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Keine Skandinavier im Halbfinal
«Make Hockey Great Again!» Zurück zum nordamerikanischen Eishockey?

SCB-Trainer Kent Ruhnke feiert den Meistertitel mit Marco Buehrer und SCB-Fans in der BernArena. Stimmung ist ausgelassen.
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In Kürze:
  • Nordamerikanische Trainer prägen die Playoff-Halbfinals der National League.
  • Auch im Eishockey gibt es Globalisierung, das Spiel gleicht sich überall an.
  • Moderne Eishockeytaktiken setzen weniger auf harte Checks als auf Tempo.

Die Halbfinal-Trainer? Zwei von vier sind Kanadier: Josh Holden (Davos) und Geoff Ward (Lausanne). Und hätte Marc Crawford beim ZSC nicht aus gesundheitlichen Gründen mitten in der Saison zurücktreten müssen, wären es drei. Er wurde mit Marco Bayer genauso von einem Schweizer abgelöst wie in Freiburg der entlassene Kanadier Patrick Emond von Lars Leuenberger.

Jussi Tapola? Dan Tangnes? Out mit Bern und Zug. Genauso wie die anderen Nordländer Lauri Marjamäki, Martin Filander und Johan Lundskog, die in Kloten, Biel und Rapperswil-Jona als Aussenseiter aber andere Ausgangslagen hatten.

Dennoch: 2025 wird zum dritten Mal hintereinander kein «Skandinavier» Meistertrainer. Und dies befeuert die Meinungen jener, die sich wieder mehr nordamerikanischen Einfluss wünschen.

Nirgendwo dürfte diese Sehnsucht so gross sein wie in Bern. Jährlich, immer nach dem Playoff-Out, werden Erinnerungen an die kanadisch geprägten «Big Bad Bears» wach, auch, weil die vor 20, 30 Jahren so hart und wild spielten. Make SCB Great Again! Wie schön wäre es, würde er mit «nordamerikanischem Eishockey» auferstehen. Davos, Lausanne und der ZSC zeigen ja, wie es geht.

Doch ist das so einfach?

Alles im Eishockey wird internationaler

Die Globalisierung macht nicht nur vor dem Fussball, sondern auch vor dem Eishockey nicht halt. Die gleichzeitige Lockerung der Ausländerregelung und der Krieg in der Ukraine haben die Schweizer Eishockeymeisterschaft qualitativ verbessert. Viele Topspieler und -trainer sehen nun die National League als Wunschdestination Nummer 1 ausserhalb der NHL.

Die Kader wurden noch internationaler, auch jene der Halbfinalisten: Der ZSC hat Letten, Kanadier, Schweden, Finnen. Davos hat Finnen, Schweden, Tschechen, Kanadier. Die Herkunft von Lausannes Imports? Österreich, Deutschland, Tschechien, Finnland, USA. Da ist Gottéron mit bloss Schweden und Nordamerikanern fast schon konservativ …

Auch in ihren Spielweisen sind die Länder näher zusammengerückt. Zuletzt war das gut zu sehen am 4-Nations-Turnier mit den Besten aus Kanada, USA, Schweden und Finnland – nur Letztere konnten phasenweise als «typisch finnisch», weil defensiver geprägt, bezeichnet werden. Doch selbst in Finnland ist an Trainersymposien «Die Öffnung des Spiels» ein aktuelles Hauptthema.

Trainer Jussi Tapola von SC Bern zeigt sich enttäuscht während des Eishockey-National-League-Playoffs gegen HC Fribourg Gotteron am 26.03.2025 in Bern.

Selbst an der WM sahen viele Fachleute nur marginale Unterschiede zwischen dem Spiel Tschechiens und jenem der Schweiz. Der Final, ein lange Zeit taktisches 0:0-Patt, wurde durch ein spätes Tor entschieden nach einer speziellen Bully-Variante und nicht wegen eines «typisch tschechischen oder schweizerischen Spiels».

