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Sind sie wirklich isoliert?
Diese Länder haben noch keine bestätigten Corona-Fälle

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Bis zum 12. Januar war das neuartige Coronavirus ein rein chinesisches Problem. Kein anderes Land registrierte Fälle. Doch seither breitete sich Sars-CoV-2 in Windeseile auf der ganzen Welt aus. Schon wenige Wochen später wurden fast überall Infektionen gemeldet. Heute gibt es mehr als 1,3 Millionen bestätigte Fälle in 181 Ländern.

Da bleiben nicht mehr viele übrig. Die UNO hat 193 Mitglieder. Hinzu kommen der Staat Vatikanstadt und einige Territorien wie Taiwan oder Kosovo, bei denen die Staatseigenschaft umstritten ist. Die BBC zählte kürzlich 18 Länder, die offiziell keine Corona-Fälle verzeichnen. Inzwischen sind es noch 16, wie ein Abgleich mit den Daten der Johns-Hopkins-Universität zeigt: Jemen, Kiribati, Komoren, Lesotho, Marshall-Inseln, Mikronesien, Nauru, Nordkorea, Palau, Salomonen, Samoa, Tadschikistan, Tonga, Turkmenistan, Tuvalu und Vanuatu.

Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  1. Länder, die nicht fähig sind zu testen
  2. Länder, die Fälle verschweigen
  3. Länder, die tatsächlich isoliert sind

Länder, die nicht fähig sind zu testen

Der afrikanische Kontinent ist bislang von einem grossen Ausbruch des Coronavirus verschont worden – zumindest besagt das die Statistik. Gesundheitsexperten vermuten aber, dass die Fallzahlen viel höher sind als ausgewiesen. Als die ersten Infizierten bestätigt wurden, waren der WHO zufolge gerade einmal zwei Länder imstande, Tests durchzuführen. Mittlerweile sind es immerhin 47 von 54 afrikanischen Staaten. Dass viele Länder nur wenige sowie die Komoren und Lesotho noch gar keine Fälle ausweisen, dürfte sicher auch mit der fehlenden Ausrüstung und mangelnden Infrastruktur zusammenhängen.

In etlichen afrikanischen Ländern ist man noch nicht so weit: Eine Corona-Untersuchung in Kenia (5. April 2020).

Das trifft auch auf den Jemen zu. Das Land ist kaum in der Lage, Ansteckungen zu protokollieren. Seit mehr als fünf Jahren wird es vom Krieg zwischen den Huthi-Rebellen und einer von Saudiarabien angeführten Militärkoalition verheert. Zehntausende sind in Kampfhandlungen getötet worden oder wegen der grassierenden Hungersnot umgekommen. Die WHO bezeichnet die Lage als «grösste humanitäre Katastrophe der Welt».

Länder, die Fälle verschweigen

Auch die Situation der Bevölkerung in Nordkorea wird international kritisiert. Das Regime von Machthaber Kim Jong-un sorgt aber dafür, dass kaum Informationen über die Lage im Land nach aussen gelangen. Dass es hier noch keine Corona-Fälle geben soll, wird von Beobachtern stark angezweifelt – zumal Nordkorea an China grenzt und mit der Volksrepublik einen regen Warenaustausch unterhält.

Die gut informierte Nachrichtenagentur Daily NK, die von Südkorea aus über das nördliche Nachbarland berichtet, meldete schon Anfang März Todesfälle und Quarantäne-Massnahmen. Es wird vermutet, dass Kim Jong-un den Ausbruch vor seinem Volk verheimlicht, um sein System einmal mehr als überlegen darzustellen.

Alles unter Kontrolle: Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un gaukelt seinem Volk Sicherheit in der Corona-Krise vor (20. März 2020).

Auch im Fall von Turkmenistan ist es höchst unwahrscheinlich, dass es noch zu keiner Ausbreitung gekommen ist. Es grenzt zwar nicht an China, aber an den Iran, der mit über 60’000 Fällen zu den am stärksten betroffenen Ländern weltweit gehört. Turkmenistan ist eine repressive Autokratie, auf offizielle Statistiken ist laut Kennern des Landes kein Verlass. «Wir wissen, dass die Regierung schon etliche Epidemien verschwiegen hat», sagte Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine zur BBC.

Länder, die tatsächlich isoliert sind

Ganz anders sieht es in Nauru aus, einem winzigen Inselstaat mit etwa 10’000 Einwohnern. Er gehört zu den wenigen Ländern, die wohl tatsächlich noch nicht vom Virus heimgesucht wurden. Nauru liegt isoliert im Pazifischen Ozean fast 320 Kilometer von jedem Ort entfernt und wird kaum von Touristen besucht. Weil das Land aber nur ein Spital hat, wäre es bei einer Epidemie hoffnungslos überfordert. Schon am 2. März verhängte es deshalb Einreisebeschränkungen und reduzierte die Flüge ins Land. Alle Ankommenden müssen zuerst zwei Wochen in Quarantäne.

Auch andere kleine Pazifikstaaten haben inzwischen den nationalen Notstand ausgerufen, darunter Kiribati, Tonga und Vanuatu. Sie alle gehören gemäss UNO-Angaben zu den am wenigsten besuchten Orten der Welt. «Die Isolation war für diese Inseln immer ein Problem – jetzt ist sie ein Schutz», sagte der frühere WHO-Beauftragte Colin Tukuitonga, der selbst aus Niue im Südpazifik stammt. Das seien kleine und fragile Nationen mit schwachen Gesundheitssystemen. Viele hätten keine Beatmungsgeräte. «Wenn es zu einem Ausbruch käme, würde die Bevölkerung dezimiert werden», warnte er gegenüber der BBC.

Prekäre Verhältnisse: Viele Spitäler auf Pazifikinseln wie hier in Kiribati wären bei einen Corona-Ausbruch heillos überlastet.

Die Länder versuchen nun, so lange wie möglich keine Ansteckungen zuzulassen und Inseln in der weltweiten Corona-Pandemie zu bleiben. Dass sie ganz verschont werden, bezweifeln allerdings viele Gesundheitsexperten. Sie gehen davon aus, dass Sars-CoV-2 irgendwann jedes Land der Welt erfasst.