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Reiseziel Dresden
Im Paradies der Weihnachtsmärkte

Striezelmarkt Dresden
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In Kürze:
  • Der Striezelmarkt in Dresden gilt als die Mutter aller Weihnachtsmärkte.
  • Die Weihnachtsmärkte in Dresden und dem umliegenden Elbland erleben einen Touristenboom. Sehr beliebt sind sie auch bei Schweizern.
  • Neben dem Striezelmarkt gibt es noch andere Märkte in der Stadt, die alle ihren ganz besonderen Reiz haben.

Sechs Stufen zählt Sachsens grösste Weihnachtspyramide. Prominent thront sie im Trubel des ältesten Weihnachtsmarkts von Deutschland. Am 27. November 2024 startet der 590. Dresdner Striezelmarkt. Er ist das Epizentrum des adventlichen Treibens in der Stadt. Die Pyramide bei der Kreuzkirche stammt wie fast alles Kunsthandwerkliche auf den Dresdner Weihnachtsmärkten vom nahen Erzgebirge.

Auf diversen Etagen tummeln sich Holzfiguren der Heiligen Drei Könige, Bergleute, bastelnde Kinder und ein Stollenbäcker, der mit einer Brotschaufel das ortstypische Gebäck aus dem Ofen holt.

Blick von der Schütz-Residenz

Nur einen Steinwurf von der Pyramide entfernt öffnet Henry Mueller die metallene Tür zum Holzofen und befördert acht goldbraune, dampfende Laiber ans Tageslicht. «Jetzt werden die angebrannten Sultaninen von der Oberfläche gelesen, die Stollen eingebuttert und mit Kristall- und Puderzucker bestreut», sagt Mueller.

Der 56-jährige Konditormeister führt die Aufsicht über die Schaubackstube des Schutzverbandes Dresdner Stollen e.V., in der Mitarbeitende der 99 Verbandsmitglieder ein und zwei Kilo schwere Christstollen herstellen und an die Laufkundschaft verkaufen. In der sächsischen Landeshauptstadt werden pro Jahr über fünf Millionen Stollen unterschiedlichster Grösse produziert.

Stollen mit leichtem Rauchgeschmack

Kalorien darf man beim Verzehr nicht zählen, die Hälfte des Hefeteigs besteht aus Butter. Zutaten? Süsse gehackte Mandeln, bittere geriebene Mandeln, Zitronat und Orangat, Vanille, geriebene Muskatnusschalen und in Rum getränkte Sultaninen. «Nur die wirklich echten Dresdner Stollen kriegen das offizielle Siegel», versichert Mueller. Die Exemplare der Schaubäckerei munden besonders raffiniert. Der leichte Rauchgeschmack aus dem Holzofen verleiht dem Gebäck eine Extranote. Der Stollengeruch vermischt sich mit der für Weihnachtsmärkte so typischen Duftglocke aus Gegrilltem, Gebackenem und Glühwein.

Dresdner Christstollen auf einer festlich gedeckten Kaffeetafel. Foto: Schutzverband Dresdner Stollen e. V., Tobias Ritz (DML-BY) Dresden Christmas stollen on a festively laid coffee table. Photo: Schutzverband Dresdner Stollen e. V., Tobias Ritz (DML-BY)

Die Stände auf dem Striezelmarkt sind hübsch dekoriert, über dem Wurststand, an dem ein halber Meter Bratwurst für sieben Euro zu haben ist, schwebt ein Schlitten. Die Dresdner scheinen die Kunst der Bratwurstfertigung so behende zu beherrschen wie Stollenbacken: An einem Nachbarstand locken Gänsebratwurst mit Rotkohl, Bratwurst mit Pfefferkuchenfüllung oder Pflaumentoffel-Bratwurst. Beim Toffel handelt es sich um ein auf deutschen Weihnachtsmärkten verbreitetes Figürchen. Kennzeichen: eine Dörrzwetschge als Kopf.

Wanderung mit den Models Ina und Dirk Perleß auf dem Kammweg in Sachsen. Stationen: Altenberger Pinge, Kahleberg, Seiffen Bergkirche und Pyramidenhaus

Mit der Herstellung von Pflaumentoffeln wäre Raffaela Haude hoffnungslos unterfordert. Sie hat eben die Lehre als Spielzeugmacherin abgeschlossen und hütet auf dem Striezelmarkt die Schaumanufaktur der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge. «Drechseln, Schnitzen, Malen», so beschreibt die 21-Jährige ihren Berufsalltag. «Und fast das ganze Jahr arbeiten wir für Weihnachten.»

