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Djokovic und Nadal erhitzen die Gemüter

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Amnesty International verlangt nun, dass die beiden ihre Bekanntheit nutzen sollen, um auf diese Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Leider zeigte die Vergangenheit, dass Spitzensportler sich selten in Politisches einmischen wollen.
Roger Federer spielt im Dezember keine Exhibition in Saudiarabien. Er wolle zu diesem Zeitpunkt lieber trainieren, die Entscheidung sei schnell gefallen. Damit verzichtet der Schweizer auf eine hohe Gage, die nun andere einnehmen.
Novak Djokovic wählte einen denkbar schlechten Zeipunkt um sein Exhibition-Match vom 22. Dezember in Saudiarabien bekannt zu geben. «Ich freue mich, dieses schöne Land zu besuchen und dort zu spielen. Vielen Dank für die Einladung, bis bald!» schrieb er auf Twitter.
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Unschuldiger konnte er das nicht formulieren: «Ich freue mich, dieses schöne Land zu besuchen und dort zu spielen. Vielen Dank für die Einladung, bis bald!» Novak Djokovic twittert die Nettigkeit am Vormittag des 8. Oktober, Rafael Nadal veröffentlichte auf seinem Twitter-Account eine praktisch identische Nachricht.

Beide verlinkten ihre netten Worte mit einem Tweet des saudiarabischen Sportministers Abdul Latif al-Sheikh, der tags zuvor mit grossen Worten den King Salman Tennis Cup angekündigt hatte, «die zwei Weltchampions in ihrem grössten Wettstreit». Am 22. Dezember sollen der Serbe und der Spanier in Jidda gegeneinander antreten.

Allein die Tatsache, dass die Tennisgrössen für angeblich je eine Million Dollar Antrittsgage einen Schaukampf in einem Land austragen, das regelmässig gegen Menschenrechte verstösst, ist problematisch. Doch das Wort problematisch reicht in diesen Tagen nicht aus.

Ankündigung zwei Tage nach ersten Khashoggi-Berichten

Die Showkampf-Ankündigungen kommen zwei Tage nachdem erste Berichte über das Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi im saudiarabischen Konsulat in Istanbul publik wurden. In den Tagen danach wurde bekannt, dass Khashoggi dort ermordet, seine Leiche zerkleinert und aus dem Konsulat geschafft worden war. Es ist eine Affäre, die nun international immer grössere Kreise zieht. Natürlich auf politischer Ebene, aber auch in Wirtschaftskreisen.

Vom 23. bis25. Oktober sollten sich beim Gipfel Future Investment Initiative viele Wirtschafts- und Mediengrössen in Riad treffen, die Zusammenkunft war in Anspielung auf das WEF auch «Davos in der Wüste» genannt worden. Viele von ihnen sehen nun von einer Teilnahme ab.

«Tolles Timing, Rafael, tolles Timing»

Djokovic und Nadal hingegen liessen kein Wort darüber vernehmen. Auch wenn sie von Fans direkt nach ihren Tweets kritisiert wurden. «Tolles Timing, Rafael, tolles Timing. Ich hoffe, es lohnt sich für die neue Jacht, die du dir damit kaufst. Ich bin so enttäuscht von dir und Nole», schrieb einer an Nadal gerichtet. Doch auf Twitter gehen die Kritiker fast unter im Schwall der Freudebekundungen von saudiarabischen Tennisfans.

Zuletzt gesellte sich mit Amnesty International eine prominente Stimme zu den Kritikern von Djokovic und Nadal. «Es ist nicht an uns zu sagen, welche Länder Sportwettkämpfe durchführen sollen und welche nicht. Aber es ist auch klar, dass Länder wie Saudiarabien sehr genau wissen, wie viel Potenzial der Sport hat, wenn es darum geht, sich als Land subtil anders zu positionieren», sagte Allan Hogarth, ein britischer Amnesty-International-Sprecher gegenüber der Londoner «Times». Und weiter: «Es ist an Nadal und Djokovic zu entscheiden, wo sie ihre lukrativen Schaukämpfe austragen. Aber wenn sie nach Jidda gehen, sähen wir es gerne, wenn sie ihre Bekanntheit nützten, um Menschenrechtsverletzungen aufzubringen.»

In prominenter Gesellschaft mit den Bayern und der Seleçao

Dass die beiden Tennisspieler doch noch reagieren werden, scheint unrealistisch – der Spitzensport liess und lässt in dieser Hinsicht regelmässig jegliches Feingefühl vermissen. So reiste etwa der FC Bayern München bereits 2015 für ein Trainingslager in den Wüstenstaat, Kritik hin oder her.

Vergangene Woche absolvierte die Seleçao zwei Freundschaftsspiele, gegen den Gastgeber und Argentinien. Und im Januar will der italienische Fussballverband seinen Supercup zwischen Juventus Turin und der AC Milan ebenfalls in Saudiarabien austragen – die Clubs erhalten dafür je 3,15 Millionen Euro, der Verband 700'000.