Einer für alleVive la révolution!
Elektromobilität für alle erschwinglich machen – dieses Ziel hat sich Citroën auf die Fahne geschrieben. Mit dem neuen e-C3 rufen die Franzosen zum Klassenkampf auf.
Power to the people! Dieser aufrührerische Aufschrei wird zwar nicht direkt mit der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts in Verbindung gebracht – die Franzosen hätten sich dazu niemals der englischen Sprache bedient. Sinngemäss passt der Ausspruch aber sehr gut. Er passt auch gut zu Citroën, dieser aufrührerischen französischen Automarke; denn Power, setzt man noch ein «electric» davor, steht auch für Strom, und den will Citroën in Form von erschwinglichen Elektroautos möglichst allen zugänglich machen. Und auch abgesehen davon zeigen die Franzosen immer wieder, dass ihr berühmter Revolutionsgeist nicht verloren gegangen ist.
Schon der 2023 zurückgetretene Citroën-Chef Vincent Cobée trieb diese Denkweise voran. «Wir sind der Ansicht, dass Elektrifizierung nicht teuer sein darf», pflegte er zu sagen, «andernfalls werden sich Familien die Freiheit der Mobilität nicht mehr leisten können, wenn vollelektrische Fahrzeuge die einzige Option für sie werden.» Entscheidend dabei ist natürlich die Grösse der sehr kostspieligen Batterie, was Cobée einst im Gespräch in ein bildhaftes Beispiel verpackte: «Eine grosse Batterie ist wie ein schwerer Rucksack. Den nehmen Sie vielleicht mit auf eine lange Wanderung, um dann alles dabeizuhaben. Aber schleppen Sie ihn auch täglich ins Büro? Wohl eher nicht.»
Auch der neue Citroën-CEO Thierry Koskas verfolgt diese Strategie. «Erschwingliche Fahrzeuge anzubieten, war schon immer ein wichtiger Teil der DNA von Citroën», sagt der Franzose im Hinblick auf den neuen e-C3, der im August zu den Schweizer Händlern rollt. Der Kleinwagen, in der neuen Generation 4,01 Meter lang, ist der Bestseller von Citroën, macht allein 29 Prozent des europäischen Verkaufsvolumens aus und ist damit von entscheidender Bedeutung für die Marke. Seit der Einführung des Modells 2002 wurden über 5,6 Millionen Stück verkauft, allein die nun auslaufende Generation fand mehr als 1,5 Millionen Abnehmer.
Modischer SUV-Look
Im hart umkämpften B-Segment hat sich der C3 also eine starke Position erkämpft. Die neue Generation wird nun auch der weiterhin steigenden Beliebtheit der SUV gerecht: Der Kleinwagen wurde um zehn Zentimeter höher als der Vorgänger, obwohl er in der Länge nur knapp zwei Zentimeter zulegte. Dadurch haben die Passagiere mehr Platz. Diese veränderten Proportionen erzeugen aber zusammen mit der rustikalen Designsprache auch einen SUV-Look, der bei der Kundschaft gut ankommen wird. Von einem SUV will Citroën allerdings nicht reden, schliesslich soll der neue C3 bald auch als C3 Aircross aufgelegt werden, der dann – mit noch etwas mehr Bodenfreiheit und robusterem Look – den SUV-Part offiziell einnehmen soll.
Im Innenraum sind Einflüsse vom Concept-Car Oli erkennbar, etwa das schwarze Band unterhalb der Windschutzscheibe, das anstelle eines Instrumentenclusters hinter dem Lenkrad die wichtigsten Fahrinformationen anzeigt – eine Art Head-up-Display, kostengünstig gelöst und praktisch in der Anwendung, weil der Blick so stets auf die Strasse gerichtet bleiben kann. Einen Touchscreen für das Infotainmentsystem gibt es natürlich auch, 10,25 Zoll gross und frei stehend über der Mittelkonsole. Clever: Das preisgünstige Basismodell You verzichtet auf das Display und bietet stattdessen eine Smartphone-Halterung mit einer speziellen App, damit über das eigene Handy auf Musik, Radio, Anrufe und Navigation zugegriffen werden kann.
Weiterhin auch mit Verbrenner
Um die Kosten und das Gewicht zu senken – was wiederum den Verbrauch reduziert und die Reichweite erhöht –, hat sich Citroën für einen 44-kWh-Lithium-Eisenphosphat-Akku (LFP) entschieden. Diese Batterieart ist günstiger als ein Lithium-Ionen-Akku, reicht aber im e-C3 dennoch für eine WLTP-Normreichweite von 320 Kilometern. Nächstes Jahr folgt eine Version mit noch kleinerem Akku und 200 Kilometern Reichweite. Geladen wird ziemlich flott: An der Gleichstrom-Schnellladesäule lädt der Franzose mit maximal 100 kW, der Akku wird so in 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent Kapazität gefüllt. An der Wechselstrom-Wallbox sind maximal 11 kW möglich.
Zu den Antriebsvarianten: Der neue e-C3 wird von einem 83 kW/113 PS starken Elektromotor an der Vorderachse angetrieben, der eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in elf Sekunden und einen Topspeed von 135 km/h ermöglicht. Das mag nach wenig klingen, fühlt sich aber dennoch sehr spritzig an und reicht für den Alltag völlig aus. Parallel dazu bietet Citroën den Kleinwagen auch mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (74 kW/101 PS) mit Sechsgang-Schaltgetriebe an. Später folgt davon eine 48-Volt-Mildhybridversion.
Auf der ersten Ausfahrt überzeugte der kleine Franzose rundum. Er bietet dank der bekannten Advanced-Comfort-Federung von Citroën mit progressiven, hydraulischen Dämpfern einen für diese Klasse ausserordentlich hohen Fahrkomfort. Beide Varianten, Stromer wie Benziner, federn gekonnt, lenken freudig ein und vermitteln ab dem ersten Meter eine grosse Portion Fahrspass. Die zahlreichen Fahrassistenten konnten im Vorserienmodell noch nicht ausprobiert werden, doch die Liste der Sicherheitssysteme ist erstaunlich lang, denn das alles steht in Relation zum Verkaufspreis. Und der ist ab 15’690 Franken für den Benziner respektive ab 24’990 Franken für den Stromer eine echte Kampfansage an die Konkurrenz. Vive la révolution!
Dieser Artikel stammt aus der «Automobil-Revue» – www.automobilrevue.ch
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