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Aufruhr im Nationalsport
Eine Liga zeigt Trump den Mittelfinger

Erst verdribbelte er sich beim Interview, dann adressierte er Donald Trump direkt: Drew Brees, 41, Quarterback und Superstar der New Orleans Saints.
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Kurz nach 16 Uhr war es so weit. Und Drew Brees: endgültig im Schraubstock. Denn kurz nach 16 Uhr an diesem Freitagnachmittag sandte US-Präsident Donald Trump eine Nachricht über seinen Twitter-Account, in der er Drew Brees direkt ansprach. Brees ist Footballer der New Orleans Saints und nicht irgendeiner: Er ist der Quarterback, Superstar mit 25 Millionen Dollar Jahresverdienst, Superbowl-Sieger von 2010 – keiner in der Geschichte der National Football League hat mehr Touchdowns erzielt als der 41-Jährige.

Ach ja: Und Drew Brees ist weiss. Und: eher konservativ veranlagt. Das hat er wieder einmal bewiesen, als er vor wenigen Tagen in einem Interview die Proteste schwarzer Sportler gegen Polizeigewalt, Rassismus und Unterdrückung mit einem unpatriotischen Protest gegen Flagge, Hymne und Militär verwechselte. «Ich werde nie einer Meinung mit jemandem sein, der die Flagge der Vereinigten Staaten nicht respektiert», sagte er gegenüber Yahoo. Er folgte damit dem Narrativ, mit dem Trump diese Proteste seit Jahren zu diskreditieren versucht. Den früheren San-Francisco-Quarterback Colin Kaepernick als Kopf der Bewegung hat der Präsident einmal als «Hurensohn» abserviert.

Was Brees sagte, versetzte Spieler und Sportler im ganzen Land in Aufruhr. Selbst Teamkollegen bei den Saints schäumten vor Wut – und verschafften sich öffentlich Luft, einer nach dem anderen. «Drew», wehklagte Verteidiger Malcolm Jenkins in einem Instagram-Eintrag mit zittriger Stimme, «wenn du nicht verstehst, wie verletzend und unsensibel deine Aussage war, dann bist du Teil des Problems.» Vor dem Stadion in New Orleans versammelten sich Hunderte Fans. «Fuck Brees», riefen sie.

Und dem Mann, zu dessen Ehren sie die Stadt einst in «Drew Orleans» umbenannt hatten, wurde schnell unwohl in seiner Haut. Einer ersten, halbherzigen Bitte um Entschuldigung liess er eine zweite folgen, am selben Tag, es war ein Video, weil «alle in meine Augen sehen sollen». Darin beteuerte Brees, nun endlich verstanden zu haben, worum es gehe: «Um soziale Ungerechtigkeiten. Um Polizeigewalt. Um längst notwendige Reformen. Es tut mir leid. Ich werde es künftig besser machen und Teil der Lösung sein.»

Ich bin ein Fan von ihm. Aber er hätte seine Haltung zum Ehren der Flagge nicht zurücknehmen dürfen.

US-Präsident Donald Trump

Das kam schon besser an, bei seinen Teamkollegen zumindest, doch einer hatte daran gar keine Freude: Trump. Und deshalb schrieb er am Freitagabend: «Ich bin ein Fan von Drew Brees. Aber er hätte seine ursprüngliche Haltung zum Ehren unserer wunderschönen Flagge nicht zurücknehmen dürfen. Sie muss geehrt werden.»

Damit war der Schlamassel perfekt für Brees. Andere prominente Spieler der NFL hatten sich da längst positioniert und die «Black Lives Matter»-Bewegung unterstützt, mit Einträgen in den sozialen Medien oder bei Protestveranstaltungen vor Ort. Längst nicht mehr nur schwarze Stars, sondern auch weisse wie Aaron Rodgers (Green Bay Packers) oder gar Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers), der Donald Trump nahesteht.

Es geht nicht um die Flagge. Es ist nie um sie gegangen. Wir können sie nicht länger als Ausrede missbrauchen.

Drew Brees, Spielmacher der New Orleans Saints

Also musste sich auch Brees entscheiden: für Team- und Berufskollegen – oder für Trump. Und er wählte die Konfrontation mit dem Präsidenten, sprach ihn mit einem Instagram-Post direkt an: «Donald Trump, ich habe realisiert, dass es nicht um die amerikanische Flagge geht. Dass es nie um sie gegangen ist. Wir können sie nicht länger als Ausrede missbrauchen, um von den Problemen der schwarzen Gesellschaft abzulenken. Unsere Nation ist an einem kritischen Punkt angelangt, und als Weisse müssen wir jetzt zuhören und lernen und Lösungen finden. Das können die Schwarzen nicht allein. Es braucht uns alle.»

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Ein prominenter Sportler, der Trump in dieser delikaten Lage die Stirn bietet – es könnte ein entscheidender Faktor in diesem Klassenkampf sein. Und nach dem gewaltvollen Tod von George Floyd durch das Knie eines Polizisten in Minneapolis fällt gerade ein Dominostein nach dem nächsten. Nachdem Kaepernick & Konsorten jahrelang allein gelassen worden waren, solidarisierten sich in den letzten Tagen ganze Teams mit ihnen. Wie die Green Bay Packers aus dem sehr ländlichen (und weissen) Wisconsin mit «Black Lives Matter». Oder die Denver Broncos: Mehr als 50 ihrer Spieler nahmen am Samstag an einer Demonstration teil.

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Und schliesslich fiel auch die NFL selbst. In einem ersten Statement zeigte sich die Liga, bestehend aus nahezu ausnahmslos weissen und schwerreichen Teambesitzern, noch handzahm – schliesslich hatte sie in der Vergangenheit und vor allem im Umgang mit Kaepernick alles darangesetzt, Trump bloss nicht zu verärgern. Oder die Fanbasis: American Football ist in konservativen Gegenden besonders populär. Mehr als 80 Prozent der Fans haben zudem weisse Hautfarbe.

Ohne schwarze Spieler gäbe es die NFL nicht. Wir lagen falsch, als wir nicht auf unsere Spieler hörten.

NFL-Chef Roger Goodell

Doch nachdem am Freitag Stars zahlreicher Teams die Liga in einem gemeinsamen Video zum Handeln aufgerufen hatten, wurde NFL-Chef Roger Goodell in einer Videobotschaft bemerkenswert deutlich. «Ohne schwarze Spieler gäbe es die NFL nicht. Wir wollen mithelfen, den dringend benötigten Wandel in diesem Land zu vollziehen.» Und auch wenn Goodell den in Ungnade gefallenen Kaepernick namentlich nicht nannte, war klar, dass er ihn meinte, als er sagte: «Wir lagen falsch, als wir nicht auf unsere Spieler hörten.» (Siehe Video unten)

Wie viele Taten Goodell oder Brees oder die Besitzer der verschiedenen Teams ihren Worten folgen lassen, wird sich zeigen – und daran wird sie der nun ständig wachsende Teil der Bevölkerung messen, die hinter «Black Lives Matter» steht. Die Zeichen stehen jedenfalls auf Sturm. Der «Guardian» urteilte aus dem fernen London: «Die NFL tat das Undenkbare und zeigte Trump den Mittelfinger.»

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