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Hilfe bei sexueller Gewalt
Ein Jahr «Forensic Nurses»: 21 nachträgliche Strafanzeigen bei Sexualdelikten – Regierungsrat zufrieden

Eine Forensic Nurse in Zürich nimmt mit einem Tupfer eine Probe vom Arm einer Person. Gestellte Szene. Datum: 8. Januar 2025.
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Der «Aufsuchende Dienst Forensic Nurses» betreut seit einem Jahr rund um die Uhr Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt. Die speziell ausgebildeten Pflegefachfrauen sichern nach Gewalttaten und Sexualdelikten kostenlos gerichtsverwertbare Spuren in Notfallstationen der Spitäler im Kanton Zürich. «Der Dienst schliesst eine Lücke, indem Betroffene auch dann eine professionelle Spurensicherung erhalten, wenn keine Strafanzeige erstattet wird», teilte die Gesundheitsdirektion am Dienstag mit.

Im ersten Jahr des dreijährigen Pilotprojekts haben die «Forensic Nurses» demnach bei rund 200 Opfern von sexueller und häuslicher Gewalt Spuren gesichert. Dazu haben sie in rund 170 Fällen telefonisch Unterstützung geleistet. Die Mehrzahl der untersuchten Opfer war weiblich und zwischen 16 und 35 Jahren alt, wie die Gesundheitsdirektion schreibt. Bei jeweils der Hälfte handelte es sich um Fälle von Sexualdelikten und von häuslicher Gewalt.

21 nachträgliche Strafanzeigen – zuvor nur eine

Bemerkenswert sei, dass 21 Opfer nach der Betreuung durch die dedizierten Pflegekräfte eine nachträgliche Strafanzeige eingereicht hätten, so die Gesundheitsdirektion. In den 13 Jahren zuvor habe es nur eine nachträgliche Strafanzeige gegeben. «Die Zwischenbilanz ist positiv», wird Regierungspräsidentin Natalie Rickli in der Mitteilung zitiert. «Neben der besseren Betreuung der Opfer hat die vermehrte strafrechtliche Verfolgung auch einen starken präventiven Charakter.»

Die «Forensic Nurses» sichern nicht nur Spuren, sondern informieren Betroffene auch über Rechte und Möglichkeiten und vermitteln sie bei Bedarf an passende Hilfsangebote. Der Dienst ist schweizweit in dieser Form einzigartig. Das Pilotprojekt wird noch bis Ende 2026 weitergeführt. Die «positive Zwischenbilanz» bilde eine gute Grundlage, das Angebot danach regulär weiterzuführen, schreibt die Gesundheitsdirektion.

Kritik von Mitte-links

In einer gemeinsamen Medienmitteilung begrüssten Grüne, GLP, AL, SP und EVP zwar die verbesserte Betreuung von Gewaltopfern durch das Angebot. Allerdings reiche das nicht aus. Die Parteien fordern, wie bereits in einer Motion des Kantonsrats verlangt, zusätzlich zwei kantonale Krisenzentren für Opfer sexueller und häuslicher Gewalt.

Mit den «Forensic Nurses» sei dieser Auftrag noch nicht erfüllt. «Auch mit den Forensic Nurses müssen sich von Gewalt Betroffene an die überlasteten und schlecht vorbereiteten Notfallstationen wenden», heisst es in der Mitteilung. Dort müssten sie in einem hektischen Umfeld auf die Fachpersonen warten. Das sei keine adäquate Betreuung. Zudem sei der Dienst mit acht Personen für den ganzen Kanton «sehr bescheiden» ausgestattet.