HC Davos überfahrenDas Team Canada dominiert mit Eishockey, das in der Schweiz so nicht gespielt wird
Der Gastgeber wird bei seinem ersten Spengler-Cup-Auftritt zerzaust. Im Traditionsduell setzen die mit elf AHL-Spielern angetretenen Kanadier physische Duftmarken im Akkord. Und sie gewinnen 6:2.
- Team Canada dominiert den HC Davos mit physischem Spiel beim Spengler-Cup.
- Davos kann der physischen Härte der Kanadier wenig entgegensetzen.
- Spieler wie Sven Jung zeigen dennoch defensive Stärken im physischen Duell.
Welch ein Weckruf für den HC Davos gleich am ersten Tag seines Heimturniers. Aber auch welch ein Zeichen grundsätzlich an die National-League-Clubs. Die Schweizer Meisterschaft gilt nicht zu Unrecht als eine der besten ausserhalb der NHL, vor allem wenn es um spielerische Brillanz von technisch starken Einzelkönnern geht.
Doch was passiert, wenn ein Spitzenteam wie Davos, zudem noch verstärkt mit zwei Imports von Servette (Palve und Lennström) mit Eishockey konfrontiert wird, das so in der Meisterschaft nicht gespielt wird? Oder anders gefragt: Was, wenn ein Team Canada mit elf AHL-Spielern auf eine NL-Equipe losgelassen wird?
Wenn in jedem Shift einfach jeder Check zu Ende gefahren wird? Wenn mit simplem, aber extrem geradlinigem Spiel mit maximalem Zug aufs Tor der Puck ins Tor gearbeitet wird, weil das Stochern, Stossen und Nachsetzen erst mit dem Torjubel aufhört?
Der HC Davos spielt seine Stärke gar nie aus
Dann kommt das heraus, was an diesem Donnerstagabend im Traditionsduell des Spengler-Cups passiert: zwei Teams, die wie zwei unterschiedliche Sportarten spielen, und ein HC Davos, der herumgeschubst und dominiert wird. Die Folge ist eine 5:2-Führung des Team Canada schon nach 40 Minuten.
Die Bündner wissen regelmässig nicht, wie ihnen geschieht, wenn sie nicht nur im Aufbauspiel, sondern praktisch auf dem ganzen Eisfeld nicht nur permanent gestört, sondern auch physisch bestraft werden. Die wenigsten in Blau-Gelb sind an diesem Abend fähig, entsprechend dagegenzuhalten oder sogar mit gleicher Münze zurückzuzahlen.
Der Ausnahmen gibt es wenige, dazu gehören die Verteidiger Klas Dahlbeck und vor allem Sven Jung. Letzterer ist der aktuell für viele überraschendste Schweizer Nationalspieler, in diesem physisch sehr harten Spiel ist gut zu erkennen, was auch Nationaltrainer Patrick Fischer an ihm schätzt.
Seine eigentliche grosse Stärke, jene im läuferischen Bereich, spielt der HC Davos nicht aus. Vielleicht kann er sie gar nicht ausspielen, weil er mit dieser Art Eishockey des Gegners einfach nicht klarkommt.
Lemieux öffnet die Büchse der Pandora
«Wir tun das, was wir auch in Nordamerika tun», sagt in der zweiten Pause schulterzuckend Charles Hudon, Stürmer des AHL-Clubs Ontario Reign mit kurzer Schweizer Vergangenheit bei Lausanne. Tun, was man in solchen Situationen tut: Auch der HC Davos hätte so einen Spieler, er hat Brendan Lemieux erst kürzlich genau für die physischen Aspekte und natürlich auch für jene im Graubereich des Spiels verpflichtet.
Und es ist sogar der kanadische Flügelstürmer in Blau-Gelb, der schon in seinem ersten Shift mit einem sehr harten Check gegen Colton White das allererste Zeichen der Härte in diesem Spiel setzt. Mit seiner Aktion öffnet er aber die Büchse der Pandora, danach prasseln Check um Check auf seine Mitspieler ein.
Das Spiel endet 6:2, dem Team Canada gelingt im Schlussdrittel noch ein zweiter Shorthander, es ist der Schlusspunkt einer Machtdemonstration der Kanadier. Ein Gedanke, der am besten sofort wieder verworfen wird: Wie wäre diese Partie herausgekommen, wenn sie auf den kleineren AHL-Feldern gespielt worden wäre … ?
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