Auch das Spiel in der NHL wurde globaler: rund 30 Prozent der Athleten sind Europäer. Die in erster Linie für Prügeleien zuständigen «Goons» sind zudem fast ausgestorben. Und wenn nicht, dann können sie auch Eishockey spielen: Mathieu Olivier, einer der letzten klassischen «Tough Guys», erzielte am Wochenende schon sein 17. Saisontor für Columbus, er wird von den Blue Jackets zudem im Penalty Killing eingesetzt.

Geoff Ward hat sogar einen Ungarn im Staff

Doch zurück zur National League: Sind in Davos und Lausanne wirklich «typisch kanadische Trainer» am Werk? Holden hat fünf Jahre lang beim EVZ unter Tangnes gelernt und ist darum als Coach wenn, dann eher nordisch-europäisch geprägt.

Und Ward? Der LHC-Trainer zelebriert fast schon die aufgeteilte Arbeit mit seinen Assistenten, wenn er bei Interviews mit dem ganzen Staff erscheint. Ein Staff, in dem Schweden, Ungarn, Franzosen und Deutsche zu finden sind.

Ist aber wenigstens das Spiel von Lausanne und Davos wild sowie von Unberechenbarkeit und Emotionen geprägt statt der als langweilig verschrienen Struktur? Der LHC mag auch dank seiner Klasse vermehrt auf Tempo-Rushes setzen. Die defensive Struktur zeichnet aber beide aus, vor allem den HCD. Als dieser in der Qualifikation seine schlechte Phase einzog, stand er eher für das Gegenteil von wild und emotional.

Philadelphia Flyers-Trainer John Tortorella reagiert während des Spiels gegen die Pittsburgh Penguins in der PPG Paints Arena.

Es scheint, als würden im modernen Eishockey das in erster Linie auf Härte ausgerichtete Spiel und mit ihm die krachenden Dauer-Checks zu Grabe getragen. Funfact: Ausgerechnet am Spengler-Cup liess das Team Canada gegen Davos diese Art von Eishockey noch einmal aufleben, Erfolg hatte es damit aber nur ein Spiel lang.

John Tortorella, ewiger NHL-Coach und erst kürzlich wieder Mal irgendwo (Philadelphia) entlassen, klagte schon vor einem Jahr über aussterbende Körperchargen und nannte die NHL «No Hit League» («Keine-Checks-Liga»).

Noch deutlicher wurden die Unterschiede auf den grösseren Eisfeldern Europas. Das liegt nicht an der (Stammtisch-)These, dass die Spieler heute «Pussys» sind. Sondern am immer höheren Tempo, das ständige Bewegung voraussetzt. Checks sind dabei oft störend: Das «Jagen» des Gegners, um ihn beim Forechecking nicht nur bedrängen, sondern auch wirklich checken zu können, sorgt inflationär eingesetzt vor allem für den Verlust von Energie und der Position beim Backchecking.

Kari Jalonen, Trainer des SC Bern, gibt Anweisungen während eines Eishockeyspiels gegen SC Rapperswil-Jona Lakers am 7. Dezember 2018.

Dennoch ist die Frage reizvoll: Würde dieses Spiel, dieses Ausbrechen aus Strukturen der Härte und Spektakel willen, heute noch funktionieren? Die Frage geht an diverse Coachs. Diese Gegenfrage hier bringt die fast identischen Antworten auf den Punkt: «Ist das Ihr Ernst? Das ist eine dumme Idee.» Eine politisch korrektere Replik: «Nein, das wäre einfach zu kontern.»

Die sogenannt kanadisch geprägten «Big Bad Bears» bleiben also wohl eine schöne Erinnerung. Das muss künftige Meisterfeiern aber nicht ausschliessen. Der letzte SCB-Erfolgstrainer war «Mister Struktur» höchstpersönlich: der Finne Kari Jalonen.

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