Raffaela Haude stellt die weit ausladenden, Kerzen tragenden Schwibbögen und Pyramiden her und schnitzt die dazugehörenden Holzfiguren. Sie geht zu einem Regal im mobilen Shop und greift sich ein Räuchermännchen – eine wunderliche Figur, deren Leib aus einem Hohlkörper besteht. Der wird über eine brennende Räucherkerze gestülpt, worauf der Rauch aus dem offenen Mund des dazugehörenden Kopfs quillt. «Der Beruf als Spielzeugmacherin wird wieder populärer», freut sich Raffaela Haude, «in meiner Berufsschulklasse in Seifen waren wir zehn, im nächsten Jahrgang waren es schon zwanzig Auszubildende.»

Besucherboom im Dezember

Die Weihnachtsmärkte in Dresden und dem umliegenden Elbland erleben einen Touristenboom. 2023 zählte Dresden Elbland Tourismus im Dezember 545’000 Übernachtungen. Damit ist der Dezember der drittstärkste Monat im Jahr. Schweizerinnen und Schweizer bilden die viertgrösste ausländische Besuchergruppe.

Sicherlich wirft das Gros der Dresden-Touristen einen Blick in die Frauenkirche. 2005 wurde das neben dem Kölner Dom bekannteste Gotteshaus Deutschlands nach einem aufwendigen Wiederaufbau feierlich geweiht.

Chorkonzert zur SATW-Hauptversammlung. Copyright © Sylvio Dittrich (DML-BY) -- Choir concert for the SATW general assembly. Copyright © Sylvio Dittrich (DML-BY)

Matthias Grünert ist seit Anbeginn Kantor und Organist der neuen Frauenkirche. Er leitet den Kammerchor, den grossen Chor und das musikalische Ensemble, das sich aus Spitzenkräften der beiden Dresdner Orchester zusammensetzt, der Sächsischen Staatskapelle und der Philharmonie. «Weil wir ein so dicht gedrängtes Programm bewältigen, muss ich mich im Ensemble auf herausragende Musiker verlassen können, die kaum Proben benötigen», sagt Grünert. Über 100 musikalisch umrahmte Gottesdienste und konzertante Events finden jährlich in der Frauenkirche statt. Touristen und Dresdens Kulturinteressierte sind gleichermassen im maximal 1600 Köpfe zählenden Publikum anzutreffen.

Der grosse Chor widmet sich vor allem den Oratorien des 19. Jahrhunderts, der Kammerchor Frühbarock und Barock. Im Advent steht immer Bachs Weihnachtsoratorium auf dem Programm. Es wird am 6. und 7. Dezember 2024 in voller Länge und am 9. und 10. Dezember je zur Hälfte aufgeführt. Sehr beliebt ist die Orgelnachtmusik bei Kerzenlicht am späteren Abend der Adventssonntage.

Engelsklänge und klingender Kalender

Wer Weihnachtsmusik aus der Frauenkirche geniessen mag und nicht gerade in der Gegend weilt, öffnet täglich ein Türchen im virtuellen Adventskalender und hört etwa Hammerschmids «Machet die Tore weit» oder «Es ist ein Ros entsprungen» von Praetorius.

«Aus der Not heraus zeichneten wir während der Corona-Zeit 2020 die Videos für einen klingenden Adventskalender auf», erzählt Grünert. «Wir kamen aus dem Stand auf eine halbe Million Zugriffe, 2023 waren es über 800’000.» Der 51-Jährige, dessen Begeisterung für Kirchenmusik unübersehbar ist, lässt seine Sängerinnen nicht nur auf dem Altarplatz auftreten, er schickt sie zuweilen auch auf die Emporen, und wenn eine Sopranistin an den Heiligabend-Christvespern aus dem Hauptkuppelraum «Vom Himmel hoch, da komm ich her» singt, glaubt man in der Tat schon fast an Engel.

Während des Markttreibens sind festliche Klänge auch ausserhalb der Frauenkirche zu hören, zum Beispiel vom Posaunisten auf dem Dach der Glühweinpyramide auf dem Markt in der Münzgasse. Die Dresdner Weihnachtsmärkte gehen fast nahtlos ineinander über, jeder hat seinen eigenen Charakter. Da ist der Augustusmarkt jenseits der Elbe mit den Ständen unter Pagodenzelten und einem exotischen Angebot. Oder der Markt auf dem Neumarkt, der Romantik aus dem 19. Jahrhundert verklärt. Auffallend hier das Sortiment an Glasbläsererzeugnissen aus dem nahen Böhmen.

Klein und fein schliesslich der Mittelaltermarkt im Stallhof, wo ein ungewöhnliches Vergnügen wartet. Etwas erhöht blubbert heisses Wasser in einem Holzzuber. Man zieht sich hinter einem Vorhang aus, steigt ins von historischen Schlüpfern flankierte «heisse Fass» und schlürft Glühwein, während der Dampf zum Winterhimmel steigt.

Die Reise wurde unterstützt von den SBB und der Dresden Marketing GmbH.