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Meinung

Donald Trumps Zahlenwahnsinn
Der Blender macht sich selbst zu Geld

Former U.S. President Donald Trump awaits the start of a hearing at New York Criminal Court, Monday, March 25, 2024, in New York. 2024. Trump's hush money case was set for a crucial hearing Monday as a New York judge weighs when, or even whether, the former president will go on trial after a postponement due to a last-minute document dump.  (Justin Lane/Pool Photo via AP)
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Zu Nachrichten über Donald Trump gehört in diesen Tagen eine Warnung vor Nebenwirkungen wie in der Packungsbeilage zu Medikamenten: Achtung, kann Schwindel verursachen. Am Montagmorgen schuldete der orange Mann dem Staat New York 454 Millionen Dollar, eine Summe, bei der sich in normalsterblichen Köpfen alles zu drehen beginnt. Am Montagmittag waren es lediglich noch 175 Millionen Dollar, so viel hat er gerade noch in seinem Kassenschrank. Und mit dem Börsengang seines sozialen Netzwerks Truth Social am Dienstag könnte er seinen Reichtum auf einen Schlag verdoppeln. Er soll ihm zwei Milliarden Dollar einbringen. Vielleicht auch drei Milliarden.

Das Getöse ist ganz im Sinne Trumps. Verwirren, abstreiten, verwedeln, überspielen, übertreiben und aufblasen: Das sind Strategien, auf die sich der New Yorker Immobilienhändler spezialisiert hat, mit dem Ziel, dass einem schwindelig wird und man gar nicht mehr versucht mitzudenken, sondern ihm blind vertraut.

Eine Trump-Aktie an der Börse

Vor dem Berufungsgericht in New York hat Trumps Blendwerk eher nichts genützt, obwohl es ihm eine wichtige Entlastung gewährt und seine Sicherheitsleistung von 454 auf 175 Millionen Dollar reduziert hat. Die Gründe, obschon nicht offiziell kommuniziert, liegen auf der Hand. Um überhaupt in Berufung gehen zu dürfen, muss Trump Sicherheiten hinterlegen. Um die rekordhohe Summe von 454 Millionen Dollar aufzubringen, hätte er wohl Teile seines Geschäftsvermögens veräussern müssen. Das Urteil der ersten Instanz hätte ihm damit unmittelbaren Schaden zugefügt, bevor es überhaupt rechtskräftig wurde. Dass die Berufungsrichter die Summe reduzierten, bedeutet aber nicht, dass Trump sich bessere Chancen für die Einsprache gegen die Substanz des Urteils ausrechnen kann.

Das Getöse kommt Trump aber gelegen, wenn am Dienstag die Aktie seines neuen Social-Media-Unternehmens mit dem Kürzel DJT an die Börse Nasdaq kommt. Seine Fans dürften die Papiere in Scharen kaufen, um ihr Idol zu unterstützen. Risikobereite Händler werden ebenfalls zugreifen, um mit dem ideologischen Rausch mitten im Wahlkampf ein paar schnelle Dollars zu verdienen. Ein kurzfristiger, schwindelerregender Höhenflug des Kurses ist zu erwarten – ein Absturz ebenso, früher oder später. Eine DJT-Aktie gab es schon einmal an der Börse. Das Konglomerat von Trump-Casinos und -Hotels ging zweimal bankrott, Anleger verloren Milliarden.

Hauptsache, der eigene Kurs steigt

Der neuen Aktie fehlt die Substanz. Das Netzwerk Truth Social, Kernstück des Unternehmens, hat gerade mal fünf Millionen Mitglieder, es verliert laufend Geld. Mit der Aktie scheint Trump weniger einen realen Wert zu verkaufen als vielmehr seinen Namen und sein Image, verbunden mit einer eingebildeten Mitgliedschaft in einem Kreis von Eingeweihten. Das Geschäftsmodell ist damit eine Steigerungsform seines Business mit den Wohn- und Hoteltürmen, auf die Trump seinen Namen schrieb. In Grossbuchstaben, versteht sich.

So, wie sich der Blender in New Yorks Immobilienszene und nun an der Börse selbst zu Geld zu machen versucht, betreibt er auch Politik: Aufschneiden, behaupten, lügen, Hauptsache, der eigene Kurs steigt in den Umfragen. Präsident war Trump auch schon einmal, mehrere Hundert Personen schmoren jetzt im Gefängnis, weil er sie zum Sturm auf das Capitol ermutigte. Vielleicht merken die Amerikaner noch vor dem Wahltag, dass er am Ende meistens eine Menge Menschen schwindelig zurücklässt, die seine Zeche zahlen.