bleibt die Junioren-WM Ende Februar in Taipeh. Vorher wollen sie sich am kommenden Wochenende an der SM in ihrer KEK in Küsnacht nach einem Jahr Unterbruch wieder als Meister feiern lassen. Und später? «Wir sind erst am Anfang, unsere Erfolgssträhne hat begonnen», ist Beda Leon Sieber, der KV-Lehrling an der United School of Sports, überzeugt.
Der ultimative Plan ist auch für sie der Start an Olympischen Spielen. 2026, in ihrer ersten offiziellen Elitesaison, kommt wohl zu früh. Aber 2030? Das wäre 28 Jahre nach Salt Lake City, als Eliane und Daniel Hugentobler als erstes und einziges Schweizer Eistanzpaar an Olympia antraten.
Sie wollten nicht aufgeben
Die gemeinsamen Ziele und Träume hätten letztes Jahr auch enden können. Denn Gina Zehnders Zwangspause stellte alles auf die Probe. «Die sechs Monate waren auch nicht einfach für ihn. Ich bin sehr froh, dass er so lange auf mich gewartet hat», sagt die Sportgymnasiastin.
«Es war schwierig», blickt Beda Leon Sieber zurück. Aber er kam zum Schluss: «Die Chance, dass ich wieder eine solche Partnerin finde, ist extrem klein, fast unmöglich. Wir haben eine derart enge Beziehung. Das wollte ich nicht aufgeben.»
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