Maserati Grecale Ein zweiter SUV soll es richten
Der Grecale soll Maserati nicht nur zum Erfolg, sondern auch in die Elektroära führen. Vorerst gibt es ihn aber nur mit Benzinmotoren.
Dezidierte Sportwagenhersteller sind nur noch mit Kompromissen überlebensfähig, denn ihre geringen Stückzahlen reichen heute meist nicht mehr aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. Also müssen massentaugliche Modelle her, die mit Sportwagen nichts mehr zu tun haben. Porsche hat es vorgemacht – die Stuttgarter standen einst vor dem Aus, die Einführung des SUV Cayenne war die Rettung. Seither haben es zahlreiche andere Hersteller nachgemacht: Ferrari, Lamborghini, Aston Martin, ja sogar Lotus und Alpine haben bereits oder werden demnächst SUV-Modelle im Angebot haben, die höhere Stückzahlen und entsprechende Einkünfte versprechen.
Maserati geht es nicht anders. 2016 sah der Traditionshersteller aus Modena keinen anderen Ausweg, als mit dem Levante ein SUV-Modell in die Palette aufzunehmen. Der damalige Chef des Fiat-Konzerns, der inzwischen verstorbene Sergio Marchionne, hatte damit grosse Pläne: Er kündigte an, dass Maserati bis 2018 die Verkäufe auf 75’000 Einheiten pro Jahr steigern werde – 2015, im Jahr vor dem Levante-Start, verkauften die Italiener lediglich rund 29’000 Autos. Marchionnes Ziel wurde nicht annähernd erreicht, der Sportwagenhersteller konnte 2018 lediglich 36’500 Fahrzeuge absetzen. Danach sanken die Zahlen weiter bis zum Tiefpunkt im Pandemiejahr 2020 mit weltweit rund 17’000 Auslieferungen.
Starke Mitbewerber
Den erhofften Erfolg hat der Levante also nicht gebracht, auch wenn der Absatz im vergangenen Jahr wieder auf gut 24’000 Einheiten anstieg. Ein neuer Hoffnungsträger muss her – und den sehen die Italiener in Gestalt eines zweiten SUV: des Grecale. Dieses neue Modell positioniert sich unterhalb des Levante und konkurriert mit einer Länge von 4,86 Metern mit etablierten Mitbewerbern wie dem Porsche Macan, dem BMW X3 oder dem Audi Q5. Um in diesem Umfeld bestehen zu können, hat Maserati dem Grecale das Beste mitgegeben, was die Regale des Stellantis-Konzerns zu bieten haben. Die Plattform teilt er sich mit dem Alfa Romeo Stelvio, allerdings wurde der Radstand um acht Zentimeter auf 2,9 Meter gestreckt. «Damit erreichen wir klassenbeste Werte beim Platzangebot im Fond», sagt Chefentwickler Raneiro Bertizzolo. Die Ingenieure in Modena haben eine Luftfederung addiert, was für den Stelvio nicht erhältlich ist. Und der V6-Benziner im Topmodel Trofeo stammt aus dem hauseigenen Supersportwagen MC20. Keine schlechten Gene also.
Zum Marktstart in der zweiten Jahreshälfte rollt der Grecale in drei Versionen vor. Das Basismodell GT wird von einem 2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 220 kW/300 PS angetrieben und startet bei einem Preis von 86’600 Franken. Darüber rangiert der Modena, der aus dem gleichen Motor 242 kW/330 PS holt und ab 95’200 Franken zu haben ist. Beide Varianten haben ein 48-Volt-Mildhybridsystem an Bord, das die Lichtmaschine und den Anlasser ersetzt und dadurch ein paar Tropfen Benzin spart. Vor allem aber unterstützt es den Vierzylinder beim Beschleunigen. Darüber rangiert das Topmodell Trofeo: Dessen 3-Liter-Sechszylinder-Turbobenziner leistet 390 kW/530 PS, generiert ein Drehmoment von 620 Nm und katapultiert den SUV in 3,8 Sekunden auf Tempo 100. Alle Varianten sind serienmässig mit Allradantrieb und einer 8-Stufen-Automatik ausgestattet.
Deutlich moderner
Potente Motoren sind für Maserati nichts Neues – doch im Innenraum zeigt der Grecale, dass sich die Marke aus Modena weiterentwickelt hat. Das Cockpit ist volldigital und topmodern, selbst die ikonische Uhr in der Mittelkonsole ist nicht mehr analog, sondern wurde durch ein rundes Display ersetzt. Knöpfe und Tasten gibt es nur noch für die Gangwahl des Getriebes sowie auf dem Lenkrad, die restliche Bedienung erfolgt über ein Touchscreen-Element in der Mittelkonsole, das aus zwei Bildschirmen in einer gebogenen Glasabdeckung besteht. Das obere Touch-Display ist für das Infotainmentsystem, auf dem unteren werden die Klimaanlage und andere Funktionen bedient. Wie von Maserati gewohnt, ist der Innenraum üppig mit Leder ausgeschlagen und mit Liebe fürs Detail verarbeitet. Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen sehr gut, der Fahrkomfort ist hoch, zumindest mit der optionalen Luftfederung.
Ob der Grecale damit erfolgreich bei der starken Konkurrenz aus Deutschland wildern kann? Zumindest steigt Maserati mit diesem Modell in ein global schnell wachsendes Segment ein. Und einen Trumpf haben die Italiener noch im Ärmel: Nächstes Jahr lancieren sie mit dem Grecale Folgore das erste rein elektrische Modell der Marke (vgl. Box). Der Stromer wird die Verkaufszahlen der Italiener bestimmt nach oben treiben – die einst von Sergio Marchionne angepeilten 75’000 Stück pro Jahr dürften aber eine Utopie bleiben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.