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Kapitalspritze für Ex-Präsidenten
Drei Milliarden Dollar für Donald Trump

Republican presidential candidate and former President Donald Trump applauds at a campaign rally Saturday, March 16, 2024, in Vandalia, Ohio. (AP Photo/Jeff Dean)
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Wer hätte das gedacht? Eben noch wurde spekuliert, exorbitante Gerichtskosten würden Donald Trump in den Bankrott treiben. Doch jetzt hat der frühere US-Präsident und neuerliche Kandidat für das Weisse Haus sein Milliardenvermögen vervielfachen können – zumindest auf dem Papier.

Das Immobilien- und Resortunternehmen mit dem Namen Trump Organization sauste schon immer wie auf einer Achterbahn von höchst einträglichen Deals zu schwersten Verlusten und wieder zurück. Vergangenen Montag gestanden Trumps Anwälte ein, ihr Mandant könne nirgendwo ein Darlehen von 454 Millionen Dollar auftreiben, um ein gegen ihn ergangenes Betrugsurteil vor dem New Yorker Zivilgericht anzufechten.

Wenn jedoch am Montag die Nasdaq-Börse aufgeht, wird Trump sein auf gegen drei Milliarden Dollar geschätztes Vermögen verdoppelt haben.

Den Reibach verdankt der schwerreiche Volkstribun seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Trump rief es ins Leben, weil er nach der Wahlniederlage und dem Capitol-Sturm vom 6. Januar 2021 sein Konto auf Twitter verlor. Der heute von Elon Musk unter dem Namen X betriebene Kurznachrichtendienst war in den Jahren zuvor Trumps bevorzugter Kommunikationskanal gewesen. Das ihm nachgebildete Truth Social sollte eine unabhängige Alternative dazu sein.

Seit drei Jahren dümpelt das neue Netzwerk aber bloss vor sich hin. Gemäss Schätzungen verfügt es über etwa zwei Millionen aktive User, einen Bruchteil der angeblich über 500 Millionen weltweiten Nutzer von X. Auf Truth Social tummeln sich vor allem Fans, die dort auf die täglichen Botschaften ihres politischen Helden und anderer Wortführer der «Make America Great Again»-Bewegung warten.

Die Geschäfte sind nicht wichtig für den Wert des Unternehmens

Musk hat zwar Trumps altes Konto wiederbelebt, doch der Ex-Präsident benutzt es nicht. Gleichwohl verbucht er auf X immer noch eine Gefolgschaft von 87,4 Millionen – 13-mal mehr als auf Truth Social.

Trump blieb dem eigenen sozialen Medium aufgrund von Abmachungen treu, die ihm jetzt die Kasse füllen. Am Freitag beschlossen nämlich die Aktionäre von Digital World, einer eigens dafür gebildeten Zweckgesellschaft für Unternehmenszusammenschlüsse, sich mit Trump Media zu verbinden, der Muttergesellschaft von Truth Social. Als Folge davon verwandelt sich Trumps Privatfirma in ein börsenkotiertes Unternehmen mit einem Wert von mehr 5,5 Milliarden Dollar. Donald Trumps persönlicher Anteil daran beläuft sich auf rund 60 Prozent.

Der Wert des Unternehmens erklärt sich nicht aus seinem Geschäftsgang. Trump Media machte in den ersten drei Quartalen des letzten Jahres einen Umsatz von bloss 3,4 Millionen Dollar – bei einem Verlust von 49 Millionen. Die Firma mit dem neuen Börsenkürzel «DJT» ist vielmehr begehrt, weil der Politiker populär ist. Etwa 400’000 Kleinanlegerinnen und -anleger wollten sich eine Scheibe Trump abschneiden, indem sie Wertschriften der Firma Digital World kauften.

Allerdings kann der vielfach verklagte Präsidentschaftskandidat seinen Eigentumsanteil an Trump Media nicht einfach liquidieren, um ans Bare heranzukommen. Firmeneigene Vorschriften verbieten ihm Verkäufe oder Belehnungen seiner Aktien während sechs Monaten. Auch danach darf er nur einen kleinen Teil seines Anteils veräussern, weil sonst andere Aktionäre abspringen und den Aktienkurs drücken könnten.

Republican presidential candidate former President Donald Trump speaks after voting in the Florida primary election in Palm Beach, Fla., Tuesday, March 19, 2024. (AP Photo/Wilfredo Lee)

Der Wert der Firma Trump Media ist alles andere als gesichert. Mit dem Börsengang erhält sie eine dringend benötigte Kapitalspritze von 300 Millionen Dollar. Am stärksten indes hängt ihr Erfolg «von der Popularität ihrer Marke (…) und dem Ruf ihres Vorsitzenden Donald J. Trump» ab, schrieb Digital World im Februar.

Anders gesagt: Verliert Trump die Wahlen, wird wohl auch Trump Media abstürzen – wenn nicht schon vorher. Gegenüber der Tageszeitung «Politico» mutmasste Rechtsprofessor Brian Quinn vom Boston College: «Bis Trump seine Aktien veräussern kann, werden sie nicht mehr viel wert sein.»

500 Millionen dank «harter Arbeit, Talent und Glück»

Schon am Montag wird sich zeigen, ob der Börsengang Trump dabei helfen kann, die Geldforderungen aufgrund des New Yorker Gerichtsurteils rechtzeitig zu begleichen. Im Verwaltungsrat von Trump Media sitzen unter anderen sein ältester Sohn Donald Junior, ein Ex-Berater und eine Ministerin seines einstigen Kabinetts. Womöglich gewähren sie ihrem Verwaltungsratspräsidenten eine Ausnahme und lassen ihn Aktien verkaufen.

Vielleicht braucht Trump das aber gar nicht. Am Freitag widersprach er der früheren Darstellung seiner Anwälte, indem er auf Truth Social in grossen Lettern verkündete: «Durch harte Arbeit, Talent und Glück verfüge ich gegenwärtig über fast fünfhundert Millionen Dollar in bar.» Er habe dieses Geld für den Wahlkampf einsetzen wollen. Der Richter und die Chefanklägerin hätten dies gewusst und «wollten es mir wegnehmen».

Tatsächlich macht die Generalstaatsanwältin Letitia James alle Anstalten, um auf jeden Fall an die eingeforderte halbe Milliarde Dollar heranzukommen. Am Donnerstag deponierte sie das Urteil im Bezirk Westchester, wo Trump einen Golfplatz und das 86 Hektaren grosse Anwesen Seven Springs besitzt. Nach diesem notwendigen Schritt kann sie Trumps Immobilieneigentum auch auf dem Land beschlagnahmen, nicht nur seine Büro- und Wohntürme in Manhattan.

«Tish» James lässt sich nicht davon beirren, dass viele Rechtsexperten das Betrugsurteil für fragwürdig und die Entschädigungssumme für exzessiv halten. Falls die erklärte Trump-Gegnerin zur Tat schreitet, könnte sie jedoch einen politischen Kapitalfehler begehen. Sie würde Trump den «höchsten Opferstatus von 2024» verleihen, fürchtet Frank Luntz, ein pro-republikanischer, aber gegen Trump eingestellter Umfrageexperte.

Dann könne Trump all die gegen ihn gerichteten Machenschaften «als Verschwörung darstellen, die ihm die Präsidentschaft verweigern soll», sagte Luntz auf CNN. «Trump würde damit die Wahlen gewinnen.»