Schweizerin in «Dream Academy»«Ich durfte ein Jahr lang niemandem davon erzählen»
Die 21-jährige Manon Bannerman trainiert in Los Angeles für ihren Traum von einer Popkarriere. Bis zwölf Stunden am Tag. Jetzt fällt die Entscheidung, wie es für sie weitergeht.
Schweizerdeutsch spricht Manon im Alltag schon länger nicht mehr. Ausser wenn sie mit ihrer Mutter facetimet, einmal am Tag, und das sei wegen der Zeitverschiebung gerade nicht so einfach.
Seit 4. Januar dieses Jahres ist die 21-Jährige in Los Angeles und trainiert für ihren Traum von einer Karriere als Popstar. Zunächst wohnte sie mit ihren Mitstreiterinnen von der «Dream Academy» im Gruppenhaus, seit einiger Zeit lebt sie bei ihrer Tante, mit der sie ebenfalls Englisch spricht.
Bereits im Mai 2022 hatte Manon erfahren, dass sie Teil eines globalen Pop-Experiments wird. Sie wurde als Kandidatin für das Castingformat «Dream Academy» ausgewählt, als eine von 20 Mitstreiterinnen aus aller Welt, 120’000 hatten sich beworben. Zunächst lief das Projekt im Verborgenen. «Ich durfte über ein Jahr lang niemandem davon erzählen, das war hart», sagt Manon. Sie habe nach dem Vorsprechen mit einer Absage gerechnet, weil sie als Schweizerin aus einem kleinen Land komme, sagt Manon im Zoom-Call. «Als dann die Zusage kam, war das ganz bestimmt einer der besten Tage in meinem Leben.»
Im September 2023 ging das Projekt an die Öffentlichkeit. Die Hälfte der 20 Kandidatinnen ist inzwischen ausgeschieden, 10 werden diese Woche in der Finalshow gegeneinander antreten, darunter Manon. Ihre verbliebenen Konkurrentinnen kommen aus Südkorea, Australien, Thailand, Brasilien, den USA.
«Es ist viel härter, als ich gedacht habe. Der Muskelkater war zu Beginn crazy.»
Die Kandidatinnen sind an sechs von sieben Tagen am Arbeiten, nur sonntags ist frei, «ausser es kommt etwas Wichtiges dazwischen». Die «Dream Academy» funktioniert nach «bewährten K-Pop-Methoden», und das bedeutet eine harte Schule. Rund einen Monat üben sie jeweils, bis Gesang und Choreo für ein Lied sitzen. Es gibt Tage, da wird von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends trainiert, manchmal fliessen Tränen, manchmal braucht es Eisbeutel, um Verletzungen zu behandeln. Physiotherapie steht fix im Stundenplan des Pop-Nachwuchscamps.
Schon bevor Manon nach Los Angeles zog, wurde sie in der Schweiz geschult, insbesondere beim Tanzen hatte sie gegenüber ihrer Konkurrenz aufzuholen. «Das Tanzen habe ich unterschätzt. Es ist viel härter, als ich gedacht habe. Der Muskelkater war zu Beginn crazy.»
Dass sie auf die Bühne will, wusste Manon schon mit 4 Jahren. «Ich will andere inspirieren», sagt sie. Als Kind sang Manon viel, als Teenager komponierte sie dann erste eigene Lieder auf der Ukulele. Ihr Vater habe sie Beyoncé genannt, erzählt sie. Veröffentlicht hat Manon nie etwas. «Ich bin Perfektionistin.» Einzig in Musikvideos anderer Künstler ist sie zu sehen, etwa beim Appenzeller Popmusiker Benjamin Amaru oder dem Deutschrapper Badchieff.
Ihre Leidenschaft ist aber das Songwriting. «Ich schreibe gerade mehr denn je zuvor. Es passiert so viel, mein Kopf ist abends so voll. Da hilft es, alles runterzuschreiben», sagt Manon.
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Die «Dream Academy» hat das ambitionierte Ziel, aus der Retorte das nächste grosse Popding heranzuziehen. Dahinter stecken mit Geffen Records und Hybe zwei Megaplayer der Musikbranche. Geffen gehört zum grössten Label der Welt, Universal, und Hybe verantwortet den globalen Erfolg der K-Pop-Grössen BTS.
Die Zahlen dürften bisher unter den Erwartungen geblieben sein. Die meistbeachteten Videos kommen auf Youtube auf eine Million Views, auf Instagram folgen knapp 200’000 Fans dem Gruppen-Account. Für 2024 sind die groben Züge, wie es mit der noch namenlosen Band weitergeht, schon bekannt: Es wird ein Album geben, eine Tour und eine Doku auf Netflix.
Kaum Freizeit, körperliche Arbeit, Konkurrenzdruck: Manon kann damit umgehen. «Ich weiss, es wird sich lohnen. Es ist genau das, was ich machen will.» Kleine Tiefs gebe es, aber meistens gehe es ihr sehr gut, unter den Kandidatinnen sei der Umgang nicht verbissen. Vor ihrer Teilnahme war Manon vor allem für Tiktok-Videos bekannt, in denen sie zu bestehenden Liedern synchron die Lippen bewegt. Sie habe Druck gespürt, den Leuten zu beweisen, dass sie etwas draufhabe. «Seit das Projekt läuft, arbeite ich noch einmal zehnmal härter.»
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Wie viele es letztlich in die Gruppe schaffen, ist noch offen, am 17. November fällt die Entscheidung. Danach verändert sich das Leben der Auserwählten auf drastische Art, vielleicht auch das von Manon: Sie werden eine Girlgroup bilden, mit den einflussreichsten Managern der Musikwelt im Rücken.
Als John Janick vor ihr gestanden habe, der CEO von Geffen Records, sei ihr das erste Mal bewusst geworden, was gerade passiere. «Er ist der Mann, der Billie Eilish gross gemacht hat und so viele, die ich bewundere», sagt Manon.
Die Chancen, es tatsächlich in die Gruppe zu schaffen, sind für die Schweizerin sehr gut. Sie ist auf Social Media diejenige der verbliebenen Kandidatinnen, der am meisten folgen. Bibbern wird sie trotzdem: Beim letzten Fan-Voting vor dem Final lag sie auf Rang 9.
«In LA haben sie Meret so seltsam ausgesprochen. Da habe ich auf Manon gewechselt.»
Manon ist im Kanton Luzern aufgewachsen, später ist die Familie nach Zürich gezogen. Sie heisst eigentlich Meret Bannerman. Doch als sie mit 15 Jahren ein Austauschjahr in Los Angeles machte, entschied sie sich, ihren zweiten Vornamen vorzuziehen. «In der Schule haben sie Meret so seltsam ausgesprochen. Dann habe ich auf Manon gewechselt. Das lief besser.» Der Name ist als Künstlerinnenname geblieben, es wird, wenn alles nach Plan läuft, der Name sein, mit dem sie berühmt wird.
Manon hofft, dass sie Weihnachten zu Hause mit der Familie in Zürich verbringen kann. «Wenn ich es in die Gruppe schaffe, wird das wohl nichts.»
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«Dream Academy: Live Finale», am 18. November, 4 Uhr auf Youtube
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