Ein Märchen wird wahrVon der Armut in die Millionärsliga
Javon Kinlaw lebte in Häusern ohne Strom und Wasser. Nun ist der Footballer im NFL-Draft gezogen worden und wird bald Millionär sein.
Das Warten hat ein Ende. Der lange Weg zum Profi ist geschafft. Aus der Armut in die beste Liga der Welt. Javon Kinlaw wurde von den San Francisco 49ers an 14. Stelle im NFL-Draft gezogen. In den nächsten Wochen wird der Footballer den Vertrag unterzeichnen. Über 17 Millionen Dollar, knapp 10 davon als Unterschriftsbonus. Geld, mit dem er dafür sorgen will, dass es seine Tochter besser hat als er.
Die Kindheit des 22-Jährigen war alles andere als leicht. Seine Mutter, die in den 90er-Jahren von Trinidad und Tobago in die USA nach Washington D.C. eingewandert war, lebte von Gelegenheitsjobs. Ein richtiges Zuhause konnte sie ihren beiden Söhnen Javon und Shaquille nie bieten. Sie lebten bei Freunden im Keller oder in Häusern ohne Strom und Wasser. Sie hätten Wasser aus den Gärten der Nachbarn holen müssen, sagte Kinlaw. Er habe es dann auf dem Gasherd aufgekocht, um warm duschen zu können. «Wir glaubten, das sei normal», sagte er in einem Interview während seiner College-Zeit.
U-Bahn fahren, um nicht zu frieren
Seine Situation hatte auch Auswirkungen auf Kinlaws schulische Leistungen. Regelmässig zum Unterricht ging er nicht. Einmal habe er die Schule während eines ganzen Monats geschwänzt, sagte er. An gewissen Tagen blieb er einfach in der U-Bahn sitzen, weil es da wärmer war als dort, wo er gerade wohnte. Und wenn er dann doch mal in der Schule war, machte er nur Unfug.
Als Kinlaw 15 war, schickte ihn seine Mutter zu seinem Vater nach South Carolina, in der Hoffnung, dass es dort besser sei. Doch der Vater lebte in einem Motel, war häufig betrunken und schlug auch seinen Sohn. Javon Kinlaw war deshalb nur ab und zu bei seinem Vater, häufiger schlief er bei Freunden auf dem Sofa.
In South Carolina kam er zum Football und fand in seinen Trainern Menschen, die an ihn glaubten. Doch die Wende in seinem Leben war das noch nicht. Kinlaw schwänzte die Schule, verhielt sich den Lehrern und Betreuern gegenüber respektlos. Ein Materialwart verlangte sogar, Kinlaw aus dem Team zu werfen. Doch der Trainer war dagegen. Er sprach mit seinem Spieler wöchentlich und motivierte ihn, sich mehr anzustrengen.
Während seines letzten Jahres an der Highschool wusste Kinlaw auf dem Footballfeld zu überzeugen, sodass die Universität von South Carolina ihr Interesse bekundete. Doch seine schulischen Leistungen waren schlecht. So schlecht, dass er kein College-Football hätte spielen dürfen. Deshalb rieten ihm die Verantwortlichen von South Carolina, die Highschool im Frühling zu verlassen und an einem Junior College seinen Abschluss in drei Semestern nachzuholen.
Wende am Junior College
Für Kinlaw war das eine gute Option, denn sie versprach Konstanz. Einen Platz zum Schlafen – und gratis Essen. Doch schulisch fehlte ihm weiterhin die Disziplin. Das sah auch sein Coach, der ihn daran erinnerte, dass sein Stipendium bei schlechten Noten verfallen würde und er dann wieder nach Hause gehen müsste. Doch ein Zuhause hatte Kinlaw nicht und zurück nach South Carolina zu seinem Vater wollte er nicht. Also begann er, sich zu bemühen und fand mit der Direktorin der Schule, Jennifer Griffith, jemanden, der an ihn glaubte und ihm half. Er verbrachte viel Zeit auf ihrem ländlichen Anwesen und mit ihren beiden Söhnen. Auch nachdem Kinlaw an die Universität von South Carolina gewechselte hatte, besuchte er die Griffiths häufig.
An der Universität konnte Kinlaw während drei Saisons überzeugen. Er durfte am Senior Bowl teilnehmen, einem Spiel, bei dem die besten College-Spieler gegeneinander antreten. Er wurde zum NFL-Combine eingeladen und durfte dort seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Viele Experten erwarteten, dass er in der ersten Runde gedraftet wird. Und genau das ist nun eingetroffen. An 14. Stelle wurde er gezogen. Er wird also schon bald Millionär und Footballprofi sein. Damit sollte er in der Lage sein, für seine einjährige Tochter zu sorgen.
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