Doppelt so gross wie der Kanton ZürichDer grösste Eisberg der Welt ist wieder unterwegs
Eisberg A23a steckte jahrzehntelang auf dem Meeresgrund fest. Nun bewegt er sich weiter – wohl bis zum sogenannten Friedhof der Eisberge.

Rund 37 Jahre lang war es ruhig um Eisberg A23a. Jahrzehntelang sass er am Meeresboden fest, nachdem er sich 1986 vom Filchner-Ronne-Schelfeis gelöst hatte. Russland musste damals seine Forschungsstation Druschnaja vom Eisberg evakuieren. Danach war von A23a nur noch zu hören, wenn andere Eiskolosse ihn temporär als grössten Eisberg der Welt ablösten – bis sie zerbrachen oder sonst kleiner wurden.
Doch nun ist wohl auch das Ende von A23a besiegelt. Der Eisberg hat das Weddellmeer vor dem Filchner-Ronne-Schelfeis verlassen und driftet derzeit durch das Südpolarmeer.

Weshalb er sich genau jetzt auf die Reise gemacht hat, ist nicht klar. Britische Wissenschaftler mutmassen gegenüber dem «Guardian», dass er über die Jahre wohl etwas dünner wurde und so den nötigen Spielraum erhielt, um von den Meeresströmungen weitergeschoben zu werden. Einen Auslöser sehen die Experten nicht, seine Zeit sei einfach gekommen.
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Die erste Bewegung des Eisbergs wurde schon 2020 verzeichnet, nun hat er sich aber erst völlig losgelöst und driftet mit seinem Gewicht von fast einer Billion Tonnen in Richtung Eisberg-Allee. So wird die ringförmige Strömung rund um die Antarktis genannt und von dort der Weg der Eisberge normalerweise zur Insel Südgeorgien, wo sie im flacheren Wasser stranden, zerbrechen und zergehen. Das Gebiet wird deshalb auch als Friedhof der Eisberge bezeichnet.
Chancen und Risiken für Ökosystem
Eisberg A23a hat eine Fläche von rund 4000 Quadratkilometer und ist damit mehr als doppelt so gross wie der Kanton Zürich – und grösser als die Insel Mallorca. Der Koloss könnte vor Südgeorgien deshalb zum Problem für die dortige Tierwelt werden, Millionen Seevögel nisten dort, Robben und Wale bringen ihren Nachwuchs zur Welt. Der 400 Meter dicke Rekordeisklotz könnte das Ökosystem und vor allem die Nahrungssuche der Tiere empfindlich stören.

Dieselben Befürchtungen hatte man schon 2020, als Eisberg A68a in ähnlicher Grösse auf Südgeorgien zutrieb. Allerdings driftete der Koloss an der Insel vorbei, zerbrach in mehrere kleinere Eisberge und schmolz schliesslich. Letzteres hat auch seine Vorteile, da Nähr- und Mineralstoffe freigesetzt werden, die für Wachstum beim Plankton sorgen können, was wiederum die ganze Nahrungskette in den Meeren begünstigt.
Möglich wäre auch, dass A23a weiter nach Norden driftet, in Richtung Südafrika. Dort ist es zwar wärmer, aber ein Eisberg dieser Grösse könnte dort immer noch für Probleme für die Schifffahrt sorgen, wie ein Spezialist dem «Guardian» sagt. Wohin es auch geht, die Reise von A23a steht erst am Anfang. Und sie dürfte mit Satellitenbildern sehr eng verfolgt werden, denn für die Wissenschaft wird es interessant und aufschlussreich sein, wie schnell und wo der Eiskoloss kleiner wird und zerschmilzt.
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