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US-Waffen unter Taliban-Kontrolle
22'174 Humvees, 358'530 Sturmgewehre, 33 Blackhawks

Flugzeuge, moderne Sturmgewehre und vieles mehr: Taliban inspizieren eine Maschine der afghanischen Luftwaffe am Flughafen von Kabul (31. August 2021).
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Geschätzte 83 Milliarden Dollar haben die USA in den letzten zwanzig Jahren investiert, um die afghanischen Streitkräfte zu trainieren und auszurüsten. Ein Drittel davon wurde für Waffen und militärisches Equipment ausgegeben. Genützt hat es wenig – im Gegenteil: Nicht nur sind die Regierungstruppen innerhalb kürzester Zeit überrannt worden. Sie haben den Taliban auch fast das gesamte Arsenal hinterlassen.

Auf Fotos und in Videos präsentieren die islamistischen Kämpfer stolz ihre Beute. Sie haben ihre Kalaschnikows gegen moderne Sturmgewehre eingetauscht und ihre Motorräder gegen gepanzerte Fahrzeuge. Wie viel Kriegsmaterial genau in ihre Hände fiel, ist schwierig zu sagen. Eine Quelle ist ein Bericht des US-Rechnungshofs von 2017. Diesem zufolge haben die afghanischen Streitkräfte allein zwischen 2003 und 2016 über 75’000 amerikanische Fahrzeuge erhalten, darunter minensichere Trucks.

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Während der jahrelangen Kämpfe hatten die Taliban immer wieder US-Waffen erbeutet. Aber jetzt sind ihnen riesige Bestände aus den Lagerhäusern der 180’000 Mann starken Armee und der 120’000 Polizisten und Sicherheitsbeamten in die Hände gefallen: ein Arsenal, über zwanzig Jahre angehäuft.

Drohnen, Funkgeräte und weiteres technisches Material nennen die Taliban jetzt wohl ihr Eigen. Unmengen an Munition und fast 600’000 Handfeuerwaffen wurden zwischen 2004 und 2016 nach Afghanistan importiert, fabrikneue Pistolen, Sturmgewehre, Maschinengewehre, Granaten- und Raketenwerfer. Auch amerikanische Scharfschützengewehre sind auf den Siegerfotos der Taliban immer wieder zu sehen.

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Gemäss dem Bericht wurden zwischen 2007 und 2016 insgesamt 208 Helikopter und Flugzeuge an den Hindukusch geliefert. Und die meisten davon waren auch im Juni 2021 noch im Einsatz, wie ein anderer Report der Aufsichtsbehörde der US-Regierung für den Wiederaufbau Afghanistans zeigt. Die Regierungstruppen verfügten unter anderem über 23 Super-Tucanos, bestückt mit Maschinenkanonen, Raketen und Wärmebildgeräten. Die leichten Kampfflugzeuge galten als eine der wirksamsten Waffen im Kampf gegen die Taliban.

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Wie gut die Taliban mittlerweile ausgerüstet sind, demonstriert ihre Spezialeinheit «Badri 313». Statt Turban trägt sie Helme mit Nachtsichtgeräten, statt traditioneller Gewänder Tarn-Uniformen und kugelsichere Westen, statt Sandalen schwere Kampfstiefel. Grosse Teile der Ausrüstung stammen ursprünglich aus den USA. Die Elitetruppe hat für die Propaganda der Islamisten einen besonderen Stellenwert und besetzte den Flughafen von Kabul nach dem endgültigen Abzug der US-Truppen als erste. Ein Video von Nabih Bulos, Korrespondent für die «Los Angeles Times», zeigt, wie die Kämpfer einen Hangar mit zurückgelassenen Chinook-Helikoptern inspizieren.

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Die dargestellten Zahlen zeigen nur einen Teil der Lieferungen, die bis 2016 von den USA an die afghanische Armee gingen. Insgesamt kamen wahrscheinlich noch mehr Waffen, Fahrzeuge und Flugzeuge ins Land. Andererseits ist hier nicht berücksichtigt, dass in der Zwischenzeit auch wieder Material aufgebraucht oder zerstört wurde. Laut eigenen Angaben haben die US-Truppen vor ihrem Abzug zurückgelassene Ausrüstung unbrauchbar gemacht. Dazu zählen Dutzende gepanzerte Fahrzeuge, Flugzeuge und das Raketenabwehrsystem C-RAM. Zudem sind etliche afghanische Piloten mit ihren Flugzeugen nach Usbekistan geflohen.

Trotzdem haben die Amerikaner indirekt ihre Feinde bewaffnet. Man wisse nicht ganz genau, wie viel Kriegsmaterial verloren gegangen sei, sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan am 17. August in einer Pressekonferenz des Weissen Hauses. «Aber sicherlich ist ein beträchtlicher Teil davon in die Hände der Taliban gefallen.» Diese sind jetzt noch besser ausgerüstet. Ob sie alles nutzen können, ist fraglich. Die Taliban brauchen Techniker und Piloten, um die Tucano-Jets und Blackhawk-Helikopter einzusetzen. Sie könnten die früheren Regierungspiloten und Spezialisten zwingen, für sie zu arbeiten.

Aber Militärexperten glauben nicht, dass die Taliban eine eigene Luftwaffe aufbauen beziehungsweise unterhalten können, wie verschiedene US-Medien schreiben. Befürchtet wird vielmehr, dass einfacher zu handhabende Waffen wie Sturmgewehre und Artilleriegeschütze zur Tötung von Zivilisten oder zur Niederschlagung jeglichen Widerstands eingesetzt werden. Oder dass sie in die Hände von anderen militanten Gruppen wie dem sogenannten Islamischen Staat gelangen könnten, die Stützpunkte der USA und ihrer Verbündeten in der Region angreifen.