Mini AcemanEin Trumpf im Stadtverkehr
Mit dem Neuling Aceman will Mini ab 2024 die Lücke zwischen dem kleineren Dreitürer und dem weiterwachsenden Countryman füllen.
Es tut sich endlich wieder was bei Mini: Nachdem die BMW-Tochter sich jetzt schon mehrere Jahre mit dürftigen Modellpflegen über Wasser und in den Nachrichten halten musste, steht nun so langsam der grosse Generationswechsel ins Haus. Und weil die Briten damit zugleich den grossen Schritt ins Elektrozeitalter wagen, fällt der diesmal besonders üppig aus. Denn während sie in Oxford eine Palette neuer Verbrenner bauen, gibt es aus China in der Kooperation mit Great Wall Motors eine neue Plattform für eine zweite, nahezu komplementäre Modellpalette – und für einen wichtigen Neuzugang: Weil der nächste, für 2023 versprochene Dreitürer aus China wieder mehr Mini und deshalb ein bisschen kleiner wird und der Countryman dagegen deutlich zulegen soll, entsteht dazwischen eine Lücke, die Mini mit einem neuen Modell füllen will, das zum Trumpf-Ass im Stechen der Cityautos werden will – dem Aceman.
Als kleiner Crossover zugeschnitten auf Autos wie den neuen Smart, ein bisschen angehoben und wohl frühestens 2024 im Handel, soll der Lückenfüller aber zugleich die Formensprache der neuen Modelle vorwegnehmen und Mini-Kunden damit die Angst vor der Zukunft nehmen. Zwar verzichtet Mini auf Retro-Kitsch, aber trotzdem ist der Aceman mit etwas eckigeren Formen und schärferer Kanten und (fast) ganz ohne die traditionellen Kulleraugen sofort als Mini zu erkennen. Und glaubt man Designchef Oliver Heilmer, dann entspricht die Studie bereits ziemlich genau der Serie – allenfalls die LED-Projektionen im Bug und den Dachgepäckträger in Form des Union Jack müsse man sich vielleicht noch wegdenken.
Der Mini macht im Pop-up-Mode Stimmung
Mit einer Länge von 4,05 Metern ist der Aceman rund 25 Zentimeter kürzer als der aktuelle Countryman – und will innen trotzdem mindestens genauso viel Platz bieten. Das verdankt er der bei Elektroautos mittlerweile üblichen Skateboard-Plattform mit grossem Radstand, kleinen Motoren und der meisten Technik im Boden dazwischen: «Das rein elektrische Fahrzeugkonzept ermöglicht es, das Design wieder mehr auf die traditionellen Grundwerte von Mini im Sinne des Prinzips von Creative Use of Space zu lenken», sagt Heilmer: «Dadurch entstehen Modelle, die auf der Strasse wenig Raum beanspruchen und gleichzeitig in ihrem Inneren mehr Komfort und mehr Vielseitigkeit bieten als jemals zuvor.» Und mehr Emotionen.
Denn mit dem neuen Format und der neuen Form einher geht auch ein neues Cockpit, das physisch weiter reduziert wurde, digital dafür allerdings umso mehr zu bieten hat. Bis auf die drei klassischen Toggle-Switches sind alle Schalter verschwunden, und als einziges Display gibt es den riesigen Pfannkuchen über der Mittelkonsole, der nun auf einem kreisrunden, formatfüllenden Touchscreen setzt. Dafür wird das ganze Armaturenbrett zur Projektionsfläche für Animationen und Informationen, die den Insassen völlig neue Erlebniswelten erschliessen sollen. Weil sich niemand in der Stadt so gut auskennt wie ein Mini, zeigt er deshalb nicht nur Fahrdaten und Routenhinweise, sondern schlägt auch Unterhaltung vor oder Essen, oder bringt die Passagiere im Pop-up-Mode in Partystimmung.
Der Fahrer soll derweil weiter auf das klassische Gokart-Feeling hoffen. Denn das wollen die Briten natürlich auch in die neue Zeit retten. Sie bauen deshalb, der neuen Plattform sei Dank, auf zwei Antriebskonfigurationen, die beide mehr Spasspotenzial versprechen als das aktuelle Elektromodell: So soll es den Aceman genau wie den Dreitürer Cooper E mit 185 PS und 40-kWh-Akku für knappe 300 Kilometer Normreichweite geben oder als Cooper SE mit 225 PS und 50 kWh, mit denen dann bis zu 400 Kilometer möglich sein sollen.
So viel sich beim Generationswechsel ändern wird, bleibt eines allerdings gleich: Mini spricht weiterhin fast penetrant vom Premium-Anspruch, was nicht eben auf eine zurückhaltende Preisfindung schliessen lässt. Unter 45’000 Franken dürfte der Aceman deshalb kaum zu bekommen sein. Dabei haben die Briten die Definition von Premium ansonsten kräftig dem aktuellen Zeitgeist angepasst und zum Beispiel Leder aus dem Programm gestrichen. Statt Kuhhaut gibt es nachhaltige Wolle und Recyclingstoffe mit kunterbunten Drucken und wirren Oberflächen.
Zwar werden sich Mini-Fahrer daran womöglich erst gewöhnen müssen. Doch ein bisschen Spass und Farbe darf in diesen düsteren Zeiten durchaus sein.
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