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Probefahrt Mercedes-Benz E-Klasse
Ein letztes Mal in alter Form

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Spricht man heute von der letzten Generation, denkt man sofort an junge Menschen in Leuchtwesten, die sich aus Protest auf die Strasse kleben. Doch auch bei immer mehr Automodellen spricht man aktuell von der letzten Generation – von vielen Baureihen werden aktuell nach und nach die letzte Modellgeneration mit Verbrennungsmotoren lanciert, bevor dann ab 2035 keine neuen Fahrzeuge mit thermischen Motoren mehr homologiert werden dürfen.

Im Juli gerieten in Wien eine solche letzte Generation und die Letzte Generation aneinander. Die Klimakleber wollten die Medienvorstellung der neuen E-Klasse torpedieren, versuchten, die Anreise von Mercedes-CEO Ola Källenius zu verhindern und die Veranstaltung in einem Konferenzgebäude auf dem Flughafenareal zu stören. Gemäss der österreichischen «Kronen Zeitung» war ein grosses Polizeiaufgebot nötig, um die Protestaktion aufzulösen. Der schwäbische Autohersteller reagierte souverän: «Das Recht auf friedliche Meinungsäusserung gehört zu jeder funktionierenden Demokratie, und dank der äusserst umsichtigen Arbeit der Polizei vor Ort gab es heute keinerlei Beeinträchtigung unserer Veranstaltung in Wien.»

Das falsche Ziel

Wieso die Klimakleber gerade Källenius und die neue E-Klasse ins Visier genommen haben, begründet die Letzte Generation Österreich auf Twitter so: «Mercedes-CEO persönlich will per Privatjet eingeflogenen Interessenten Luxus-Verbrenner mit Plug-in-Schmäh aufschwatzen.» Der Plug-in-Hybridantrieb sei deshalb ein Schmäh, also Schwindel, weil die ohnehin nie aufgeladen würden, begründete ein Demonstrant vor Ort. Dass Mercedes bei der Elektrifizierung der eigenen Flotte tatsächlich mustergültig vorangeht, inzwischen acht Baureihen mit reinem Elektroantrieb im Portfolio hat und die neue E-Klasse ausschliesslich mit elektrifizierten Antrieben ausstattet, scheint die Klimaaktivisten nicht zu beeindrucken. Genauso wenig die Tatsache, dass Mercedes seit 2022 in allen eigenen Werken weltweit die Fahrzeuge bilanziell CO₂-neutral produziert – auch im Werk Sindelfingen, wo die neue E-Klasse vom Band läuft.

Auch die E-Klasse trägt nun eine grosse Bildschirmlandschaft im Cockpit. 

Auch sonst geben sich die Schwaben grosse Mühe, um vom Image der Umweltsünderbranche loszukommen. Bis 2039 will der Hersteller die gesamte Modellflotte über die gesamte Wertschöpfungskette bilanziell CO₂-neutral haben, also von der Lieferkette über die Produktion bis hin zur Nutzung und Entsorgung der Fahrzeuge. Es werden immer mehr nachhaltige Materialien verbaut, auch in der neuen E-Klasse, wo grosse Teile der Innenverkleidung aus einem Mikrofaserstoff sind, der zu 47 Prozent aus recyceltem Material besteht, oder die Sitzbezüge aus ungefärbter Alpakawolle. Diese Bemühungen als Greenwashing abzutun, wäre kurzsichtig.

Digitale Spielereien

Obwohl derzeit die Umweltthemen im Vordergrund stehen, hat die neue E-Klasse auch sonst einiges zu bieten. Die Innovationen, die bei einer neuen Generation dieser Baureihe stets erwartet werden, sind in erster Linie digitaler Natur. Grundlage hierfür ist eine neue Elektronikarchitektur mit einem sehr leistungsfähigen Zentralrechner, der die Rechenfunktionen bisher getrennter Domänen allein meistert und so die Schnelligkeit der Datenströme deutlich steigert. Das Auto soll künftig dank künstlicher Intelligenz stetig dazulernen können, etwa welche Komfortsysteme der Fahrer wiederholt nutzt, und diese Funktionen dann automatisieren. Bis es so weit ist, müssen die Kunden diese «Routinen» allerdings noch selbst erstellen oder vorprogrammierte Vorlagen nutzen.

Die sternförmigen LED-Rückleuchten sind das optische Highlight am Heck. 

Natürlich gibt es auch neue digitale Spielereien: Die Ambientebeleuchtung kann neu auf die Musik reagieren und diese visualisieren, was in einem ersten Versuch aber eher vom Fahren ablenkte. Auf dem riesigen Infotainment-Bildschirm kann man jetzt Angry Birds spielen oder mit der internen Kamera Selfies aus dem Innenraum auf Tiktok teilen (beides nur im Stillstand). Und weil die E-Klasse noch immer eine Businesslimousine und kein Spielzeug ist, können mit der gleichen Kamera auch Geschäftsmeetings via Zoom gehalten werden. Das Bild dazu wird während der Fahrt ausgeblendet, der Ton bleibt aber auch unterwegs verfügbar.

Ausschliesslich elektrifiziert

Zudem wird die E-Klasse immer autonomer. Die Limousine kann nicht nur automatisch der Fahrspur folgen, sondern nun auch innerorts bis zum Stillstand abbremsen und wieder anfahren. Auf der Autobahn wechselt sie ohne Zutun des Fahrers die Spuren, bei eingeschalteter Navigation fährt die E-Klasse sogar selbstständig auf die Ausfahrt, was beides im ersten Test einwandfrei funktionierte. Erhältlich sein wird dieses neue Feature allerdings erst nächstes Jahr. Der Abrollkomfort des neuen Modells ist erstklassig, besonders mit der optionalen Luftfederung. Dank Hinterachslenkung ist die Fünfmeter-Limousine so handlich wie ein Kompaktwagen, und die Ruhe an Bord ist so hochklassig wie das gesamte Interieur.

Zur Markteinführung im Herbst wird die neue E-Klasse ausschliesslich mit Vierzylindermotoren angeboten: Erhältlich sind zwei 48-Volt-Mildhybride (Benziner mit 150 kW/204 PS, Diesel mit 145 kW/197 PS) sowie zwei Benzin-Plug-in-Hybride mit 230 kW/313 PS respektive 280 kW/381 PS. Bemerkenswert: Dank einer Batterie mit 19,4 kWh nutzbarem Energiegehalt schaffen die Plug-ins bis zu 115 Kilometer rein elektrisch – da läuft der Verbrenner dann wirklich nur noch auf langen Strecken, was die eingangs erwähnten Klimakleber zumindest etwas besänftigen sollte. Weitere Diesel-Plug-in-Hybride werden folgen, genauso wie ein Sechszylinder-Benziner. Die Schweizer Preise will der Hersteller noch diesen Monat kommunizieren.

Zur klassischen Limousine gesellen sich bald der traditionelle Kombi (T-Modell) und der rustikale Allterrain.