Zu Unrecht verpöntEine Ehrenrettung des Dosenbiers
Es gibt gute Gründe, Bier aus Büchsen zu geniessen. Auch, wenn da viele an einen Metallgeschmack im Mund denken.
Wandervögel wissen es: An einem heissen Sommertag, angekommen am Ende der Route, ist ein kühles Bier schlichtweg unschlagbar. Bloss will niemand Flaschen im Rucksack mit sich tragen, hin und zurück, weil die erstens ziemlich Gewicht haben. Und weil sie schnell mal kaputt gehen können. Und darum greift, wer auf Schusters Rappen unterwegs ist, gern zu Dosenbier. Und tut dies mit schlechtem Gewissen, was eigentlich nicht nötig wäre: Bier aus der Büchse ist nämlich gar nicht so verkehrt.
Nicht umsonst füllen viele Craftbier-Produzenten im In- und Ausland das Getränk ihres Herzens vermehrt in Aludosen. Denn zuallererst mal sind diese Behältnisse platzsparend und leicht. Was bedeutet, dass die CO₂-Emissionen für den Transport sich verkleinern. Hinzu kommt ein rein praktischer Aspekt: dass Bier möglichst kühl und dunkel gelagert werden sollte – dies ist bei einer so lichtundurchlässigen Hülle natürlich eher gegeben als bei einer Glasflasche.
Dosengeschmack muss nicht sein – ausser es passieren Fehler bei der Abfüllung.
Problematisch ist die Herstellung von Aluminium, da sie viel Energie braucht. Wir in der Schweiz sind aber Weltmeister im Alu-Recycling – es werden gut und gerne 90 Prozent aller Dosen wiederverwertet –, da gerät das Problem in den Hintergrund. Und die Zweitverwertung von Dosen braucht gerade noch einen Bruchteil der Energie.
Bleibt der Dosengeschmack, der dem Büchsenbier immer wieder nachgesagt wird: Er muss nicht sein, denn eigentlich gibt das heutzutage verwendete Metall keinen Geschmack mehr ab – ausser es passieren Fehler bei der Abfüllung. Üblich ist es, dass die noch offenen Dosen erst mit Stickstoff und dann mit einem dünnen Fallrohr, das bis an den Dosenboden reicht, mit Bier befüllt werden. Macht man alles richtig – das Bier muss eine exakte Temperatur von null Grad haben, damit es nicht schäumt – kommt kein Sauerstoff in die Büchse, und es wird auch keine Oxidation geben. Sprich: Das Bier bleibt garantiert ohne Fehlgeschmack.
Kommen wir zurück auf die Wandervögel. Sie schätzen Dosenbier nämlich noch aus einem letzten Grund: Der Inhalt ist, wieder im Vergleich zu Glasbehältnissen, wesentlich schneller gekühlt – wenn man die verdiente Belohnung ein paar Minuten in den eiskalten Bergbach legt. Klar würde Bier in der Dose danach auch schnell wieder warm – bloss ist es bis dahin längst getrunken. Prost!
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