Kolumne «Miniatur des Alltags»Ein Tag im Matsch
Wer den Sommer vermisst, dem sei ein Skiausflug in die Berge empfohlen.
Ich sah sie schon von weitem: die weisse Schlange mit den braunen Sprenkeln. Als der Bus näher heranfuhr, bestätigte sich meine Befürchtung, dass es sich bei der Schlange in Wirklichkeit um die Skipiste handelte. Und die braunen Sprenkel waren Matsch.
Links und rechts von der Schlange standen monströse Schneekanonen, daneben aber war der Boden trocken und schneelos. Einzelne Spaziergänger liefen auf den kleinen betonierten Wegen zwischen den Pisten. Die Sonne brannte vom Himmel, ich öffnete die Jacke meines Skianzugs und schaute auf mein Handy. 8 Grad.
So schnell gab ich die Hoffnung auf einen schönen Skitag aber nicht auf. Mit einem 50-Franken-Tagesticket, welches ich – Schneemangel sei Dank – nur für die Hälfte der Lifte brauchen konnte, und meinen doppelt gewachsten Skiern (die Angestellten beim Skiverleih hatten sich regelrecht um die Beratung gekämpft), sass ich wenig später auf dem Sessellift und freute mich darüber, ihn für mich allein zu haben. Tannenbäume leuchteten in kräftigem Grün, und als ich oben auf dem Berg ankam, hörte ich Vögel zwitschern. Ich lächelte der Sonne entgegen und fuhr los.
Die Idylle hielt jedoch nur ungefähr bis zur ersten Abzweigung an, dann wurde der Schnee schwerer und schwerer. Grosse Hügel Nassschnee wechselten sich mit herausragenden Steinen ab. Meine Oberschenkel verkrampften sich, beim verzweifelten Versuch, mit den frisch gewachsten Skiern nur ja keinen Stein zu erwischen.
Als ich schliesslich schweissgetränkt die erste Abfahrt hinter mich gebracht hatte, war mir jegliche Lust vergangen. Ich schaute an meinem eigentlich weissen Skianzug herab, der nun voller kleiner, brauner Matschsprenkel war. Immerhin: Jetzt passte ich wenigstens ins Landschaftsbild.
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