Hilfe für geprellte Anleger Dieser Grieche legt sich gerade mit UBS und CS an
George Kintis sucht Kunden, die mit Wertpapieren der Grossbanken Geld verloren haben und nun gegen die Institute klagen wollen. Damit verdient er sein Geld.
George Kintis stapelt tief. «Allein bin ich ziemlich schwach», sagt er dieser Zeitung. Und doch fordert er gerade beide Schweizer Grossbanken auf einmal heraus. Seine Athener Firma Alcimos sieht dort ein Geschäft, wo es eigentlich schon zu spät ist: bei Firmen, die in Schieflage geraten sind.
Kintis sucht Investoren, die mit ihren Wertpapieren viel Geld verloren haben, und will sie davon überzeugen, gegen die Banken zu klagen, die diese Papiere herausgegeben haben. Wie durch einen Zufall sind seine beiden prominentesten Gegner die UBS und die Credit Suisse.
Warnsignale übersehen
Kintis hat in Griechenland und Deutschland Recht studiert, in den Neunzigern an der Wall Street in New York gearbeitet. Nach einem Zwischenstopp in Griechenland, ging er nach London, wo er sich selbstständig machte. Von dort sah er, wie seine Heimat in die Krise schlitterte. Und dachte, da müssten doch gute Geschäfte möglich sein.
«Es hat lange gedauert, bis ich erkannte, dass durch die Krise die Mentalität der meisten griechischen Geschäftsleute eher noch engstirniger wurde», so Kintis. Der Unternehmer hat breite Interessen und war während der Finanzkrise auch kurzfristig bei zwei griechischen Profi-Fussballclubs engagiert. «Ich habe damals darüber nachgedacht, was ich als Nächstes tun könnte – und dann kam der Folli-Follie-Skandal.»
Der Händler für Uhren und Modeschmuck galt lange als griechisches Vorzeigeunternehmen, bis Folli Follie 2018 wegen gefälschter Bücher in eine schwere Krise geriet. Seither geht es darum, das Unternehmen wieder auf gesunde Beine zu stellen. Vor dem Absturz sammelte Folli Follie über den Verkauf von Anleihen an der Schweizer Börse 150 Millionen Franken ein. Dabei wurde sie von der UBS unterstützt. Mit dem Absturz der Firma verloren auch die Anleihen massiv an Wert.
Kintis glaubt nun, dass die UBS eine Verantwortung gegenüber den Anlegern hat. «Der Folli-Follie-Skandal war für viele in Athen keine Überraschung.» Es habe eine Reihe Anzeichen dafür gegeben, dass es bei Folli Follie ernsthafte Probleme gegeben habe, die auch den Banken nicht hätten entgehen dürfen. Laut eigenen Angaben hat er Gläubiger gefunden, die mehr als 23 Millionen Franken an Folli-Follie-Anleihen halten und gegen die Bank klagen wollen. Erhalten sie eine Entschädigung, verdient Kintis mit.
«Es ist eine ziemlich vertraute Situation, und ich habe mich entschlossen, mich wieder zu engagieren.»
Wer sich mit einer Grossbank anlegt, kann das auch mit zweien tun. Die Greensill-Affäre sei sehr ähnlich wie Folli Follie. Die CS scheine einige Warnsignale übersehen zu haben. «Es ist also eine ziemlich vertraute Situation, und ich habe mich entschlossen, mich wieder zu engagieren», so Kintis. Seit wenigen Tagen sucht er nun enttäuschte Greensill-Anleger, die gegen die Bank vorgehen wollen.
Auf dem Schweizer Finanzplatz kommt er damit schlecht an. «Alcimos ist immer recht aktiv gewesen, um aus dem Folli-Follie-Umfeld ein paar klagewütige Investoren zusammenzutrommeln – soviel mir bekannt ist, mit bescheidenem Erfolg», sagt ein Vermögensverwalter. Dass nun Kintis Greensill-Anleger angeht, passe wohl in sein Beuteschema, sagt ein anderer. Er zweifle an dessen Seriosität, auch weil er versuche, mit allen möglichen Mitteln an Investoren zu gelangen – zum Beispiel über die Medien.
Kintis gibt sich weiter bescheiden. Er erledige nur die forensische Arbeit, danach müsse er Anwälte davon überzeugen, dass es einen Fall gebe, der sich auch vor Gericht gewinnen lasse, und Investoren finden, die ein Verfahren finanzieren wollten – ob sich das dann für ihn gelohnt hat, wird sich erst an dessen Ende zeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.