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Meinung

Gastkommentar zur interner Wahl bei Coop
Eine verpasste Chance

Coop ist ein Grossverteiler, der aber auch kleine Läden betreibt – und weiterhin als Genossenschaft organisiert ist.
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Der 1000 Personen umfassende Verein Detailwandel wollte in den alle vier Jahre stattfindenden Wahlen der Regionalräte der Coop-Genossenschaft mit eigenen Listen antreten und damit Einfluss auf die Entwicklung von Coop nehmen. Damit hätten die rund 2,5 Millionen Mitglieder der Genossenschaft erstmals seit sechzig Jahren eine Auswahl zwischen zwei Listen. Bisher fanden in der Genossenschaft sogenannt «stille Wahlen» mit nur einer von Coop selbst zusammengestellten Liste statt. Für die Teilnahme an den Wahlen in den sechs regionalen Wahlkreisen verlangte das Wahlreglement 55’000 Unterschriften von Mitgliedern.

Kurz vor Beginn der Unterschriftensammlung hat der Coop-Verwaltungsrat das Wahlreglement verschärft. Neu müssen nicht mehr 55’000 Unterschriften gesammelt werden, sondern 165’000. Und neu muss auch bei jeder Unterschrift die Coop-Mitgliedsnummer angegeben werden. Und das erst noch innerhalb von nur noch 15 statt bisher 30 Tagen. Dass so eine offene Wahl verunmöglicht wird und offene Wahlen faktisch abgeschafft wurden, weiss jeder und jede, die jemals Unterschriften für eine Initiative oder ein Referendum gesammelt haben. Deshalb hat Detailwandel das Vorhaben nun abgeblasen.

Im Geheimen vorbereitet

Die Empörung aufseiten des Vereins Detailwandel ist gross und auch verständlich. Nachvollziehbar ist aber auch die Konsternation bei Coop. Detailwandel hat während eines Jahres die Aktion im Geheimen vorbereitet, was dem Vorhaben einen verschwörerischen Anflug gibt und als versuchte «feindliche Übernahme» empfunden werden kann. Trotzdem ist der prohibitive Reflex des Verwaltungsrates unangemessen und zeugt von wenig Selbstvertrauen.

Detailwandel will eine Coop mit einer konsequenten Klimastrategie, besseren Arbeitsbedingungen für die Angestellten sowie fairen Preisen für Konsumenten wie auch für Produzenten und Lieferanten. Was ist von diesen Zielen zu halten? Während sich Coop bei den Arbeitsbedingungen und Konsumentenpreisen im Umfeld der Konkurrenz bewegt, erhält das Unternehmen bei internationalen Wettbewerben zum unternehmerischen Umweltverhalten regelmässig höchste Auszeichnungen. 2017 wurde Coop zum Beispiel von der unabhängigen Münchner Ratingagentur Oekom unter 148 internationalen Retailern zur nachhaltigsten Detailhändlerin gekürt. Und dieses Jahr hat Coop den «World Award for Sustainability», einer der renommiertesten Umweltpreise, gewonnen.

Gleichwohl sind hier noch Verbesserungen nötig, zum Beispiel beim Verpackungsmaterial. Was den Handel betrifft, so engagiert sich Coop seit Jahren in Drittweltländern beim fairen Einkauf von Produkten wie Kaffee und Kakao. Bereits in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hat das Unternehmen mit dem Verkauf von Nica-Bananen aus Nicaragua dem fairen Handel den Weg geebnet.

Groteske Änderung des Wahlreglements

Coop könnte also selbstbewusst einer offenen Wahl entgegensehen. Sie könnte aufzeigen, dass der Spielraum im Detailhandel beschränkt ist. In keiner anderen Branche gibt es tiefere Margen, und weil Coop eine Genossenschaft ist, fliesst auch kein Gewinn aus dem Unternehmen an private Eigner. Eine offene Wahl gäbe Coop auch Gelegenheit, zu belegen, dass die Ziele von Detailwandel zu einem Teil bereits erfüllt sind und dass grössere Änderungen bei Preisen und Löhnen für das Unternehmen im harten Konkurrenzkampf finanziell nicht zu tragen sind.

Es braucht einen offeneren Zugang von interessierten Genossenschaftern zu den Coop-Gremien.

Der Verein Detailwandel wollte mit offenen Wahlen die Coop-Demokratie beleben. Der Versuch ist durch die groteske Änderung des Wahlreglements vereitelt worden. Es ist zu hoffen, dass Coop beim Reglement nochmals über die Bücher geht. Ob offene Wahlen in einer Grossgenossenschaft wie Coop das richtige Mittel dazu sind, bleibe dahingestellt. Auf jeden Fall sollte aber die Kooptation, das heisst die Aufstellung der Wahllisten für die Regionalräte allein durch die Coop-Gremien, aufgegeben werden. Es braucht einen offeneren Zugang von interessierten Genossenschaftern zu den Coop-Gremien.