Kolumne «Miniatur des Alltags»Ein Fünkchen Achtsamkeit
Volle Busse, volle Vorlesungssäle, volle Agenda, volles Alles. Hilft da Yoga?
Mit dem Beginn des neuen Semesters durfte ich auch den Alltagsstress wieder in meinem Leben willkommen heissen. Ich müsse mehr meine Achtsamkeit trainieren, erzählt mir das Internet, «mehr im Jetzt leben und weniger in der Zukunft».
Da hilft nur eines, beschloss da eine gute Freundin, packte mich am Arm und schleppte mich kurzerhand ins Yoga.
Wir kamen zu spät in die Stunde: Das war der erste Fehler. Während sich der gesamte Saal bereits zu plätschernden Wassertönen reckte und streckte, suchten wir peinlich berührt nach zwei freien Plätzchen.
Wir hatten vergessen, eigene Yogamatten mitzubringen: Fehler Nummer zwei. Die einzigen, die sie anboten, waren so klein, dass sie gerade mal ein Drittel unserer Körperlänge abdeckten. Mit unseren Babymättchen zwängten wir uns also an den Rand der Halle (Spoiler: Fehler Nummer drei) und waren einfach nur froh, es endlich geschafft zu haben. Jetzt konnte es losgehen mit der Achtsamkeit.
Doch während wir schwitzend und leicht verkrampft den Anweisungen der Yogalehrerin folgten und gleichzeitig versuchten, die vielen Menschen um uns herum auszublenden, die weder Schweissporen noch Gelenke zu besitzen schienen, verstummten die plätschernden Töne plötzlich. Die antike Musikanlage musste neu gestartet werden, und wer war gebeten es zu tun? Natürlich die Person, die direkt daneben ihr Babymättchen ausgerollt hatte. Was auch okay gewesen wäre, wenn es nicht noch zwei weitere Male passiert wäre und ich mich jedes Mal «entrenken» und wieder verrenken musste.
Dass ich nach der Stunde nicht viel entspannter war als vorher, liegt auf der Hand. Aber ich glaube auch, dass mit besserer Zeitplanung, einer eigenen Yogamatte und einem Platz in der Mitte auch für mich ein Fünkchen Achtsamkeit rausspringen könnte. Nächstes Mal dann.
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