Nachhaltige LandnutzungEine neue Bewegung verändert das Gärtnern
Das Interesse an der Permakultur wächst stark. Was steckt dahinter?
«Perma-was?», lautete noch vor zehn Jahren oft die Frage, wenn jemand in einem Gespräch Permakultur erwähnte. Damals fing die Permakultur-Bewegung gerade erst an, sich in der Schweiz zu entwickeln. Zwar hatten sich paar wenige Pioniere bereits als Verein organisiert und sammelten Erfahrungen mit dieser Art zu gärtnern und zu leben. Doch das öffentliche Interesse blieb gering.
Heute gibt es zahlreiche nach Permakultur-Prinzipien angelegte Gärten und auch einen Verein mit rund 800 Mitgliedern. «Das Interesse an Permakultur ist enorm gewachsen», sagt Anton Küchler, Präsident des Vereins Permakultur Schweiz. Auch in der Landwirtschaft verbreitet sich dieser Ansatz, der seit zwei Jahren vom Bundesamt für Landwirtschaft mit Direktzahlungen gefördert wird.
«Die Grundlage ist eine ethische Werthaltung, die auf drei Prinzipien beruht: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen, Sorge für die Zukunft.»
Der Begriff setzt sich aus den beiden englischen Wörtern «permanent» und «agriculture» zusammen und bedeutet so viel wie dauerhafte Landwirtschaft. Die Begründer dieses Konzepts sind die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren, die damit in den 1970er-Jahren ein bewusst gestaltetes, sich selbst regulierendes System definierten. Ein System, in dem Mensch, Tier und Pflanzen im Einklang leben.
«Permakultur ist keine Methode», hält Küchler fest. «Die Grundlage ist eine ethische Werthaltung, die auf drei Prinzipien beruht: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen, Sorge für die Zukunft.»
Pionier der Permakultur
Der Umweltwissenschaftler hörte 1998 in Zimbabwe das erste Mal von Permakultur. Beim Autostopp wurde er von einem Bauern mitgenommen, der seinen Hof nach den Prinzipien der Permakultur aufgebaut und zum Erfolg geführt hatte. Küchlers Interesse war damit geweckt und er begann, sich vertieft mit dem Konzept auseinanderzusetzen. Er gehört zu den Pionieren der Permakultur in der Schweiz, lebt und arbeitet danach mit anderen Gleichgesinnten auf dem Hof Balmeggberg im Emmental.
Wer der Erde, den Menschen und der Zukunft Sorge tragen will, beginnt automatisch, einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln. Um Ressourcen zu sparen und immer mehr im Einklang mit der Natur zu leben, versuchen Permakulturisten, ihre Bedürfnisse bezüglich Energie, Nahrung und Kleidung so weit wie möglich aus der Landschaft, in der sie leben, zu befriedigen. Egal, ob sie Land besitzen oder bloss über einen Balkon in einer Mietwohnung verfügen.
Wer einen Garten hat, versucht diesen so anzulegen, dass er ernten kann. «Die Lösung sieht aber immer anders aus», erklärt Küchler, «je nachdem, welche Voraussetzungen der Garten bietet und welche Ressourcen die Person hat, um diesen zu bewirtschaften».
Auch wenn Permakultur nicht primär eine Methode, sondern eine Lebenshaltung ist, setzen sich Interessierte mit ähnlichen Themen auseinander: Wie bepflanze ich meinen Garten, damit ich viel und viel Verschiedenes ernten kann? Wie pflege ich den Boden, damit auch nachfolgende Generationen von ihm leben können?
Grosses Bildungsangebot
In einem Permakultur-Garten werden viele Prinzipien des biologischen Gärtnerns berücksichtigt – der Ansatz geht aber darüber hinaus. Während zum Beispiel die meisten Biogärtner Neophyten bekämpfen, sind diese bei einem Permakultur-Gärtner willkommen, so lange sie essbar und im Zaum zu halten sind. Eine essbare Landschaft ist der Permakultur-Bewegung wichtiger als die Frage, woher diese Pflanze ursprünglich stammt.
So zu gärtnern setzt ein grosses Wissen über Pflanzen, natürliche Kreisläufe, Bodenfruchtbarkeit, Wassermanagement, Biodiversität und Mikroklima im Garten voraus. Alles komplexe Themen. Im Rahmen der Permakultur-Bewegung ist in den vergangenen Jahren denn auch ein grosses Bildungsangebot entstanden.
Verschiedene Anbieter veranstalten Grundkurse zu Permakultur oder auch zu einzelnen Themen wie Hügelbeete, Kompostieren, Pilzzucht, Pflanzenkohle als Nährstoffspeicher oder Wildpflanzen. Neben den Kursen vermitteln auch zahlreiche Bücher die Grundlagen, wie man zum Beispiel ein Gelände gestaltet, damit man es auf möglichst vielfältige Weise nutzen kann: Wo setzt man welche Bäume? Wo machen Kräuter- oder Gemüseanbau Sinn, und wie schafft man vielleicht sogar eine eigene Kläranlage, Regenwasseraufbereitung und Stromproduktion?
«Man braucht keinen Doktortitel, um seinen Garten mit Kompost zu versorgen.»
Obwohl es ein vielfältiges und komplexes Thema ist, scheint die Faszination an der Permakultur ungebrochen zu sein. «Das Interesse an Ökologie und Selbstversorgung ist in den letzten Jahren stark gewachsen», stellt Küchler fest. Da sich in der Permakultur Menschen mit verschiedensten Hintergründen vernetzen, kann man von den Erfahrungen und dem Wissen der anderen profitieren, so Küchler. «Permakultur ist eigentlich eine Bewegung, die gemeinsam forscht und sich austauscht», sagt er.
Einsteigern versucht er in den Kursen das Gefühl der Überforderung zu nehmen und die Hemmschwelle herabzusetzen. «Man braucht keinen Doktortitel, um seinen Garten mit Kompost zu versorgen.»
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