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Covid mischt Jobmarkt auf
Diese Angestellten sind jetzt besonders gesucht

Genug Arbeit auch in Krisenzeiten: Ein Maler montiert Dichtungen an der Tür einer Wohnung.
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Handwerk hat goldenen Boden – jedenfalls soweit es im Bau beschäftigt ist. Die Redewendung gilt in Corona-Zeiten mehr denn je: Zu den Berufen, die sich als besonders krisenresistent erweisen, gehören Maler und Gipser, Boden- und Plattenleger oder auch Bauspengler und Dachdecker.

Der Stellenmarkt insgesamt ist durch die Pandemie empfindlich ausgebremst worden. Vom Einbruch ab Ende Februar bis Anfang April – also während des harten Lockdown – hat er sich nicht erholt. Dies, obwohl seither das Stellenangebot wie auch die Nachfrage stetig zugenommen haben. Die seit Ende Oktober wieder verschärften Corona-Schutzmassnahmen haben bislang keine Bremsspuren hinterlassen. Augenfällig ist ferner, dass die üblichen saisonalen Schwankungen, wie zum Beispiel Ferienzeiten, durch Corona überlagert wurden.

Dies zeigt eine Erhebung des Online-Stellenportals Jobcloud – das wie dieses Newsportal zur TX Group gehört – in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Ausgewertet wurden dabei mehrere Hunderttausend Stelleninserate und Millionen von Klicks auf den Portalen Jobs.ch und Jobup.ch.

Geringes Interesse an Bauberufen

Dabei offenbart sich, dass die Corona-Krise zu einer ausgeprägten Selektion in Gewinner und Verlierer beigetragen hat. «Während die Gastronomie erwartungsgemäss stark leidet, zeigt sich die Baubranche sehr robust», sagt Davide Villa, Chef von Jobcloud. «Maler, Gipser oder auch Bodenleger sind im dritten Quartal von Deutschschweizer Arbeitgebern sogar noch mehr gesucht gewesen als vor der Krise.»

Diese Tätigkeiten waren von den Corona-bedingten Restriktionen nur marginal betroffen. «Hinzu kommt», so Villa, «dass sich viele Leute mit ihrem Zuhause auseinandergesetzt haben. Das hat möglicherweise zu zusätzlichen Aufträgen geführt.»

«Wir beobachten schon seit einigen Jahren eine sehr tiefe Aufmerksamkeit seitens der Stellensuchenden für die Baubranche.»

Nicoline Scheidegger, Dozentin am Zentrum für Unternehmensentwicklung

Die stärkere Nachfrage von Arbeitgebern nach Bauhandwerkern fällt zusammen mit einem geringen Angebot an Fachkräften. «Wir beobachten schon seit einigen Jahren eine sehr tiefe Aufmerksamkeit seitens der Stellensuchenden für die Baubranche», sagt Nicoline Scheidegger, Dozentin am Zentrum für Unternehmensentwicklung der ZHAW. Entsprechend gross sei der Fachkräftemangel, zumal der Bau kaum Einbrüche bei den Aufträgen zu verzeichnen gehabt habe.

Anders bei Metzgern, Bäckern, Konditoren oder Käsern, die von Restaurantschliessungen und Veranstaltungsabsagen stark betroffen waren. Deren Stellenanzeigen sind laut Scheidegger auf die Hälfte geschrumpft. Allerdings konnten sich diese Berufe, so die ZHAW-Dozentin, «recht gut erholen, sowohl was die angebotenen Stellen als auch was die Aufmerksamkeit gegenüber diesen Stelleninseraten betrifft».

Guter Zeitpunkt für Talentsuche

Ähnlich wie im Bau ist die Lage im Bereich Medizin, Pflege und Therapie: Der Rückgang bei den Stellenausschreibungen während des Lockdown war vergleichsweise moderat, und das geringe Interesse der Jobsuchenden erschwert den Arbeitgebern die Rekrutierung neuer Leute in ausreichender Zahl und Qualität. Auch hier, stellt Davide Villa fest, «mangelt es nicht erst seit gestern an Fachkräften». In der aktuellen Krise sei teilweise sogar mehr Personal gesucht worden als zuvor, gleichzeitig gebe es aber nicht mehr Jobsuchende.

Natürlich gibt es auch Berufsfelder, in denen eine grosse Aufmerksamkeit der Stellensuchenden auf ein bescheidenes Jobangebot trifft. Das gilt etwa für Marketing, Kommunikation und Redaktion – wo der Lockdown-Einbruch besonders ausgeprägt war –, für Administration, Personalwesen und Consulting oder für Bewachung, Polizei und Rettung. Bei Jobs in den Bereichen Bewachung und Rettung sei das Angebot stets gering, und man sehe bereits seit Jahren eine besonders grosse Nachfrage, ergänzt Villa.

«Covid-19 verändert nachhaltig, wie wir in der Schweiz arbeiten, und fördert insbesondere digitale, dezentrale und flexible Arbeitsformen.»

Frank Hannich, Dozent für Marketing und Kundenbeziehungsmanagement an der ZHAW

«Covid-19 verändert nachhaltig, wie wir in der Schweiz arbeiten, und fördert insbesondere digitale, dezentrale und flexible Arbeitsformen», betont Frank Hannich, Dozent für Marketing und Kundenbeziehungsmanagement an der ZHAW. Aus den Daten der Erhebung könnten die Verwerfungen am heimischen Arbeitsmarkt genau nachgezeichnet werden.

Aus Sicht von Davide Villa ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um neue Mitarbeitende einzustellen: «Ein Unternehmen, das heute langfristig denkt, wird auch kurzfristig belohnt werden, wenn es darum geht, passende Talente zu finden.»