Historischer Schweizer SiegDer Goalie patzt – und wird trotzdem zum Helden
Am Karjala-Cup bezwingt die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft Schweden 4:3 nach Penaltyschiessen. Es handelt sich um den ersten Sieg über die Skandinavier seit achteinhalb Jahren.
Es gibt diese Momente im Leben, da möchte man am liebsten im Erdboden versinken. Einen solchen erlebt Gilles Senn in diesem zweiten Spiel des Karjala-Cups. Sanft rollt ihm der Puck entgegen, er braucht ihn nur mit dem Stock zu stoppen respektive mit der Fanghand aufzunehmen. Aber der Schweizer Goalie kann die Scheibe nicht kontrollieren, Emil Pettersson nimmt dieses Geschenk dankend an und erzielt das 3:3.
Die Szene ist bitter für Senn, der nach einem starken Saisonstart mit Ambri von Patrick Fischer die Chance erhalten hat, sich im Nationalteam zu beweisen. Und sie ist bitter für die gesamte Schweizer Mannschaft, die gegen Schweden über weite Strecken ansprechend spielt und zu Beginn des dritten Drittels dank Sven Andrighettos sattem Schuss im Powerplay 3:2 in Führung gehen konnte.
Aber Senn wird tatsächlich noch zum Helden. In der Verlängerung überstehen die Schweizer dank seiner Parade gegen Steen – den besten Torschützen der schwedischen Liga – eine Unterzahl-Situation. Und im Penaltyschiessen macht der Walliser dann gar sämtliche vier Versuche der Schweden zunichte. Für die Schweizer treffen Damien Riat und Théo Rochette und sorgen damit für den 4:3-Sieg.
Es ist ein Erfolgserlebnis von historischem Ausmass: 16 Begegnungen in Folge hat die Schweiz zuvor gegen Schweden verloren, der letzte Sieg datierte vom April 2016 während der WM-Vorbereitung.
Die Schweizer haben dazugelernt
Nach einem druckvollen Start der Schweden gelingt den Schweizern durch Andrighetto früh der Führungstreffer (13.). Doch dann kassieren sie den Ausgleich auf ärgerliche Art und Weise: Bengtsson erhält 33 Sekunden vor der ersten Pause viel zu viel Platz vor dem Schweizer Tor, was er prompt bestraft.
Fehler mag es gegen diese Schweden nicht leiden, diese Erkenntnis wird den Schweizern auch in der 27. Minute schmerzhaft vor Augen geführt: Tim Berni verliert die Scheibe in der Mittelzone mitten während eines Linienwechsels – die Schweden kontern blitzartig, Lang trifft zum 2:1.
War die Nationalmannschaft in der letzten Saison im Rahmen der Euro Hockey Tour phasenweise nicht konkurrenzfähig gewesen, lässt sie nun aber wie schon zum Auftakt gegen Finnland phasenweise ihre Klasse aufblitzen. Zu erwähnen ist etwa das Abschlussverhalten – eigentlich eine Schwachstelle dieses Teams – am Beispiel des 2:2. Nach einem Schuss Inaki Baraganos spielt Fabrice Herzog die Scheibe vor dem schwedischen Keeper Johansson quer, worauf Dario Simion nur noch einschieben muss.
Im letzten Winter hatten die Schweizer auf der Euro Hockey Tour elf Niederlagen in Folge kassiert, was Nationaltrainer Fischer gehörig Kritik einbrachte. Nun haben sie nach der 2:3-Niederlage gegen Finnland zum Auftakt schon den ersten Sieg im Trockenen – und das erst noch gegen Angstgegner Schweden. Zum Abschluss spielen die Schweizer am Sonntag (12.30 Uhr) gegen Tschechien. Der Vergleich ist durchaus reizvoll, vor rund fünf Monaten standen sich die beiden Teams erst im WM-Final gegenüber.
Fehler gefunden?Jetzt melden.