NHL-Champion Tampa BayEin Mentalitätsmonster besiegt das System
Mit mehr Clubs und gedeckelten Löhnen wollte die NHL für Ausgeglichenheit und Spannung sorgen. Nun kann Tampa Bay den ersten Titel-Hattrick seit 39 Jahren schaffen.
Als Wayne Gretzky noch nie den Stanley-Cup gewonnen hatte. Als in der Schweiz noch nicht einmal das Playoff eingeführt worden war. Da gelang zum letzten Mal einem NHL-Team, worum die Tampa Bay Lightning ab Mittwoch kämpfen: drei Meistertitel in Serie. Und nichts beschreibt das Wirken dieses Teams besser als sein Coach. «Es ist wahrscheinlich nicht das beste Wort», so Jon Cooper nach dem finalen 2:1 gegen die New York Rangers, «aber ich bin verdammt beeindruckt von dieser Gruppe.»
Da ist er nicht der Einzige.
Als die New York Islanders 1983 ihren vierten Titel in Folge gewannen, bestand die NHL nur aus 21 Teams, gab es noch keine Salärobergrenze, stattdessen ein enormes Leistungsgefälle zwischen armen und reichen Clubs. Heute zählt die Liga 32 Mitglieder. Und weil die Ansprüche mit jedem Titel stiegen, musste Tampa Bay letzten Sommer gleich eine ganze Sturmlinie ziehen lassen: Alle drei hatten auslaufende Verträge, deren Verlängerung das streng regulierte Lohngefüge gesprengt hätte.
Und doch steht der Club erneut im Final, Steven Stamkos erzielte beide Treffer im Entscheidungsspiel. «Ich glaube nicht, dass viele Leute realisieren, wie schwierig das ist, was wir gerade tun», mutmasste der Captain. Stamkos’ Tore stehen für die eindrückliche Feuerkraft von Tampa Bay. Aber sie sind längst nicht mehr der Schlüssel zum Erfolg: Der hat sich mittlerweile auf die andere Seite des Rinks verlagert.
Das offensive Flair ist verflogen
Denn hatte Coopers Team 2019/20 noch die meisten Tore der ganzen Liga erzielt, war es in den folgenden Saisons diesbezüglich bloss noch die Nummer 8. Das offensive Flair ist verflogen, dafür ist Tampa Bay mittlerweile ein regelrechtes Mentalitätsmonster geworden: Kein Spiel, keine Serie wird je verloren gegeben, vom Captain bis zum Coach beschwören sie den Teamgeist auf eine Art, dass man es einfach glauben muss. Oder erfahren wie die Rangers: Nach zwei Siegen zu Beginn liessen die Champions in den nächsten vier Spielen nur noch fünf Treffer zu.
Das hat bei aller Winner-Mentalität viel mit dem Mann im Tor zu tun. Andrei Wassilewski heisst er, Russe, 27 jährig. Keine einzige Minute verpasste Wassilewski in den letzten drei Playoffs, und in entscheidenden Spielen scheint er fast unbezwingbar: 15 Mal spielte er seit 2020 einen Match, in welchem dem Gegner das Playoff-Out drohte, 10 Mal triumphierte Wassilewski. Und von den 5 verlorenen Partien ging nur eine einzige nicht in die Overtime.
Für so viel Killerinstinkt wurde er vor einem Jahr als wertvollster Spieler des Playoff geehrt. Im Final ab Mittwoch gegen Colorado könnte also eine weitere Serie fortgeschrieben werden. Einen Goalie, der zweimal hintereinander Playoff-MVP wird, gab es noch nie.
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