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Finanzskandal
Credit Suisse war bei Greensill gewarnt

Schild am Eingang der Greensill-Bank in Bremen. Das Institut wurde nun von der deutschen Finanzaufsicht Bafin geschlossen. 
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Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» gab es bereits 2019 Hinweise darauf, dass Investments in Wertpapiere der Boutique Greensill Gefahren bergen. So waren die fraglichen Papiere, in die vier nun geschlossene Fonds der Credit Suisse investierten, nur von einer kleinen Gruppe Versicherer gegen den Ausfall versichert. Der Rückzug eines Versicherers ist nun der Grund dafür, warum die Grossbank Anfang der Woche die Rücknahme der Fondsanteile aussetzte. Investoren kommen nun nicht mehr an ihr Geld.

Laut dem Bericht versicherte im Sommer 2019 eine Tochter der Insurance Australia Group bereits 40 Prozent der Wertpapiere, welche der grösste der vier fraglichen Credit-Suisse-Fonds hielt. Die Verantwortlichen der Grossbank wollten das Versicherungsrisiko besser streuen und dazu entsprechende Regeln erlassen; doch laut dem Bericht ist dies nie geschehen. Credit Suisse wollte sich nicht dazu äussern.

Unklar ist, wie es mit den Fonds nun weitergeht. Die Grossbank verspricht, zumindest die Bargeldbestände auszuzahlen. Was mit Wertpapieren der Fonds passiert und wie hoch die Verluste sind, dazu schweigt die Bank.

Die Schweizer Ratingagentur Independent Credit View warnte ihre Kunden bereits 2019 davor, Papiere der nun zusammengebrochenen Greensill-Bank zu kaufen. Diese hatte ebenfalls Kundengelder in die mit Lieferantenforderungen besicherten Wertpapiere investiert.

So funktionieren die Verbriefungen

Die fraglichen Anleihen, die Greensill gegeben hatte, basieren auf Lieferantenforderungen. Das heisst: Ein Unternehmen bestellt Ware bei einem Zulieferer. Greensill kauft dem Lieferanten die offene Rechnung ab und zahlt ihm das Geld sofort mit einem Abschlag aus. Der Besteller der Ware zahlt Greensill später den vollen Rechnungsbetrag. Diese kurzlaufenden Forderungen hat Greensill verbrieft, versichert und an die vier Fonds der Credit Suisse verkauft.

Die Ausfallversicherung für die Wertpapiere ist ein entscheidender Bauteil des Konstrukts. Ohne diese Absicherung hätte es keine Abnehmer für die Papiere gegeben. Das Problem: Im Juni 2020 stammten 75 Prozent dieser Absicherung von nur zwei Versicherungsgesellschaften: der Tokio Marine und der Tochter der Insurance Australia. Im Juli 2020 hatte die Tokio Marine Greensill angekündigt, ab März keine neuen Wertpapiere mehr zu versichern.

Trotz der Warnhinweise stellte die Grossbank im vergangenen Dezember das Geschäft mit Fonds für Lieferantenforderungen auf einem Investorentag noch als Wettbewerbsvorteil der Asset-Management-Sparte dar.