Probefahrt Dacia Jogger 140 HybridDie Zeichen stehen auf Erfolg
Dacia strebt unbeirrt vorwärts. In Europa hat sich die Renault-Tochter bei den Privatkunden bereits an die Spitze gekämpft, nun legen die Rumänen mit einem ersten Hybridmodell nach.
Welches war das meistverkaufte PW-Modell in Europa in den letzten fünf Jahren? Viele würden darauf mit «VW Golf» antworten, andere vielleicht den Skoda Octavia oder gar den Tesla Model Y nennen. Doch weit gefehlt: Den Spitzenplatz in Europa nimmt seit 2017 der Dacia Sandero ein. Das trifft zwar nur bei den Privatkunden (ohne Flottengeschäft) zu, ist aber dennoch beachtlich. Doch damit nicht genug: Auf Platz zwei folgte im vergangenen Jahr mit dem Duster ein weiteres Modell der Rumänen, das bei den meistverkauften SUV ausserdem den ersten Rang eroberte. Und der Spring, Dacias erstes und bisher einziges Elektroauto, landete auf Rang drei bei den Stromern. Insgesamt schloss die Renault-Tochter das vergangene Jahr in acht europäischen Ländern in den Top 3 der meistgekauften Marken ab. Und in der Schweiz, wo nach wie vor gern hochpreisige Autos gekauft werden, hat die Billigmarke mit einem Marktanteil von 3,2 Prozent längst etablierte Marken wie Peugeot oder Kia überholt und liegt nur noch knapp hinter der Muttermarke Renault.
Es ist eine beachtliche Erfolgsstory, die Dacia in Westeuropa hingelegt hat. Mit äusserst preiswerten Produkten und einem guten Gespür für Marketing hat die Marke eine grundsolide Basis gelegt – nun streben die Rumänen nach mehr. Mit einem geschärften Design, einem neuen Logo und grossen Plänen, in denen unter anderem ein grosser SUV und immer hochwertigere Ausstattungs-Features eine Rolle spielen, schreiten die Rumänen mit breiter Brust in die Zukunft. Natürlich ist dabei auch die Elektrifizierung ein Thema: Nach dem erwähnten E-SUV Spring, einem direkten Ableger eines für China entwickelten Renault-Modells, wird nun der seit einem Jahr erhältliche Jogger zum ersten Hybridmodell der Billigmarke. «Der Jogger Hybrid 140 kommt für uns zu einem guten Zeitpunkt», ist Vizepräsidentin Xiaoyan Hua-Schwab überzeugt. «Im vergangenen Jahr hat sich einer von vier C-Segment-Kunden in Europa für einen Hybrid entschieden. Mit dieser Variante wird der Jogger noch mehr Kunden in diesem Segment ansprechen.»
Klar im Vorteil
Den Dacia-Kunden dürfte es bei diesem Hybridmodell aber nicht in erster Linie um den besseren Verbrauch gehen. Die neue Modellvariante, die einen turbolosen 1,6-Liter-Benzinmotor mit einem Elektromotor und einem Hochspannungs-Starter-Generator kombiniert, ist aus anderen Gründen attraktiv: Mit immerhin 104 kW/140 PS Leistung ist sie klar kraftvoller als die einzige andere Motorisierung im Angebot, ein Dreizylinder-Benziner mit 81 kW/110 PS. Es ist zudem die einzige Jogger-Variante mit einem Automatikgetriebe. Ausserdem bietet der Hybrid 140 auch digitale Armaturen auf einem schicken Display hinter dem Lenkrad – ein Feature, das der Hybridversion vorbehalten ist.
Dennoch ist der Hybrid deutlich sparsamer als der weiterhin erhältliche Dreizylinder-Benziner: 5,1 Liter Normverbrauch stehen 5,9 Litern gegenüber. Der 4,55 Meter lange Kombi, der als Fünf- und als Siebenplätzer erhältlich ist, fährt nur auf kurzen Distanzen rein elektrisch, schaltet den Verbrennungsmotor etwa beim Anfahren oder beim gemütlichen Dahinrollen aus. Die dazu notwendige Traktionsbatterie mit einer Kapazität von 1,2 kWh haben die Ingenieure unter der Rückbank (zweite Reihe) untergebracht. «Das wurde so konzipiert, damit das volle Ladevolumen bestehen bleibt», erklärt Produktmanager Vincent Elli. Das ist schliesslich ein gewichtiges Argument für den Jogger: Als Fünfplätzer bietet er einen riesigen Laderaum mit 829 Litern Fassungsvermögen, das mit umgeklappten Rücksitzen auf 2094 Liter erweitert werden kann. Als Siebensitzer variiert das Ladevolumen zwischen 212 und 2085 Litern.
Preislich konkurrenzlos
Mit dem neuen Antriebsstrang, der bei Renault bereits seit zwei Jahren eingesetzt wird, spurtet der Dacia Jogger munter vorwärts, rollt komfortabel ab und lässt sich einfach und präzis durch Kurven lenken. Negativ aufgefallen ist lediglich die Geräuschkulisse unter Volllast – doch das muss man in dieser Preisklasse hinnehmen. Denn schliesslich ist der Hybrid-Kombi ein echter Preisbrecher: Die fünfsitzige Version startet in der Schweiz bei 24'990 Franken, der Siebensitzer in der Topvariante Extreme ist ab 26'390 Franken erhältlich. Der Aufpreis gegenüber der Dreizylinderversion beträgt 4800 Franken, was in Anbetracht der besseren Fahrleistungen, des tieferen Verbrauchs und der besseren Ausstattung gerechtfertigt ist.
Erfolgreich war der Dacia Jogger bisher auch ohne Hybridversion – der vor einem Jahr lancierte Kombi hat mit seiner Kombination aus riesigem Platzangebot, schickem Design und einer modernen Ausstattung zum unschlagbaren Preis bereits rund 100'000 Käufer angelockt. «Er bietet klar das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in seinem Segment», unterstreicht Betty Wendling, die bei Dacia für die Vermarktung verantwortlich ist. Und sie hat recht: Kein Konkurrent kommt preislich auch nur in die Nähe des Jogger Hybrid 140 – am ehesten der Fiat Tipo Kombi, dessen vergleichbare Hybridvariante mit ordentlich Rabatt derzeit für 34'790 Franken angeboten wird. So ist der Preis zwar nach wie vor das Hauptargument für Dacia, inzwischen haben sich die Modelle aber auch bei einer nicht preissensitiven Kundschaft verbreitet. Die Zeichen, dass der Siegeszug der Rumänen weitergeht, stehen gut.
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