Tipps fürs digitale 2024Zeit, digitale Gewohnheiten zu hinterfragen
Ein gutes Dutzend Vorschläge, wie Sie Ihre Beziehung zu Smartphone, Computer und Internet verbessern, mit überholten Apps Schluss machen und Raum für Neues schaffen.
Nein, ich will nicht zu guten Neujahrsvorsätzen nötigen. Denn vielleicht haben Sie bereits einige gefasst. Oder Sie haben für sich erkannt, dass Sie nicht der Typ für gute Vorsätze sind. Aber eingefahrene Gewohnheiten zu hinterfragen, halte ich für eine gute Sache.
Erste Frage: Haben sich manche Apps nicht überlebt? Microsoft Word, zum Beispiel. Anfang der 1990er-Jahre habe ich die Textverarbeitung intensiv genutzt. Doch dreissig Jahre später schreibe ich meine Texte fast nur noch im Browser oder in einer simplen App wie Typora (typora.io). Lohnt es sich da noch, jeden Monat die Abo-Gebühr für Microsoft 365 an Microsoft zu entrichten – oder ist es Zeit, Schluss zu machen? Falls ich eine der Office-Anwendungen doch einmal brauchen sollte, steht sie in einer abgespeckten Variante gratis unter office.com bereit.
Die Abhängigkeit reduzieren
Ein Ziel könnte sein, die Abhängigkeit von den grossen Tech-Konzernen zu reduzieren. Auf nomoregoogle.com finden Sie zu fast jedem Produkt des Konzerns eine Ausweichmöglichkeit. Auf alternativeto.net erhalten Sie Hilfestellung, wenn Sie Softwareprogramme von anderen grossen (oder auch kleinen) Herstellern ersetzen wollen.
Ein Anfang wäre, sich von Googles Chrome-Browser zu verabschieden. Surfen Sie stattdessen mit Firefox oder dem (hier vorgestellten) Arc-Browser. Er hält einige durchdachte neue Konzepte bereit. Auch zu der Websuche gibt es Alternativen: Duck Duck Go ist auf Datenschutz getrimmt, Ecosia.org will die grünste Suchmaschine sein, und bei Kagi.com gibt es das revolutionäre Konzept, dass Nutzerinnen und Nutzer für werbefreie Resultate zahlen.
Linux statt Windows?
Diese Abnabelung lässt sich beliebig weit treiben. Sie können sich entscheiden, Windows durch das offene Betriebssystem Linux zu ersetzen. Ganz verwegene Zeitgenossen setzen die unabhängige Systemsoftware auch anstelle von Googles Android auf ihrem Mobiltelefon ein. Wer sich auf dieses waghalsige Abenteuer einlassen möchte, sollte sich Postmarket OS oder Ubuntu Touch ansehen. Harmlos ist hingegen, das offene Betriebssystem als App auszuführen. Das klappt mit Andronix.
Und natürlich ist das ersatzlose Löschen immer eine Option. Schmeissen Sie Facebook, X oder Instagram vom Handy, wenn Sie dort zu viel Zeit vertrödeln oder Ihre Nerven über Gebühr strapaziert werden. Das kann, muss aber nicht mit einer kompletten Beendigung der Social-Media-Aktivitäten einhergehen. Ich habe festgestellt, dass es mir guttut, wenn ich die sozialen Medien nicht mehr als App auf dem Smartphone habe. Falls es nun doch einen triftigen Grund gibt, dort etwas nachzusehen, dann kann ich das über den Browser erledigen.
Die Impulskontrolle unterstützen
Oder Sie verwenden diesen «Lifehack»: Sie fügen für die Ablenkungs-App in den iPhone-Einstellungen bei «Bildschirmzeit» ein «App-Limit» hinzu und setzen das auf eine Minute. Sie können die App dann trotzdem starten, müssen aber den Knopf «Limit ignorieren» betätigen. Mir reicht dieser kurze Moment zur Einsicht, dass ich auch gut darauf verzichten kann, schnell durch meinen Feed zu scrollen.
Wenn Sie sich herausfordern wollen, dann richten Sie in der Wohnung eine Tech-freie Zone ein. Oder wie wäre es mit der ultimativen Herausforderung, einem Spaziergang ohne Smartphone? Was mich angeht, ein Ding der Unmöglichkeit. Ich würde eher einen Triathlon mit absolvieren, als mich dieser Selbstkasteiung auszusetzen. Eine abgeschwächte Variante ist, das Handy daheimzulassen, aber die Smartwatch mitzunehmen. Die hält Musik und Podcasts bereit, lenkt ansonsten aber nicht ab. Bei Android gibt es die Funktion «Kopf hoch». Sie erinnert Sie daran, beim Gehen nicht aufs Handy zu starren. Sie findet sich in den Einstellungen bei «Digital Wellbeing und Jugendschutz».
Oder wenigstens ein neues Desktop-Motiv
Hinterfragen Sie auch Ihre Streaming-Abos. Denken Sie über ein analoges Hobby nach, gleichgültig, ob es nun in einem Plattenspieler, einer Mittelformatkamera oder einer Töpferscheibe besteht. Lassen Sie sich von der KI lästige Routinearbeiten abnehmen und schaffen Sie sich dadurch kreativen Freiraum. Und wenn Sie voll und ganz mit Ihren Gewohnheiten zufrieden sind, dann reicht völlig aus, das Hintergrundbild beim Handy und auf dem Computerdesktop zu ändern, um mit einem frischen Motiv ins Jahr 2024 zu starten.
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